Bei Anruf Alarm – wie das Radio im Ernstfall informiert
Bei einem Grossereignis tritt das Icaro-Alarmsystem in Kraft. Bei Radio SRF ist Georg Auf der Maur* verantwortlich dafür, dass die Bevölkerung flächendeckend informiert wird, und seine Kolleginnen und Kollegen wissen, was im Notfall zu tun ist.
Die drei knallroten Telefone stehen unauffällig auf einem Rollkorpus im Redaktionsraum des SRF-Radiostudios Bern und sehen aus wie Spielzeugmodelle. Doch wenn jenes mit der Aufschrift «Icaro» durchdringend schrillt, herrscht Alarm. Denn diese Nummer ist nur den Kantonspolizeien, den Stadtpolizeien Zürich und Winterthur sowie der Nationalen Alarmzentrale bekannt: Icaro (Information Catastrophe Alarme Radio Organisation) ist das Alarmsystem in Krisen- und Katastrophenfällen sowie bei ausserordentlichen Ereignissen mit Katastrophencharakter und stützt sich auf Bestimmungen im Radio- und Fernsehgesetz, das für derartige Fälle eine Verbreitungspflicht enthält.
Die Verantwortung dafür liegt bei Georg Auf der Maur. 1985 bei der SRG eingetreten, wurde er in den 90er Jahren Zuständiger für die Alarmorganisation von Radio SRF, mit etwas Nervenflattern: «Ich hatte Respekt davor. Da war diese Angst, dass das System im Ernstfall nicht funktioniert oder jemand einen Alarm verpasst», erinnert sich Auf der Maur. Der 64-Jährige, der im Berner SRF-Studio bei den Nachrichten arbeitet, tut alles dafür, damit seine Ängste nicht wahr werden. So wird die Funktion der drei Telefone (zwei davon dienen als Backup-Apparate) zweimal wöchentlich überprüft. Die Mitglieder der Nachrichtenredaktion, die für die Übermittlung von Alarmmeldungen zuständig sind, werden zudem regelmässig geschult.
Per Icaro-Knopf auf allen Kanälen
Kommt ein Alarm rein, muss er so schnell wie möglich auf allen deutschsprachigen SRF-Radiokanälen verbreitet werden. Sämtliche Programme einzeln zu verständigen, würde jedoch viel zu lange dauern. Deshalb sind die Nachrichtenstudios in Bern mit einem speziellen Icaro-Knopf ausgerüstet. «Wenn der gedrückt wird, werden alle SRF-Radioprogramme unterbrochen und der diensthabende Nachrichtenredaktor in Bern kann die Meldung über alle Ketten von Radio SRF verbreiten.» So geht eine Icaro-Meldung in Windeseile durch den Äther: «Das geschieht innerhalb von zwei bis drei Minuten nach Eingang des Alarms.»
Grösseres Sicherheitsgefühl
Flächendeckender Icaro-Alarm herrschte etwa, als vor zwei Jahren in Altdorf eine Biogasanlage brannte und die Gefahr einer Explosion bestand. Ebenso als 2008 im zürcherischen Adliswil das Trinkwasser verschmutzt war und es nicht getrunken werden durfte. «Durchschnittlich haben wir ein- bis zweimal im Jahr einen solchen Alarm», schätzt Auf der Maur. Ist die Gefahrenstufe geringer oder das Ereignis nur regional von Bedeutung, wird Icaro in reduzierter Form angewendet und die Meldungen werden nur über Radio SRF 1 und Radio SRF 3 gesendet.
Die Beschäftigung mit Krisen und Katastrophen hat Georg Auf der Maur nicht etwa ängstlicher werden lassen. Im Gegenteil: «Mein Sicherheitsgefühl ist dadurch gewachsen», findet der stattliche Mann. Vor den Leistungen der Blaulichtorganisationen – Polizei, Feuerwehr, Sanität – habe er grossen Respekt: «Diese Leute sind alle sehr gut ausgebildet und motiviert. In der Schweiz haben wir einen hohen Standard für die Bewältigung von Notfällen.»
Anmerkung der Redaktion, Dezember 2016: ACHTUNG, DIES IST EIN TEXT AUS DEM ARCHIV! Heute ist Roman Mezzasalma für Icaro zuständig, Georg Auf der Maur ist SRF-Chief Security Officer. Alle weiteren Angaben sind nach wie vor aktuell.
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