«Mein Senf»: Service selbstverständlich
In der Rubrik «Mein Senf» lässt SRG Insider jeden Monat junge Leute zu Wort kommen. Dieses Mal zeigt Ex-Snowboardprofi Ursina Haller (29) auf, warum es sich lohnt, sich über den Service public Gedanken zu machen und ihn nicht als selbstverständlich anzusehen.
– Von Ursina Haller
«Espresso oder Caffè Latte frühmorgens? Kino oder TV nach Feierabend? Sie sind einnehmend, die kleinen Entscheidungen des Alltags. Bei dieser dichtgedrängten Entscheidungslage bleibt oftmals keine Kapazität für Gedanken über Dinge, die über die kurzfristige Befriedigung der Bedürfnisse hinausgehen. Mal ganz ehrlich: Wie oft besetzt die Wahl der Freizeitbeschäftigung unsere Aufmerksamkeit, während Abstimmungsunterlagen im Altpapier landen? Das kommt nicht von ungefähr. Das funktionierende Gemeinwesen ist für uns Junge eine Selbstverständlichkeit. Wir sind mit Service public aufgewachsen, ohne überhaupt zu wissen, was das genau ist. Auch bei der medialen Grundversorgung ist das nicht anders. Wir sind mit dem ‹Guetnachtgschichtli› gross geworden, die ‹Tagesschau› hat uns an den Ernst der Welt herangeführt und ‹Sport Live› kann die ganze Nation auch mal länger an das Sofa binden. Dabei wissen wir wie bei anderen Angeboten der öffentlichen Hand kaum, wie es zu diesen kommt. Zumindest mir ging es so.
So erfuhr ich erst vor Kurzem, dass die Trägerschaft der SRG als Verband von Vereinen konzipiert ist, dem alle Interessierten beitreten können. Mitglieder nehmen Einfluss auf die Tätigkeit der Regionalgesellschaften. Sie wählen deren Vorstand und Vertretungen; unter anderem auch den Publikumsrat, der seinerseits die Programmarbeit unterstützt. Wir alle haben hiermit die Möglichkeit, auf die Arbeitsweise und Zukunft von SRF Einfluss zu nehmen. Das ist auch gut so: Nicht nur bezahlen wir Empfangsgebühren, sondern bestimmen durch die audiovisuellen Medien unsere Wahrnehmung der Welt, in der wir leben, massgeblich mit und sind somit Grundlage gesellschaftlicher Entscheidungen. Es ist lohnenswert, über die öffentliche Sache nachzudenken und die eigene Meinung an der Urne abzugeben. Die kleinen Fragen des Alltags entscheiden hingegen nur über die nächsten fünf Minuten.»
Ursina Haller
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