Hat «Islam-Arena» ein verzerrtes Islam-Bild vermittelt?

Ein Zuschauer beanstandet die «Islam-Arena» vom 23. Januar 2015 auf SRF 1. Die Auswahl und Platzierung der Gäste habe ein verzerrtes Bild von den Ansichten der muslimischen Bevölkerung vermittelt. Randpositionen hätten ein massives Übergewicht erhalten.

In der beanstandeten «Islam-Arena» als Hauptredner aufgetreten sind die Präsidentin des «Forums für einen fortschrittlichen Islam», Saida Keller-Messahli, und der Pressesprecher des «Islamischen Zentralrats Schweiz», Abdel Azziz Qaasim Illi. Der Beanstander bedauert, dass Farhad Afshar, Präsident der «Koordination Islamischer Organisationen Schweiz» (eine der Dachorganisationen gläubiger Muslime in der Schweiz) lediglich in der zweiten Reihe platziert wurde. Ausserdem sei nicht transparent gemacht worden, dass Keller-Messahli und Illi Organisationen repräsentierten, die «ausgesprochen kleine Gruppierungen am Rand des Meinungsspektrums der muslimischen Bevölkerung vertreten» würden. Somit seien weitverbreitete Grundanliegen vieler Musliminnen und Muslime – etwa das Tragen eines Kopftuches – plötzlich als extremistische Positionen erschienen.

Jonas Projer, Redaktionsleiter und Moderator der «Arena», weist in seiner Stellungnahme darauf hin, dass es nicht möglich sei, ein repräsentatives Bild der Muslime in der Schweiz zu vermitteln. Da die meisten Schweizer Muslime kaum organisiert seien, könne keine Dachorganisation «für eine Mehrheit oder auch nur einen signifikanten Teil der Schweizer Muslime sprechen».

Zwar spreche Illi nur für einen kleinen Teil der Schweizer Muslime, seine Anwesenheit sei jedoch nötig gewesen, «da der Vorwurf des muslimischen Extremismus in der Schweiz fast ausschliesslich an seine Organisation, den IZRS, gerichtet» würde. Keller-Messahli habe Werte in die Diskussion gebracht (z.B. Bekenntnis zum Rechtsstaat, vehemente Ablehnung von Fundamentalismus), mit denen sich eine grosse Mehrheit der nichtpraktizierenden Musliminnen und Muslime identifizieren könne. Fahrhad Afshar habe «sich weder der einen noch der anderen Seite zugehörig» gefühlt. Deshalb sei er nicht im Zentrum, jedoch prominent hinter dem Moderator platziert worden. Er sei öfter als ein normaler Gast zu Wort gekommen und auch in die Schlussrunde einbezogen worden.

Projer wehrt sich gegen den Vorwurf, dass in der Sendung die Befürwortung des Kopftuchtragens als extremistische Haltung erschienen sei. Farhad Afshar habe ebenfalls seine Haltung dazu einbringen können.

Ombudsmann Achille Casanova zeigt für die Kritik des Beanstanders Verständnis. Er erachtet ein «Duell» zwischen den Vertretern eines konservativen und eines fortschrittlichen Islams als problematisch. Für einen seriösen «innermuslimischen Diskurs» hätte man besser auch Vertreter der muslimischen Dachorganisationen FIDS und KIOS in den inneren Ring nehmen sollen.

Die Ombudsstelle habe jedoch laut gängiger Praxis keine eigentliche Qualitätskontrolle vorzunehmen, sondern darauf zu achten, ob eine Sendung bzw. ein Beitrag die gesetzlichen Bestimmungen einhalte.

Gemäss der gesetzlich gewährleisteten Programmautonomie seien die Verantwortlichen der «Arena» frei in der Wahl eines Themas einer Sendung bzw. eines Beitrags und in der inhaltlichen Bearbeitung, sofern die programmrechtlichen Bestimmungen eingehalten würden. Bei der Vorstellung der Gäste sei deutlich darauf hingewiesen worden, welche Art Islam die beiden Hauptprotagonisten im Ring vertreten. Extrempositionen seien klar als solche erkennbar geworden, das Publikum habe sich eine eigene Meinung bilden können. Das Sachgerechtigkeitsgebot sei nicht verletzt worden.

Der Ombudsmann erachtet die Beanstandung als unberechtigt.

Quelle: Ombudsstelle SRG.D, Achille Casanova
Text/Zusammenfassung: Inside SRG, dl
Bilder: © Screenshot SRF, «Islam-Arena» vom 23.1.15

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