«‹#SRFglobal› ist bisher ein Geheimtipp»

Das neue Auslandmagazin «#SRFglobal» schafft Nähe zu Themen aus der Ferne. Die Korrespondentinnen und Korrespondenten berichten über Brennpunkte aus Sicht der Bevölkerung. Der Publikumsrat hat sich kritisch mit der Sendung auseinandergesetzt.

In der Redaktionssitzung diskutieren Journalistinnen und Journalisten ihre Ideen für die nächste Sendung an einem Tisch. Nicht so bei «#SRFglobal». Denn die Sendungsmachenden befinden sich nur selten am selben Ort. Sich genau absprechen tun sie trotzdem. In einer Telefonkonferenz bringen die Korrespondenten aus Schanghai, New York oder Paris ihre Ideen und Geschichten für die nächste Ausgabe des Auslandjournals ein.

Denn Geschichten aus aller Welt sind bei «#SRFglobal» Programm. In jeder Folge wird ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. So gab es bislang Sendungen zu Themen wie «China, der hungrige Drache» oder «Klima – das Spiel mit dem Feuer». «Wir nehmen Phänomene mit unterschiedlichen Auswirkungen auf verschiedene Regionen unter die Lupe», sagt Daniel Blickenstorfer, Produzent der Sendung. Und diese regionalen Auswirkungen werden durch Interviews mit den Korrespondenten, Filmausschnitten oder Infografiken veranschaulicht.

Am 22. September 2015 feierte das neue Format auf SRF 1 Premiere. Erstmals strahlte Fernsehen SRF ein eigenes Auslandmagazin aus. Bisher gab es solche Journale wie das «auslandsjournal» auf ZDF oder «Weltbilder » auf NDR nur im deutschen Fernsehen. Doch weshalb braucht SRF nun ein eigenes Auslandmagazin? «‹#SRFglobal› füllt mit dem monothematischen Zugang und der Gesprächsform eine Lücke in der Auslandberichterstattung», sagt Gregor Sonderegger, stellvertretender Nachrichtenchef von SRF und Leiter der Sendung. Und die SRF-Korrespondenten könnten dem Schweizer Publikum Auslandthemen besser erklären, indem sie Analogien zur Schweiz ziehen würden, meint Sonderegger. «So ermöglichen wir aus Schweizer Sicht den Weltzugang», sagt er.

«Die Schweiz muss über die eigenen Grenzen hinaus blicken»

Dass ein solches Magazin zum Service public gehört, findet auch der Publikumsrat. Das Gremium setzt sich kritisch mit Sendungen von SRF auseinander und bringt den Verantwortlichen die Sicht des Publikums näher. In dessen Sitzung im Januar war «#SRFglobal» Thema. «Die Schweiz ist so stark mit dem Ausland verflochten, dass sie über die eigenen Grenzen hinaus blicken muss», sagt Manfred Pfiffner, Präsident des Publikumsrats. Schon mehrfach habe der Rat den Wunsch geäussert, dass SRF ein Auslandmagazin ins Programm aufnehmen solle, so Pfiffner.

Und mit dem Resultat ist der Publikumsrat zufrieden. Besonders gefällt, dass das Magazin auf wichtige Themen fokussiert und in Dialogform Hintergrundinformationen liefert, schreibt er in seinem Beobachtungsbericht. Den Moderator Florian Inhauser rühmt der Rat als souveränen Interviewer, der gut zuhört und nachhakt. Einzig die kurze, sehr späte Ausstrahlung um 23.30 Uhr und dass es nur eine Sendung im Monat gibt, bilden die wesentlichen Kritikpunkte des 26-köpfigen Gremiums. Das entspricht auch dem Tenor auf Twitter:

Simon Seelhofer: #srfglobal im Replay geguckt. Tolle Sendung, aber bitte wöchentlich!
Christof Müller: Eine interessante neue Sendung.Muss man jedoch online sehen, hoffe für die Zukunft auf einen besseren Sendeplatz. #srfglobal @SRF @srfnews

Die späte Ausstrahlung habe programmplanerische Gründe, sagt Gregor Sonderegger. Im dichten Programm von SRF das neue Magazin zur Prime Time unterzubringen, sei nicht so einfach möglich, meint er. Wer nicht lange wach bleiben will, kann die Sendung aber am Sendetag bereits um 20 Uhr online auf srf.ch sehen. Öfters Sendungen zu produzieren, sei jedoch finanziell zurzeit nicht machbar, so Sonderegger. Denn die Mittel sind knapp. Es stehen wenige Stellenprozente zur Verfügung. Unter der Leitung von Gregor Sonderegger ist insbesondere der Produzent Daniel Blickenstorfer stark eingespannt. Er arbeitet 80 Prozent für «#SRFglobal». Moderator Florian Inhauser und die Korrespondentinnen und Korrespondenten hingegen können nur wenige Tage im Monat aufwenden. So erklärt sich auch, wieso nebst einzelner eigener Filmbeiträge vor allem Social-Media- Inhalte zur Illustration dienen. Hauptelement der Sendung sind jedoch die Gespräche mit den Auslandberichterstattern.

Hashtag steht für den Standpunkt der Lokalbevölkerung

Diese nimmt der Publikumsrat positiv wahr. «Die Korrespondentinnen und Korrespondenten wirken kompetent und gewähren einen umfassenden Blick auf die jeweilige Weltregion», schreibt er in seinem Bericht. Gemäss Sendungsporträt zeigt «#SRFglobal» diesen Blick aus Sicht der lokalen Bevölkerung, der Mediennutzenden im Berichtsland. Dafür steht auch das Hashtag (#) im Namen. Das ist für den Publikumsrat jedoch nicht eindeutig. Die Korrespondenten würden das Thema aus ihrem Blickwinkel und somit aus Sicht von Experten anschauen, lautet die Kritik. «Die Korrespondenten sind täglich im Gespräch mit der einheimischen Bevölkerung und nehmen deren Geschichten auf», entgegnet Daniel Blickenstorfer. Im Gegensatz zu anderen Sendungen wolle man mehr den Standpunkt der Bevölkerung und weniger jenen von Politikern einbringen, sagt der Produzent. Zudem sollen die Einwohner nicht als passive Opfer dargestellt werden. So kam zum steigenden Meeresspiegel auf den Fidschi- Inseln ein einheimischer Umweltaktivist zu Wort. «Diese Menschen kämpfen mit kreativen Mitteln gegen das Problem – das wollen wir zeigen», sagt Blickenstorfer.

Gezeigt wird dieser spezielle Zugang zu Auslandthemen bislang einem eher kleinen Publikum. 45 000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben sich die einzelnen Sendungen im Schnitt am TV oder online angesehen. Dies entspricht einem Marktanteil von durchschnittlich 8,5 Prozent. «‹#SRFglobal› ist bisher ein Geheimtipp », sagt Blickenstorfer. Es wird sich zeigen, ob das auch so bleibt.

Text: Regina Schneeberger

Bild: SRF/Osc ar Alessio

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