Tennis Ko-Kommentatoren Stefan Bürer und Heinz Günthardt in «sportlive» beanstandet
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Mit E-Mail vom 30. August 2015 haben Sie die Tenniskommentare von Herrn Stefan Bürer beanstandet. Sie kritisieren, dass er Geschwindigkeits- und Distanzangaben nicht auseinanderhalten könne. Den Erhalt Ihrer Eingabe habe ich mit meinem Brief vom 4. September bestätigt.
Wie üblich, habe ich die Verantwortlichen von SRF gebeten, zu Ihren Kritiken Stellung zu beziehen. Dies ist erfolgt und in der Zwischenzeit habe ich die Angelegenheit analysieren können. Ich bin somit in der Lage, Ihnen heute meinen Schlussbericht zu senden.
1. Sie motivieren Ihre Beanstandung wortwörtlich wie folgt:
„Seit Jahren nehme ich zur Kenntnis, wie Herr Stefan Bürer, Sportkommentator Tennis, im Duett mit Herrn Heinz Günthard es originell findet, die Aufschlaggeschwindigkeiten zu kommentieren. Er tut dies jedoch systematisch falsch. An der Anzeigentafel lese ich beispielsweise "120 mph", nehme zur Kenntnis, dass dies bedeutet, dass der Ball mit der Geschwindigkeit von "120 miles per hour" oder "120 Meilen pro Stunde" aufgeschlagen wurde.
Was muss ich mir aber seit Jahren aus Herrn Bürers Mund anhören? "Wahnsinn, dieser Aufschlag hat eine Geschwindigkeit von 120 Meilen erreicht". Ich bin mittlerweile pensionierter Gymnasiallehrer und unterrichtete auch Physik. Dies erwähne ich deshalb, weil ich mir tatsächlich von Schülern sagen lassen musste, wie sie am TV gehört hätten, und das kann ja nicht falsch sein, dass Geschwindigkeiten in Meilen angegeben werden. Beim Erklären, beim Richtigstellen, dass Geschwindigkeitsangaben stets angegeben werden mit "Strecke pro Zeiteinheit" sah die Klasse mich ungläubig an. Wie kann es sein, dass einer vor Millionenpublikum systematisch falsch sagt, was jedem Sek-Schüler bekannt sein müsste?
So weit der Sachverhalt. Ich reklamierte beim SRF-Kundendienst und danach bei der Sportabteilung direkt jeweils per Mail und stellte immer und immer wieder richtig, was Bürer falsch sagte. Gerne hätte ich es ihm selbst erklärt, aber man verweigerte mir die Bekanntgabe Bürers Mail-Adresse. Erstmals vernehmen liess ich mich vor Wochen anlässlich der French Open, danach bei Wimbledon und zuletzt vor einer Woche in Amerika beim Spiel Djokovic vs. Federer.
Stets wurde ich abgespiesen mit dem Hinweis, man hätte meine Mail weitergeleitet und man wünsche mir viel Spass bei den nächsten live-Übertragungen. Demnächst beginnen die US-Open und ich wage kaum mehr hinzuhören, befürchte, dass ich ausraste, wenn Herr Bürer erneut Geschwindigkeitsangabe und Distanzangabe nicht auseinanderhalten kann oder will.
Ich kann nicht verstehen, dass seit Jahren (!!) niemand, nicht aus dem Umfeld der kollegialen Sportredaktion, nicht seitens der zuständigen Personalabteilung Herrn Bürer auf diese Bildungslücke aufmerksam gemacht hat. Spätestens aber seit knapp 2 Monaten muss er's wissen, ich habe den Sachverhalt angesprochen. Und noch immer - zumindest bis letzten Sonntag - macht er's falsch. Ich halte dies nicht für eine Kleinigkeit, wenn einer unermüdlich Aufschlaggeschwindigkeiten kommentiert (was ich an sich unnötig finde). Wenn er dies originell findet zu erzählen was ich an der Anzeigetafel selbst lesen kann, isoll er's tun. Aber dass er's falsch tut, das geht nicht. Weiter ärgert mich, wie sowohl Kundendienst und die Sportabteilung mein Anliegen nicht ernst genommen haben.
Gerne erwarte ich Ihre geschätzte Stellungnahme und v.a. ein umgehend korrektes Kommentieren seitens Herrn Stefan Bürer“.
