SRF-Berichterstattung zum Ukrainekonflikt in der Kritik

Immer wieder gehen bei der Ombudsstelle Beanstandungen zur Berichterstattung von SRF im Ukrainekonflikt ein. Die Mehrzahl der Zuschauerreaktionen werfen SRF vor, Russland-kritisch und Putin-feindlich zu sein. Ein Beanstander sieht umgekehrt die pro-russische Seite in der SRF-Berichterstattung bevorzugt. Der Ombudsmann hat alle Beanstandungen abgewiesen.

Fast alle der seit Jahresbeginn 2015 bei der Ombudsstelle eingegangenen Beanstandungen zum Ukrainekonflikt kritisieren die Berichterstattung der «Tagesschau». Eine Beanstandung richtet sich gegen einen «DOK»-Film über die Ukraine.

Im Wesentlichen geht es in den Beanstandungen darum, dass die Beschwerdeführer die Berichterstattung über den Ukrainekonflikt als einseitig betrachten und die eine oder andere Konfliktpartei als benachteiligt empfinden.

Für Franz Lustenberger, stv. Redaktionsleiter der «Tagesschau», ist es wichtig, dass aus beiden Seiten eines Konfliktgebiets mit der nötigen journalistischen Distanz berichtet wird. In seinen Stellungnahmen zu den Beanstandungen betont er, dass die «Tagesschau» seit Ausbruch des Konflikts immer beide Seiten zu Wort habe kommen lassen. So habe die «Tagesschau» über die militärische Lage, die diplomatischen Bemühungen und über die Leiden der Bevölkerung ausführlich berichtet.

Auch für Ombudsmann Achille Casanova gehört es zum Informationsauftrag der «Tagesschau», über Ansichten und Haltungen beider Konfliktparteien zu berichten und so umfassend wie möglich über die Lage zu informieren. In seinen Schlussberichten gibt Casanova zu bedenken, dass die Arbeit von Journalisten in Konfliktgebieten besonders schwierig sei. Denn heutige Konflikte (z.B. in Syrien, in Gaza oder eben in der Ukraine) würden von einem regelrechten «Informationskrieg» begleitet. Die Konfliktparteien würden gegenteilige Informationen sowie umstrittene «Beweise» liefern. Casanova spricht von einer «Desinformations-Propaganda» der Konfliktparteien. Es sei daher nicht überraschend, wenn die Berichterstattungen von SRF ebenfalls immer wieder kritisiert und beanstandet würden.

SRF-Korrespondent Christof Franzen schreibt über die Herausforderungen der Berichterstattung aus der Ukraine (s. Schlussbericht 3957 unter Punkt 2). Unter anderem gibt er zu bedenken: «Es ist bekannt, dass die Wahrheit das erste Opfer eines Konflikts ist und sie ist weder schwarz noch weiss.( ...) In meiner Berichterstattung versuche ich täglich, eben diese Grauzonen, und zwar alle und auf beiden Seiten, zu benennen und auszuleuchten. Wichtig ist für mich aber dabei, die Wahrheit nicht in der Mitte suchen zu wollen, sondern dort, wo ich sie am ehesten vermute.»

Lesen Sie hier die Schlussberichte im Detail:

  • Schlussbericht 3947: Hauptausgabe der «Tagesschau» vom 8. Februar 2015 (Treffen div. Staatspräsidenten in Minsk)
  • Schlussbericht 3955: «Tagesschau» vom 17. Februar 2015 (Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine).
  • Schlussbericht 3957: «DOK»-Film «Ukraina – Tagebuch aus einem zerrissenen Land» vom 19. Februar 2015.
  • Schlussbericht 3958: «Tagesschau» vom 21. Februar 2015 (Ukrainische polizeiliche Spezialeinheit Berkut).
  • Schlussbericht 3962: «Tagesschau» vom 23. Februar 2015 (Pro-russische Separatisten bei Donezk).
  • Schlussbericht 3964: «Tagesschau» vom 28. Februar 2015 (Ermordung des oppositionellen Politikers Boris Nemzow).
  • Schlussbericht 3978: «Tagesschau» vom 14. März 2015 (Krim-Tataren).

Der Ombudsmann erachtet alle sieben Beanstandungen als unberechtigt.

Quelle: Ombudsstelle SRG.D, Achille Casanova
Text/Zusammenfassung: Inside SRG, Denise Looser Barbera
Bilder: © Screenshots SRF. Bild oben: SRF-Korrespondent Christof Franzen in der «Tagesschau» vom 8. Februar 2015.

Tags

Kommentar

Kommentarfunktion deaktiviert

Uns ist es wichtig, Kommentare möglichst schnell zu sichten und freizugeben. Deshalb ist das Kommentieren bei älteren Artikeln und Sendungen nicht mehr möglich.

Weitere Neuigkeiten