Neue medienpolitische Aktion «Medien für alle»

Die Bewegung «Medien für alle» macht sich Sorgen über die Entwicklung in der Schweizer Medienlandschaft. Mitbegründer Philipp Cueni, «Edito»-Chefredaktor, erklärt, warum die Bewegung Sukkurs in der Bevölkerung sucht.

«Die erste öffentliche Debatte von ‹Medien für alle› scheint gelungen zu sein (siehe Kasten). Bei solchen Auftritten soll es aber nicht bleiben. Mit der neuen, noch relativ kleinen Bewegung haben wir Mitbegründer grössere Ziele: eine breite Bewegung aufzubauen, welche in der Medienpolitik mit einer pointierten Stimme auftritt. Dazu gehört auch die Verteidigung des Service public und der SRG gegen die politischen Angriffe und gegen ‹No Billag›. Man könnte sagen: ‹Medien für alle› soll eine Gegenbewegung werden zur rechtsbürgerlichen ‹Aktion Medienfreiheit› von Nationalrätin Natalie Rickli (SVP) und Nationalrat ­Christian Wasserfallen (FDP).

«Jene gesellschaftlichen Kräfte, welche der SRG positiv gegenüberstehen, sind nicht organisiert und kommen so medial kaum zu Wort.»

Tatsächlich ist auffällig, wie bei der öffentlichen Debatte zur Medienpolitik neben den Parteien und dem SRG-feindlichen Gewerbeverband jeweils prominent die ‹Aktion Medienfreiheit› zu Wort kommt. Jene gesellschaftlichen Kräfte, welche der SRG positiv gegenüberstehen, sind hingegen nicht organisiert und kommen so medial kaum zu Wort.

Entstanden ist die Bewegung aus der Filmszene. Diese hat erkannt, dass eine Zerstörung der SRG, wie sie auf einigen politischen Agenden steht, auch den Schweizer Film existenziell schwächen würde. Und es geht um viele andere Kulturbereiche, welche in vielfältiger Weise mit der SRG kooperieren. Zudem sollten Kulturschaffende als sensible Beobachter des gesellschaftlichen Dialogs warnen, wenn eine Verarmung des demokratischen Diskurses droht.

«Das Medien-Szenario ‹Bedrohung› ist keine Schwarzmalerei.»

Das Medien-Szenario ‹Bedrohung› ist keine Schwarzmalerei. Die vielfältigen Angriffe auf die SRG sind das eine. Das Einbrechen der traditionellen Geschäftsmodelle bei den privaten Verlagshäusern ist das andere. Der Stellenabbau bei Zeitungen grosser Medienunternehmen ist ein Ausdruck davon. Die Begehrlichkeiten von politischen Akteuren, Medien aufzukaufen, ist eine weitere Facette der Situation. Die Medienwelt wird durch globale Player geprägt, das Renditedenken dominiert auch die Versorgung mit Information und Wissen.

Für die Gesellschaft ist es wichtig, unabhängigen, hochstehenden und vielfältigen Journalismus finanzieren zu können. Das publizistische ‹Geschäft› sollte dem demokratischen Dialog verpflichtet sein. Qualifizierte mediale Leistungen müssen in allen Regionen und Sprachen des Landes und für ein breites Publikum gesichert werden. Dafür will ‹Medien für alle› Kräfte der Zivilgesellschaft, also engagierte Menschen, in Bewegung bringen.»

Text: Philipp Cueni

Bild: Header: Imagopress/Patrick Lüthy, Kasten: mfa

Weitere Infos und Anmeldung: Medien für alle

Von Problemen und Chancen

Der Verein «Medien für alle» lud Ende November zur Tagung und fragte, wie die journalistischen Leistungen, die es für den Demokratie-Diskurs braucht, in der Schweiz garantiert werden können – angesichts der wirtschaftlichen Probleme der grossen Verlagshäuser, angesichts der ­politischen Angriffe auf die SRG. Renommierte Stimmen aus der Medienszene hatten die Einladung angenommen – der CEO der AZ Medien, der Leiter Kommunikation von Tamedia, der Direktor von Ringier und Axel Springer Schweiz Romandie, der SRG-Generaldirektor sowie der Präsident der Eidgenössischen Medienkommission. Diskutiert wurde über die zugespitzte Ausei­nandersetzung zwischen den Verlegern und der SRG, aber auch über die Chancen von Kooperationen auf dem kleinen Medienmarkt Schweiz. Und erörtert wurden auch Erwartungen an die Medienpolitik.

V. l.: Daniel Pillard (Ringier und Axel Springer), Axel Wüstmann (AZ Medien), Christoph Zimmer (Tamedia), Philipp Cueni («Edito»).

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