Medienkompetenz: «Entscheidend ist die Einbettung der Game-Welt ins Umfeld»

Die SRG Bern Freiburg Wallis will die Medienkompetenz des Publikums fördern. Im Fokus der jüngsten Infoveranstaltung standen die Gratis-Spiele und Game-Apps auf Handys. Der Anlass wurde zu einem Publikumserfolg und beantwortete viele offene Fragen.

– Von Ueli Scheidegger

Der Anlass «Gratis-Spiele und Game-Apps – ein Kinderspiel?» lockte über 100 Erwachsene an. Durchwegs Interessierte oder mit der Game-Welt Konfrontierte. «Es braucht in der Schule Leute, die Wissen und Können im Bereich Medien/ICT haben», forderte Guido Berger, Leiter SRF-Digitalredaktion und Game-Experte bei Radio SRF 3. Der Lehrplan 21 –

«Es braucht in der Schule Leute, die Wissen und Können im Bereich Medien/ICT haben» Guido Berger, Leiter SRF-Digitalredaktion und Game-Experte bei Radio SRF 3

zurzeit in der Vernehmlassung – gehe in die richtige Richtung. Es werde jedoch kaum möglich sein, dass alle Eltern und Lehrkräfte in diesem Fachbereich mithalten könnten. «Die Schulen müssen auch die Eltern mitnehmen», wandte er sich an die zahlreichen Lehrerinnen und Lehrer im Saal des SRF-Studios Bern.

Stark veränderte Spielwelt

Die Spielwelt habe sich in den letzten Jahren stark verändert und mit den Game-Apps sei ein totaler Preiszerfall einhergegangen. Während die Konsolen-Spiele noch 50 bis 80 Franken kosteten, sei der Start der Spiele auf dem Smartphone oft gratis. Irgendwann koste dann aber fast jedes Spiel. «Die Industrie will ja ihre Millioneninvestitionen bezahlt haben.» Sie versuche deshalb, die Kids möglichst lange im Spiel zu halten und natürlich auch – wie im Detailhandel – die Leute mit Schnäppchen und Spezialangeboten zum Kauf zu bewegen. Praktisch allen Games gemeinsam seien die weichen Schranken: An erster Stelle kommt der Spass, das Geld dürfe erst relativ spät ins Spiel kommen.

Eltern müssen Grenzen setzen

«Entscheidend ist die Einbettung der Spielwelt ins Umfeld,» fasste Prof. Thomas Merz, Prorektor und Fachbeauftragter für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Thurgau, seine Überzeugung zusammen. Für ihn ist klar: Eltern sollen die Kids spielen lassen. Sie sollen sich mit ihnen aber möglichst oft auch über die Spielwelt austauschen und die Erfahrungen in den Alltag einbauen. Er sagte aber auch dezidiert: Eltern müssen

«Wir müssen die Kinder in ihrer Entwicklung fördern und ihnen Verantwortung übertragen.» Prof. Thomas Merz, Prorektor und Fachbeauftragter für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Thurgau

Grenzen setzen. «Das Familienleben lässt sich nicht mehr vom Medienumfeld trennen», so Merz. «Wichtig ist, was wir unseren Kindern mitgeben, um die Medien zu nutzen. Wir müssen die Kinder in ihrer Entwicklung fördern und ihnen Verantwortung übertragen.» Ohne diese ständige Kommunikation zwischen Eltern und Kindern berge die Spielwelt Risiken: unmittelbare Wirkungen auf die Gesundheit etwa oder übermässig hoher Spielkonsum zu Lasten wichtiger anderer Erfahrungen, Aufgaben, Sozialkontakten und Beziehungen oder die einseitige Fokussierung auf eine Thematik.

Tipps und Tricks

«Wenn wir die Spielsprache nicht verstehen, wird eine Verständigung mit den Kids sehr schwierig», ist Guido Berger überzeugt, «wir müssen wegkommen von diesem Analphabetismus». Er rät Erwachsenen dringend, sich für die Spielwelt (inkl. Game-Apps) zu interessieren, die Spiele auszuprobieren. «Wie informiere ich mich über Spiele?», wollte ein Grossvater wissen.

«Wie informiere ich mich über Spiele?» Ein interessierter Grossvater

Viele Informationen sind auf der Website www.jugend.ch. Zudem stellt Radio SRF 3 jede Woche ein neues Spiel vor («Game- Tipp» jeweils Mittwoch um 14.10 Uhr). Um die Kosten in der Game-Welt nicht ins Unermessliche wachsen zu lassen, sind Geschenkkarten oder Gutschriften zu empfehlen, anstatt den Kids das Passwort zur Kreditkarte zu überlassen.

Ueli Scheidegger

Bild: Colourbox

Tipp! Lesen Sie auch den Artikel «Einzug der Medien ins Schulzimmer», LINK 03/2013

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