Post-it-Zettel statt Programmbroschüre
SRF und die MAZ luden am Samstag zum Medien-Barcamp im Leutschenbach. Gegen 100 Medieninteressierte debattierten dort ohne fixes Programm über Zukunftstrends. Das Experiment, die Referentenliste spontan vor Ort zu erstellen, ist geglückt.
Die tpc-Werkstatt im Leutschenbachstudio verwandelt sich in ein Kino: Interessierte, darunter einige mit einer Popcorn-Tüte in den Händen, hören gespannt dem Vortrag «Aus der Lokalpraxis: Social-Media-Redakteure ausser Rand und Band» von Gerry Reinhardt zu. Der Community Manager bei FM1Today.ch präsentiert zahlreiche Missgeschicke von Berufskollegen wie beispielsweise, wenn persönliche Tweets aus Versehen mit dem Geschäftsaccount versendet werden. Dieses und viele andere Themen bestimmten am vergangenen Samstag das erste öffentliche Medien-Barcamp der Schweiz, das vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und der Schweizer Journalistenschule MAZ organisiert wurde.
Die Frage, was man sich unter einem Barcamp vorstellen muss, beschäftigte den Grossteil der Teilnehmer im Vorfeld der Veranstaltung. «Das ist eine normale Konferenz, man weiss aber nicht was passieren wird», erklärte Dominik Born, Fachexperte Innovation SRF. Während das Programm von üblichen Konferenzen vorher feststeht, wird dieses bei Barcamps im Verlauf des Morgens von den Teilnehmern selbst bestimmt. «Für Moderatoren ist das Nervenkitzel», wie Bettina Werren (vgl. Bild unten), Leiterin Inszenierung im Raum SRF, gegenüber persoenlich.com zugestand.
Innert kurzer Zeit reihten sich von den 90 Teilnehmern über 20 Interessierte in einer Schlange auf, um ihre Sessions anzumelden. So füllte sich die anfangs leere Programmwand schnell mit unterschiedlichen Themen wie «Augmented Reality im TV», «12 Tipps wie die Karriere sicher gelingt» oder «Was Journalisten von Bloggern lernen können». Die Gastgeber zeigten sich beeindruckt. «Ich war überrascht, dass so viele Freiwillige eine Session gemacht haben», befand Werren.
Die Initiative für den Event kam vom SRF aus, das in den letzten zwei Jahren drei interne Barcamps mit Erfolg durchgeführt hatte. «Wir haben uns für das MAZ als Partner entschieden, da es für uns die Nummer 1 in Journalismusausbildung ist», sagte Werren. «Ich fand die Idee, dass Teilnehmende selber bestimmen, was diskutiert werden soll, ein interessantes Experiment», erklärte MAZ-Direktor Diego Yanez. Für ihn sei daher sehr schnell klar gewesen, dass sie mitmachen würden.
Die Gastgeber zogen ein durchwegs positives Fazit und betonten, dass der unverkrampfte Dialog und Wissensaustausch sehr befruchtend gewesen sei. Als weiterer Pluspunkt wurde das mit Journalisten, Bloggern, Kommunikationsfachleuten und IT-Spezialisten gut durchmischte Teilnehmerfeld ausgemacht. «Ich habe neue Blickwinkel auf verschiedene Themen erhalten», sagte Yanez.
Kommentar