Was geschieht mit dem Kulturarchiv?
Die Carte blanche «Wenn Radio selbst zu Kultur wird» im LINK 4/16 bewegte die Leserinnen und Leser und löste Fragen aus. Zum Beispiel: Was passiert beim Umzug mit dem Archivbestand des Bruderholz? LINK fragte nach.
«Wir sind alle schon einmal umgezogen und wissen, dass es in diesem Moment gilt, zu entscheiden, was wir mitnehmen und was wir ins Brockenhaus oder zur Entsorgung bringen. Das dürfte beim Umzug des Studios Basel auch nicht anders sein, und das beunruhigt. Mit Blick auf die Geschichte des Mediums und dessen Verflechtungen mit der Geschichte und Kultur der Stadt Basel, der Region und der Schweiz muss eine Auswahl getroffen werden. Wer kann, darf, wird das tun?» fragte LINK-Leser Kurt Deggeller aus Binningen in einem Leserbrief.
LINK fragte bei René Schell, Gesamtprojektleiter Neuer Studiostandort Basel, nach: Was geschieht mit den Beständen? Das Wichtigste in Kürze:
«Es ist so, wie Herr Deggeller schreibt: Auf dem Bruderholz lagern nicht nur Tonaufnahmen auf verschiedensten Trägermaterialien (Platten, Tonbänder), sondern auch die dazugehörigen Dokumente auf Papier. Das Archiv umfasst aber noch mehr: Neben Audiobeständen (CDs, DVDs, Schallplatten, Magnetbänder, DAT-Tapes, Kassetten) und Karteikarten zu den alten Band- und Vinylbeständen sind es auch Bibliotheken (Noten, Musikliteratur, Nachschlagewerke für die Musikerschliessung und den Text/Audio-Desk) sowie das Hausarchiv. Bereits vor zwei Jahren haben die Bereiche «Dokumentation und Archive» und «Musik» im Studio Basel die Archivbestände detailliert erfasst, beurteilt und im Hinblick auf den Umzug an den neuen Standort im Meret Oppenheim Hochhaus schliesslich definiert, was mit den Beständen zu geschehen hat.
Zu den Audiobeständen: Der gesamte CD-Bestand und die dazu gehörenden Booklets wurden bereits vollständig digitalisiert. Die physischen CDs und Booklets werden entsorgt. Es gibt jedoch ein paar Ausnahmen. Dies betrifft beispielsweise eine grössere CD-Ethno-Musik-Sammlung: Vom ganzen Bestand kommen die als relevant beurteilten CDs (ca. 500 Stück) an den neuen Standort. So auch der CDR-Bestand Lucerne Festival (IMFL). Hierbei handelt es sich um Eigenproduktionen von SRF (bzw. DRS). Zudem werden sie aus Gründen der (Daten-) Sicherung sowie der Verfügbarkeit redigitalisiert.
Der gesamte Schallplattenbestand (Schelllackplatten, Vinyl-LPs und Vinyl-Singles inkl. entsprechender Karteikarten) wird als historisch wertvoll betrachtet und der Fonoteka Nazionale Svizzera zur dauernden Aufbewahrung übergeben. Alle Magnetbandaufnahmen (Eigenproduktionen) wurden bereits digitalisiert; die DAT-Tapes (Eigenproduktionen) kommen vorläufig alle an den neuen Standort. Die Tonbandaufnahmen des Geräuscharchivs (Eigenproduktionen) wurden vollständig digitalisiert und sind in der Musikdatenbank enthalten.
Zur Notenbibliothek: Die Taschenpartituren, die gebundenen Noten sowie die gesamte Musikbibliothek (Fachliteratur, Werkverzeichnisse usw.) kommen an den neuen Standort. Chornoten und alle nicht gebundenen Noten werden entsorgt.»
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