Neuauflage des «Medienclubs»: Ohnmächtige Vierte Gewalt – Wenn das Publikum die Medien dirigiert

Online-Foren von Newsportalen und soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook sind zu mächtigen Werkzeugen der Kommunikation geworden. Diese Plattformen erlauben es dem Publikum, direkt und wortgewaltig seine Meinung kundzutun und so eine Geschichte hochzukochen oder in der Versenkung verschwinden zu lassen. Besteht dadurch die Gefahr, dass Medien nur noch das bringen, was das Publikum will? Dieser Frage geht der «Medienclub» unter der Leitung von Franz Fischlin nach.

Facebook, Twitter und Co. – sie alle scheinen die Vierte Gewalt neu zu erfinden. Jeder kann heute im Netz mitdiskutieren, Gefällt-mir-Angaben vergeben und Beiträge teilen. Durch mehrere tausend solcher Gefällt-mir-Angaben kann eine Story im ganzen Internet verbreitet werden. Die Medien ihrerseits stürzen sich auf solche Reaktionen und verarbeiten sie weiter. Das generiert Aufmerksamkeit und garantiert Klicks und Leser.

Besteht dadurch die Gefahr, dass Medien nur noch das bringen, was das Publikum will? Werden aus Mücken Elefanten gemacht und stets dieselben Geschichten präsentiert? Bedeutet dieser Mechanismus auch das Ende von investigativem, unabhängigem und kritischem Journalismus, also das Ende der Medien als Vierte Gewalt im Staat?

In der kommenden Neuauflage des «Medienclubs» diskutieren zum Thema «Ohnmächtige Vierte Gewalt – Wenn das Publikum die Medien dirigiert» unter der Leitung von Franz Fischlin folgende Gesprächspartner:

  • Monica Fahmy, ehem. Journalistin, Autorin, Spezialistin für Wirtschaftskriminalität:
    «Als 4. Macht haben die Medien versagt. Klicks und Likes sind wichtiger als Inhalte. Dank Herzblut-Journalisten: Der investigative Journalismus ist noch nicht am Ende.»
  • Pedro Lenz, Journalist und Autor:
    «Gratiszeitungen füllen uns ab mit irrelevanten News, bis in unseren Köpfen kein Platz mehr bleibt für Wichtiges.»
  • Hansi Voigt, Gründer, CEO und Chefredaktor von «Watson»:
    «Zuschauerreakt ionen und Klicks sind wichtig, jedoch nicht alles. Grundsätzlich ist ein Medium ohne lebendige Community ein totes Medium.»
  • Peter Röthlisberger, Chefredaktor «Blick am Abend»:
    «Wir wollen möglichst viel Austausch mit den Lesern, aber natürlich bestimmen wir allein, was und wie publiziert wird.»

Der «Medienclub» wurde 2013 bereits zum ersten Mal ausgestrahlt, aber nach einiger Zeit wieder eingestellt. Künftig soll dieser unter der Leitung von Franz Fischlin in einem neuen Studio wieder aufleben und «ein bisschen fetzen», so Fischlin gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Mit dem neuen Sendegefäss will SRF einen Raum schaffen für eine intensive Auseinandersetzung mit der Medienbranche – ihren Eigenheiten, Umwälzungen und Tendenzen.

Tristan Brenn, Chefredaktor TV bei SRF, äusserte sich bereits früher zum neuen «Medienclub» in der «NZZ»: «Wir gehen jetzt einen Schritt weiter und verankern die Sendung besser». In Zukunft soll das Format öfters ausgestrahlt werden: «Der ‹Medienclub› soll vier- bis sechsmal pro Jahr stattfinden, und zwar nicht nur, wenn es die Aktualität erfordert. Wir richten uns an ein Publikum, das sich spezifisch für Medienthemen interessiert, und streben dabei in erster Linie nicht hohe Einschaltquoten an.»

Der neue «Medienclub» wird am Dienstag, 10. November 2015 um 22.20 Uhr auf SRF 1 zum ersten Mal wieder ausgestrahlt.

Zur Sendung

Sendung verpasst? Dann können Sie sie auch online ansehen. Beachten Sie aber: Gewisse Sendungen können aus rechtlichen Gründen nur sieben Tage nach Ausstrahlungsdatum online abgerufen werden.

Quellen: SRF/NZZ/Tages-Anzeiger
Zusammenfassung: SRG.D/lz
Bild: SRF/Oscar Alessio

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