Gute Unterhaltung und einen schönen Abend!
«Es passiert immer wieder, dass die Moderation der ‹Tagesschau› mich freundlich verabschiedet mit dem Wunsch, dass ich mich beim weiteren Programm gut unterhalten möge. Sympathisch, aber was heisst denn eigentlich ‹gute Unterhaltung›, was braucht es, damit ich mich gut unterhalte?
Es ist unübersehbar, dass unser heutiges Leben stark geprägt ist von Unterhaltung beziehungsweise Entertainment. In der Schule gibt es Edutainment, die Politik wird zum Politainment und Information wird in Form von Infotainment präsentiert. Und dann gibt es natürlich die ganzen Freizeitangebote inklusive vieler Radio- und TV-Sendungen, die mich unterhalten wollen.
Paradoxerweise lässt sich Unterhaltung schwer definieren, obwohl jede und jeder weiss, was sie oder ihn gut unterhält. Im Duden finden sich als Synonyme ‹Abwechslung ›, ‹Erheiterung›, ‹Vergnügen›, ‹Kurzweil›, ‹Ergötzung› und ‹Zerstreuung›. Unterhaltung wird damit als tendenziell positives Erleben definiert. Dabei ist das erlebte Vergnügen aber ausgesprochen subjektiv, denn was für die einen Unterhaltung ist, finden andere langweilig.
Diese Tatsache verdeutlicht, dass Unterhaltung und Vergnügen nicht allein an der Sendung festgemacht werden können, selbst wenn diese als so genannte Unterhaltungssendung gedacht ist. Man kann versuchen, jemanden zu unterhalten, aber der Erfolg liegt nicht in der Macht des Produzenten. Entscheidend ist, dass mich das Angebot persönlich berührt, das heisst, Emotionen in mir auslöst. Und diese können verschiedenster Art sein: Heiterkeit, Freude, Spannung, Interesse, Überraschung, Melancholie, Nachdenklichkeit, Mitgefühl, aber auch Ärger und Empörung gehören dazu.
Nun wissen wir aber, dass nicht nur Angebote, die in die Kategorie ‹Unterhaltungssendung› gehören, solche Emotionen hervorrufen können. Jedes Medienangebot hat im Kern den Anspruch, unterhaltsam im Sinn von kurzweilig und eben nicht langweilig zu sein. Nur so schenken wir ihm freiwillig unsere Aufmerksamkeit. Damit bewahrheitet sich auch die Aussage von Peter von Rüden, der das Fernsehen als Unterhaltungsmedium per se definierte, durch das sich ‹der Zuschauer Vergnügen, Zerstreuung, Spannung, Ablenkung: kurz Unterhaltung verspricht, so wie er sich von der Waschmaschine saubere Wäsche verspricht›.
Als scheinheilig erscheint vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass Unterhaltung nach wie vor ein Image von trivial und minderwertig hat, produziert für die Masse der Bevölkerung, während sich die ‹kultivierte› Minderheit lieber der Information und Kultur widmet.
Denn über den persönlichen Wert von Unterhaltung beziehungsweise unterhaltsamen Angeboten lässt sich nicht streiten, da Medienvergnügen eben zutiefst subjektiv, gruppen- und kulturspezifisch, alters-, situations- und stimmungsabhängig ist. Somit sucht sich jede und jeder das im Programm aus, was den persönlichen Bedürfnissen entspricht und Vergnügen bereitet in der Hoffnung, dass der Wunsch nach guter Unterhaltung und einem schönen Abend in Erfüllung gehe.»
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