Einblick ins BBC News Lab
Im Rahmen eines Austausches der European Broadcast Union (EBU) haben Konrad Weber und Nico Ruffo vom SRF News Lab das BBC News Lab in London besucht. In Workshops und Präsentationen verschafften sie sich einen Einblick in die Prozesse, mit denen sich der britische öffentlich-rechtliche Rundfunk in die digitale Zukunft entwickeln will.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Entwicklungsabteilung Research & Development, die mit 200 Stellen bestückt ist. Herzstück dieses Bereichs ist das BBC News Lab. Zwar arbeitet dort nur eine Handvoll Journalisten und Entwickler, die Projekte entdecken, betreuen und durch die Pipeline schleusen. Bei diesem Prozess ist die enge Zusammenarbeit zwischen technischen Experten und Journalisten zentral. Die Zauberformel lautet 1:1, auf einen Journalisten kommt ein Entwickler.
Das News Lab wird projektbezogen mit «Innovatoren» aus dem Haus ergänzt. «Innovatoren» sind Leute mit einer spezifischen Idee oder besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen. Sie erhalten jeweils ein paar Monate Zeit und Ressourcen, um in Entwicklungsprojekten mitzuarbeiten. Während dieser Zeit werden sie von ihrer angestammten Arbeit freigestellt.
Im Lab werden zwei Arten von Projekten gefördert:
● Tools, um die journalistische Arbeit zu vereinfachen
● Neue Formen des Storytellings
Digitale Werkzeuge für Journalisten
Einen Schwerpunkt setzt die BBC auf Werkzeuge, welche die Newsproduktion vereinfachen sollen:
● Mit Window on the Newsroom wird die Suche nach bereits produzierten Inhalten vereinfacht. Zudem werden sie mit Metadaten angereichert.
● Mit ALTO hat die BBC ein Voice-Over-Tool für Videonewsbeiträge entwickelt, das den Offtext in verschiedene Sprachen übersetzt und auch noch gleich mit einer Stimme vertont. BBC hat dieses Produkt bei Fokusgruppen breit getestet. Seit Oktober kommt es nun in der täglichen Arbeit im Newsroom zum Einsatz.
Storytelling weiterentwickeln
Andere Ansätze des BBC News Labs-Projekts fokussieren auf die Frage, wie in Zukunft Newsgeschichten erzählt werden:
● Bei der Produktion von Virtual-Reality-Inhalten sucht die BBC noch nach geeigneten Einsatzmöglichkeiten im Newsbereich. Die Verantwortliche Zillah Watson bezeichnet dies als «slow journalism», denn die VR-Produktion ist noch nicht ausgereift und entsprechend aufwendig.
● Das Projekt Atomised News will das Storytelling auf mobilen Geräten und sozialen Plattformen den Bedürfnissen der jüngeren Generation anpassen. Mit dem Konzept «Atomised News» sollen Userinnen und User Topstorys schnell verstehen, sich bei Bedarf dann aber weiter vertiefen können. Auch hier steht man noch am Anfang.
Agiles und userzentriertes Verfahren
Die insgesamt mehr als 20 Projekte, welche die BBC in die digitale Zukunft führen sollen, sind alle ähnlich aufgestellt:
● Ein kleines multidisziplinäres Team, zusammengesetzt mit Leuten aus verschiedenen Bereichen der Organisation und ausgestattet mit genügend Ressourcen und Kompetenzen
● Ein agiles und userzentriertes Entwicklungsverfahren macht es möglich, rasch Prototypen zu entwickeln.
● Die neuen Formate werden umgehend getestet und im Newsbetrieb umgesetzt. So wird das neue Wissen rasch geteilt.
Das Fazit:
Zwar ist das SRF News Lab viel kleiner und mit weniger Ressourcen ausgestattet als das BBC News Lab. Aber wir gehen ähnlich vor wie die BBC, wenn wir neue digitale Formate entwickeln. Anders als die BBC entwickeln wir allerdings keine neuen journalistischen Werkzeuge, sondern setzen auf die rasche Integration bereits neu entwickelter Produkte mit einem klaren Nutzen für die Anwenderinnen und Anwender.
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