Artikel im Onlineportal von SRF über den Agrarbericht beanstandet
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Mit E-Mail vom 18. November kritisieren Sie den Beitrag über den Agrarbericht im Onlineportal des SRF. Sie sind der Auffassung, wonach die Berichterstattung „weder Wahrheitsgetreu noch ausgeglichen“ sei. Den Erhalt Ihrer Eingabe habe ich mit meinem Brief vom 18. November bereits bestätigt.
Dabei musste ich feststellen, dass Ihre Kritik nicht eine Sendung, sondern einen Online-Beitrag von SRF betrifft. Gemäss Art. 91 Abs. 3 des Bundesgesetzes über Radio und Fernsehen ist die Prüfungsbefugnis der Ombudsstelle auf ausgestrahlte Sendungen beschränkt. Die übrigen publizistischen Angebote der SRG SSR wie Online- oder Teletextbeiträge gehören nicht dazu. Es ist mir deshalb nicht möglich, im Rahmen des gesetzlichen Verfahrens auf Ihre Beanstandung einzutreten.
Um diese Lücke zu füllen, hat die SRG SSR die Ombudsstelle auf freiwilliger Basis beauftragt, für ihre übrigen publizistischen Angebote zwischen Publikum und Redaktion zu vermitteln. Dieses Verfahren beruht also nicht auf dem Gesetz, sondern auf Art. 16 der Statuten SRG.D und begründet keine Rechtsansprüche. Ich nehme Ihre Beanstandung gerne im Rahmen dieses freiwilligen Verfahrens entgegen.
Wie üblich, habe ich die Verantwortlichen von SRF gebeten, zu Ihren Kritiken Stellung zu beziehen. Dies ist erfolgt und in der Zwischenzeit habe ich den von Ihnen kritisierten Artikel analysieren können. Ich bin somit in der Lage, Ihnen heute meinen Schlussbericht zu senden.
1. Sie begründen Ihre Kritik wortwörtlich wie folgt:
„Es wird extrem einseitig berichtet, und sogar im Titel geschrieben „die Landwirtschaft gefährdet die Böden“. Sämtlichen Positiven berichte im Agrarbericht wurden im Beitrag des SRF systematisch ausgeklammert, so zum Beispiel, dass im Agrarbericht steht „Die Entwicklung der Schwermetallgehalte über die letzten 20 Jahre ist gesamthaft erfreulich“.
Im SRF Beitrag wird geschrieben das der Phosphorgehalt massiv zunimmt, leider wurde in keinem Wort erwähnt das es zwei verschiedene Berechnungsmetoden gibt, und das die Berechnungsmetoden nach OSCE Standarten zu einem Ausgeglichenen Phosphorhaushalt kommt, und die Zunahme praktisch bei 0 ist, und in gewissen Betrieben sogar abnimmt.
Ich fordere das die SRF objektiv Berichtet und diesen Bericht korrigiert und in gleichem Ausmass veröffentlicht“.
2. Wie bereits gesagt, haben die Verantwortlichen von SRF zu Ihrer Kritik Stellung genommen. Ich möchte Ihnen das Schreiben von Herrn Roland Specker, Stellvertretender Leiter SRF News Online, nicht vorenthalten. Er argumentiert wie folgt:
„Gerne nehme ich Stellung zum Vorwurf von Herrn X, unsere Berichterstattung zum Agrarbericht 2014 sei weder wahrheitsgetreu noch ausgeglichen.
Zum Agrarbericht 2014 haben wir am 17. November zwei Artikel publiziert:
- „Agrarbericht: Ist bald Feierabend für unsere Böden?“ (Artikel-1)
- http://www.srf.ch/news/schweiz/agrarbericht-ist-bald-feierabend-fuer-unsere-boeden
- Publikation: Montag, 17. November 2014, 16:37 Uhr, letzte Aktualisierung um 20:28 Uhr
- Inhaltselemente:
- Artikel-Text
- Video: Tagesschau-Beitrag2 vom 17.11.14, 1:50 Min.
- Audio: Echo-der-Zeit-Beitrag v. 17.11.14, 5:17 Min.
- Textbox: Wie wirkt Phosphor?
- Textbox: Mehr zum Agrarbericht (Link zu Artikel-2) - Gewinner und Verlierer der Agrarreform (Artikel-2)
- http://www.srf.ch/news/schweiz/gewinner-und-verlierer-der-agrarreform
- Publikation: Montag, 17. November 2014, 15:50 Uhr, letzte Aktualisierung um 20:35 Uhr
- Inhaltselemente:
- Artikel-Text
- Video: Tagesschau-Beitrag1 vom 17.11.14, 1:50 Min.
