Gottlieb Duttweiler Institut: SRG muss die Vorteile der neuen Medien nutzen
Wohin bewegt sich die SRG in den kommenden zehn Jahren? Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) hat im Auftrag der SRG einen Blick von aussen in die mögliche Zukunft des Unternehmens geworfen. In der Studie zur «Öffentlichkeit 4.0» werden alternative Wege für die SRG aufgezeigt. Diese sollen die «Filter-Bubbles» von Social Media platzen lassen.
TV- und Radioprogramme wie bisher oder neue Wege? Das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) hat für die SRG mögliche Zukunftsszenarien entworfen. Schwarz sieht das Institut für die SRG nicht - im Gegenteil. Sie könne das Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindern. Die Menschen würden sich vermehrt in unterschiedlichen mentalen Räumen aufhalten, was die sozialen Gruppen auseinanderdriften lasse, schreibt das GDI in der am Dienstag publizierten Studie «Öffentlichkeit 4.0: Die Zukunft der SRG im digitalen Ökosystem».
Einer der Hauptgründe für dieses Auseinanderdriften sieht das GDI in der so genannten «Filter-Bubble», auch Informationsblase genannt. Dabei handelt es sich um das Phänomen, dass Nutzer nur noch das zu sehen bekommen, was ihren Ansichten und Interessen entspricht. Auf Plattformen wie YouTube, Twitter und Facebook wird dies mit Algorithmen erreicht, welche das bisherige Verhalten des Nutzers analysieren und gegenteilige Meinungen ausblenden. So isolieren sich Mediennutzerinnen und - nutzer immer mehr in ihrer eigenen Blase.
Für das GDI ist klar: Hier kann die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) mit ihren Sendern in allen Sprachregionen ansetzen, weil sie die Fähigkeit hat, diese Blasen platzen zu lassen - oder sie zumindest miteinander zu konfrontieren. Die SRG könne dazu beitragen, die direkte Demokratie unter digitalen Voraussetzungen neu zu definieren.
Inhalte über fremde Kanäle verbreiten
Damit sie diese grosse Aufgabe wahrnehmen kann, muss sich die SRG gemäss GDI aber verändern. Da das starre Sender-Empfänger-Schema aufgelöst wird, also immer weniger Nutzer einfach vor dem Fernseher sitzen, soll die SRG ihre Inhalte nicht mehr nur über eigene Kanäle verbreiten. Vielmehr solle sie mit Partnern zusammenarbeiten. Das bisherige, lineare Fernsehen solle aber «als Option erhalten bleiben», schreibt das GDI.
Auch bei der Finanzierung könnte die SRG neue Wege gehen: Statt nur über Gebühren und Werbung könnte sich die SRG zusätzlich durch Crowdfunding finanzieren, also Schwarmfinanzierung durch die Nutzer. Zudem müssten mehr Kooperationen mit anderen Anbietern stattfinden.
Kein fixes Programm mehr
Öffnen könnte sich die SRG nach Ansicht der GDI auch für neue Arten der Produktion. Die Inhalte könnten nicht mehr ausschliesslich von professionellen SRG-Mitarbeitenden hergestellt werden, sondern auch von Privaten und sogar von «smarten Maschinen». Jedem müsse es ausserdem freistehen, Inhalte für sich zu nutzen und zu verändern.
Ein weiteres Szenario betrifft das eigentliche Radio- und Fernsehangebot. Nach Ansicht des GDI ist es möglich, dass mit dem fixen Programm bald Schluss ist und Programme individuell werden.
Die SRG im Experimentalmodus
Damit die SRG den Wandel schafft, ist gemäss GDI wichtig, das sie sich Vorteile neuer Medien zu Nutzen macht. Die Gefahr: In einem so traditionsreichen Unternehmen könnten neue Entwicklungen schnell von bestehenden Strukturen absorbiert und im Keim erstickt werden. Damit das nicht passiert, schlägt das GDI vor, bestehende hierarchische Strukturen abzubauen und die SRG in einen ständigen Experimentalmodus zu versetzen – mit technischen, inhaltlichen und wirtschaftlichen Freiräumen bei einzelnen Projekten.
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