2. Wie bereits erwähnt, haben die Verantwortlichen von SRF zu Ihren Kritiken Stellung bezogen. Ich möchte Ihnen das Schreiben von Herrn Martin Zinser, Redaktionsleiter„Sportive“, nicht vorenthalten. Er schreibt Folgendes:
„Stefan Bürer und Heinz Günthardt sind seit über zehn Jahren als Tennis-Kommentatoren für SRFsport im Einsatz. In dieser Zeit haben sie unter anderem die Karriere von Roger Federer hautnah miterleben dürfen. Sie kommentierten also unzählige Stunden Tennis auf den SRF-Kanälen, vermutlich haben sie sogar die höchste hörbare Präsenz aller SRF-TV-Mitarbeitenden. In all den Jahren sind wir mit den Leistungen dieses Duos hochzufrieden, Bürer/Günthardt stehen für Qualität. Auch in der breiten Öffentlichkeit wird ihnen eine extrem hohe Fachkompetenz, ein generell hoher Unterhaltungswert zugebilligt. Die von Dr. X geäusserte Kritik trifft inhaltich selbstverständlich zu, wir nehmen sie ernst. Zu der von Herrn Dr. X geäusserten Kritik schreibt unser Kommentator Stefan Bürer folgendes:
Selbstverständlich hat der Herr in der Sache recht, das ist mir als ehemaliger Sek- und Gymischüler, der auch reichlich Physikunterricht genossen hat, durchaus bekannt. Da wir als Team kommentieren, läuft es meist wie folgt. Einer von uns sagt: "Das war ein Aufschlag mit 125 Meilen" und der andere sagt: "Das sind umgerechnet 200 Kilometer pro Stunde". Bis jetzt haben wir bewusst nicht gesagt: "Aufschlag mit 125 Meilen pro Stunde, das sind 200 Kilometer pro Stunde", weil das sprachlich einfach sehr holprig tönt. Mit einer Bildungslücke hat das gar nichts zu tun. Trotzdem haben wir den Hinweis ernst genommen und bemühen uns bei den US Open, die richtige Balance zwischen physikalischer und sprachlicher Korrektheit zu finden.
Relevante Rückmeldungen von Zuschauerinnen und Zuschauern werden den Kommentatoren weitergeleitet. So wurde es auch mit der Kritik von Dr. X gehandhabt“.
3. Soweit die Stellungnahme des Redaktionsleiters „Sportive“ vom SRF Herrn Martin Zinser. Geht es um meine eigene Beurteilung, so gebe ich Ihnen vollkommen Recht: die Geschwindigkeit wird durch „Strecke pro Zeiteinheit“ gemessen. Es ist deshalb eindeutig falsch wenn, wie Sie ausführen, von einer Aufschlagsgeschwindigkeit von 120 Meilen gesprochen wird.
Abgesehen davon, dass am 3. September beim Spiel Wawrinka gegen Chung Herr Bürer richtigerweise von „xy Meilen pro Stunde“ gesprochen hat, habe ich ebenfalls festgestellt, dass bei Tennisspielen öfter lediglich von der Stecke ohne Zeiteinheit die Rede ist. Ist dies aber so schlimm wie Sie es schildern?
Ich glaube es nicht. Zuerst einmal – wie von Herrn Bürer unterstrichen – wird die Zeiteinheit „pro Stunde“ von Ko-Kommentator Heinz Günthard manchmal angegeben. Dann aber auch, weil ich der festen Überzeugung bin, dass das Publikum über die Aufschlaggeschwindigkeit über ein grosses Vorwissen verfügt. Auch wenn von Zeit zu Zeit die Geschwindigkeit vereinfacht mit „210 Kilometer“ oder „120 Mailen“ angekündigt wird, wissen die Tennisfans, dass es sich um eine Distanz pro Stunde handelt. Es ist somit in der Lage die unvollständige, ja falsche Aussage, richtig zu interpretieren.
Bei dem gesagten ergibt sich, dass ich zwar Ihre kritischen Bemerkungen als richtig erachte, Ihre Beanstandung aber, soweit ich darauf eintreten konnte, nicht unterstützen kann.
4. Ich bitte Sie, das vorliegende Schreiben als meinen Schlussbericht gemäss Art. 93 Abs. 3 des Radio- und Fernsehgesetzes RTVG entgegenzunehmen. Über die Möglichkeit einer Beschwerde an die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI (Monbijoustrasse 51A, Postfach 8547, 3001 Bern) orientiert Sie der beiliegende Auszug aus dem Bundesgesetz über Radio und Fernsehen.
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