Satire darf auch einen Bundespräsidenten verspotten
In mehreren Ausgaben der Satiresendung «Giacobbo/Müller» war Bundespräsident Johann Schneider-Ammann Zielscheibe der beiden Komiker Mike Müller und Viktor Giacobbo. Ein Fernsehzuschauer stösst sich daran. In seinen Augen wurde der Politiker verunglimpft, diffamiert und lächerlich gemacht. Für die SRF-Verantwortlichen und für Ombudsmann Roger Blum wurde jedoch die Grenze der Satire nicht überschritten.
Bei der satirischen Behandlung von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann stünden vor allem die Art und Weise seiner öffentlichen Auftritte und Reden im Zentrum, erklärt Rolf Tschäppät, Bereichsleiter Comedy und Quiz bei SRF. Inhalt der Sendung vom 13. März 2016 sei unter anderem die Rede von Bundesrat Johann Schneider-Ammann zum Tag der Kranken vom 6. März gewesen, die auch im Ausland für Schlagzeilen gesorgt habe.
«Es liegt in der Natur der Sache, dass in der Öffentlichkeit stehende Personen, insbesondere Politiker und Regierungsmitglieder, oft und ausgiebig Ziel der Satire sind.» Rolf Tschäppät, Bereichsleiter Comedy und Quiz, SRF
Letztlich sei es auch Geschmackssache, ob eine Satire jemanden amüsiere oder ärgere, so Tschäppät. Entscheidend sei, dass Satire als solche erkennbar werde.
Das sieht auch Ombudsmann Roger Blum so. Er zeigt anschaulich auf, dass Satire ein unentbehrliches Element für die Rolle der Medien in einer demokratischen Gesellschaft darstellt. Denn
«auch in demokratischen Gesellschaften [...] kann die Satire ein Mittel der politischen Aufklärung und der Kritik an Regierungsversagen, Unternehmerarroganz, Gewerkschaftssturheit, Versicherungsmissbrauch usw. sein» Roger Blum, Ombudsmann
Satire hat auch Grenzen
Satire sei angriffig, gehe zwar von einem wahren Kern aus, übertreibe jedoch und verzerre die Wirklichkeit. Ihr Spielraum sei gross. Grundsätzlich könne kein Thema und keine Person von der Satire verschont bleiben. Einzig Wehrlose und unverschuldete Eigenschaften einer Person dürfe Satire nicht verspotten und die Intimsphäre von einzelnen Personen nicht verletzen. Zudem dürfe sie Benachteiligte und Minderheiten nicht diskriminieren und auch nicht den Kerngehalt von Religionen lächerlich machen, fasst Roger Blum eine Grundsatz-Stellungnahme des Schweizer Presserats aus dem Jahr 1996 zusammen.
Bei Betrachtung der «Giacobbo/Müller»-Sendungen des letzten Quartals kommt Ombudsmann Roger Blum zum Schluss, dass Bundespräsident Schneider-Ammann in der Sendung nicht häufiger verspottet worden ist als andere Schweizer Spitzenpolitiker auch. Durch seine ungelenke Art und seinen monotonen Redestil sei er für Satiriker eine dankbare Zielscheibe. Doch eine Überschreitung der Grenzen der Satire kann Blum nicht feststellen.
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