- Audio: Rendezvous-Beitrag v. 17.11.14, 3:39 Min.
- Textbox: „Zu viel Mist und Gülle?“ (Link zu Artikel-1)
Herr X hat leider nicht näher ausgeführt, welchen der zwei Artikel er bemängelt. Aus seinem E-Mail schliesse ich aber, dass sich seine Kritik vorab am Artikel „„Agrarbericht: Ist bald Feierabend für unsere Böden?“ entzündet.
Den Vorwurf, wir hätten nicht wahrheitsgetreu berichtet, weise ich zurück. Sämtliche Zahlen beruhen auf dem Agrarbericht. Laut diesem werden jährlich 5900 Tonnen Phosphor in die Umwelt abgegeben und der seit den 90erJahren angesammelte Überschuss von rund 200‘000 Tonnen wächst demnach weiterhin jährlich an.
Die „Berechnungsmethode nach OSCE-Standard“, welche Herr X vermisst (ich nehme an, es geht um den OECD-Standard) haben wir nicht verschwiegen, sondern uns aus Gründen der besseren Verständlichkeit an der vom BFL angewandten Messmethode orientiert (Hoftorbilanz nach OSPAR).
Die Berichterstattung war nicht einseitig. Unsere beiden Artikel sind inhaltlich reichhaltig und zeichnen in ihrer Summe ein ausgewogenes Bild zum Agrarbericht 2014 und zu den aktuellen agrarpolitischen Herausforderungen. Bauernpräsident Markus Ritter hat in beiden Artikeln mehrfach Gelegenheit, seinen Standpunkt – auch zur Phosphor-Frage - darzulegen. Dies erfolgt in Text-, Audio- und Videoform. Im Rendezvous-Beitrag kommt zudem während fast vier Minuten der Bauer Marti zu Wort. Seine Nöte und das sich verändernde Berufsbild werden breit thematisiert.
Es ist überdies nicht richtig, dass wir die im Agrarbericht erwähnte erfreuliche Entwicklung bei den Schwermetallgehalten verschweigen würden. Diese wird im drittletzten Abschnitt des „Phosphor-Artikels“ ausdrücklich erwähnt.
Vorwerfen lassen müssen wir uns, dass im „Phosphor-Artikel“ der Standpunkt von Bauernpräsident Markus Ritter lediglich in Videoform (Tagesschau, v. 17.11.14) enthalten ist. Eine textliche Umsetzung seines Standpunktes wäre angebracht gewesen. Wir haben den Text darum wie folgt ergänzt: „Bauernpräsident Ritter weist die Kritik zurück. Die Ausbringung von Dünger sei in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. „Wir haben die Auflage nur so viel zu düngen, wie die Pflanzen verwerten können, alles andere ist nicht zulässig.“ Das werde sehr streng kontrolliert, so Ritter. Tatsächlich ist der Phosphor-Überschuss in den letzten zwanzig Jahren von jährlich 20‘000 Tonnen auf 6000 Tonnen gesunken. Gemäss Agrarpolitik 2014-17soll er weiter bis auf 4000 Tonnen jährlich sinken. Ich hoffe, diese Erläuterungen sind hilfreich für die Beantwortung von Herrn Xs Anfrage“.
3. Soweit die Stellungnahme der Verantwortlichen von SRF. Der Stv. Leiter SRF News Online, Roland Specker nimmt ausführlich zu Ihren Fragen Stellung und gibt offen zu, dass es ein Fehler war der Standpunkt von Bauernpräsident Markus Ritter lediglich in Videoform berücksichtigt zu haben.
Ich stelle mit Befriedigung fest, dass die Verantwortlichen von SRF, möglicherweise auch auf Grund von Ihrer Beanstandung, den Online Artikel mit den Ausführungen von Bauernpräsident Ritter ergänzt haben. Ich gehe somit aus, dass Ihr berechtigtes Anliegen mit dieser Ergänzung erfüllt ist.
4. Ich bitte Sie, das vorliegende Schreiben als meinen Schlussbericht entgegenzunehmen. Ich habe Sie bereits darüber informiert, dass das Bundesgesetz über Radio und Fernsehen im Zusammenhang mit den übrigen publizistischen Angeboten der SRG SSR wie Online- oder Teletextbeiträge kein Vermittlungsverfahren vor der Ombudsstelle vorsieht. Deshalb hat die SRG SSR für diese Angebote auf freiwilliger Basis ein Vermittlungsverfahren eingerichtet. Der Schlussbericht beendet dieses freiwillige Vermittlungsverfahren.
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