«Eine Runde mehr drehen»
Zwei Journalisten des Regionaljournals Aargau Solothurn waren diesen April für Medienpreise nominiert. Was für sie gute journalistische Arbeit ist und wie sie ermöglicht werden kann, erzählen sie im Gespräch mit LINK.
– Von Fabian Gressly
Als sie letztes Jahr ihre Beiträge gesprochen und geschnitten hatten, hätten beide nicht damit gerechnet, dass sie preiswürdig sein würden. Schliesslich gehört es zum tagtäglichen Job von Bähram Alagheband und Maurice Velati, beide Redaktoren beim Regionaljournal Aargau Solothurn, Radiobeiträge zu verfassen.
Derjenige von Maurice Velati, der ihm eine Nomination für den Swiss Press Award einbrachte, war ein Bericht über den Aarburger Unterwäschehersteller Zimmerli, auf den viele Hollywood-Stars schwören. Velati hatte den Beitrag im Stil eines Films aufgezogen. Rückblickend findet er denn auch: «Es war das formal Andere, das den Bericht speziell gemacht hat.» Er habe sich Gedanken gemacht und etwas Neues probiert.«Es braucht Zeit, Freude und Austausch mit anderen», sagt Bähram Alagheband zu seinen Kriterien für gute, ja «preiswürdige» journalistische Arbeit. Der 35-Jährige hat im April den Medienpreis Aargau Solothurn gewonnen. Im Beitrag, den er für SRF 2
«Es braucht Zeit, Freude und Austausch mit anderen für gute, ja preiswürdige journalistische Arbeit», Bähram Alagheband, Redaktor Regionaljournal Aargau Solothurn
Kultur machte, ging es um die Rettung der Stadt Solothurn durch Hans Roth vor einem Kyburger Angriff im 14. Jahrhundert. Damit hat Alagheband bereits drei Medienpreise gewonnen. Vor vier Jahren gewann er – damals noch als Videojournalist für Tele M1 – den Medienpreis Aargau Solothurn sowie den Swiss Press Award. Und mit dieser Erfahrung ist er sich bewusst: «Hat man vorher beim Fernsehen gearbeitet, weiss man: Ohne Drehbuch gibt es keinen guten Beitrag.» Und Velati ergänzt: «Was beim Fernsehen selbstverständlich ist, machen wir beim Radio oft zu wenig.»
Sich Zeit für Ideen nehmen
«Oft bringt es allein schon etwas, wenn man ‹eine Runde mehr dreht›», findet Maurice Velati. Einmal mehr über das Thema nachdenken, es «gären lassen», das Thema im Redaktionsteam diskutieren und Ansätze suchen. Es brauche ab und zu einen zweiten Kollegen, pflichtet Alagheband bei: eine Person, die nicht direkt im Thema drin ist und Inputs von aussen geben kann.
Mit der Frage, was Qualitätsjournalismus ist und wie man ihn ermöglicht, muss sich Maurice Velati seit dem 1. Mai stärker auseinandersetzen. Vorher hat er das als Redaktor (wobei er 2008 übrigens auch einen Medienpreis Aargau Solothurn gewonnen hat) und stellvertretender Redaktionsleiter zwar auch getan. Seit rund zwei Monaten aber ist der 34-Jährige Leiter der Regionalredaktion Aargau Solothurn. Was kann er als Chef tun, damit sein Team «preiswürdig» arbeitet? «Man muss den Raum für Diskurs geben», findet er ganz
«Man muss den Raum für Diskurs geben. Es ist Aufgabe des Chefs, zu ermöglichen, dass ein preiswürdiger Beitrag in halbwegs vernünftigem Rahmen entsteht.» Maurice Velati, Leiter der Regionalredaktion Aargau Solothurn
allgemein. Es gehe darum, dass man an Sitzungen nicht nur Themen festlege, sondern sie diskutiere und gemeinsam darüber nachdenke. Schon allein dieses Nachdenken bringe oft die entscheidende Idee. Und das dürfe man sich als Journalist «im Hamsterrad des Alltagsjobs» nicht nehmen lassen. «Es ist Aufgabe des Chefs, zu ermöglichen, dass ein preiswürdiger Beitrag in halbwegs vernünftigem Rahmen entsteht.» Und letztlich müsse sich der Redaktor bzw. die Redaktorin auch trauen, etwas einzureichen. Denn: «Ich habe dieses Jahr schon ein paar Beiträge des Teams gehört, von welchen ich finde, sie sollten eingegeben werden.» Man darf also auf die Preisverleihungen nächstes Jahr gespannt sein.
Fabian Gressly
Bild: Fabian Gressly
Die Beiträge nachhören:
Bähram Alagheband: Wie ein einfacher Bauer die ganze Stadt Solothurn beschützte
und
Maurice Velati: Was trägt Clint Eastwood drunter?
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