Weltmeisterlich im Bild

Die Ski-WM 2017 in St. Moritz waren ein sportliches Glanzstück. Die SRG lieferte eindrückliche Bilder für Sportfans in aller Welt. LINK blickte hinter die Kulissen der Produktion.

Die St. Moritzer Sonne strahlt vom Himmel. Ihr Licht bricht sich in den Schneekristallen und lässt die Piste glänzen. Glänzen soll auch die Skirennfahrerin Lara Gut. Ihre Fans erhoffen sich eine WM-Gold-Medaille im Damen-Super-G. Im Zielgelände Salastrains herrscht gespannte Vorfreude. Währenddessen bereiten sich am Start die Athletinnen auf ihren Lauf vor. Muskeln werden aufgewärmt, Material wird kontrolliert und letzte Anweisungen werden erteilt. Je näher der Rennstart rückt, desto mehr steigt die Anspannung – bei den Sportlerinnen, Betreuern, WM-Organisatoren und Zuschauern.

Auch hinter den Kulissen, bei den Mitarbeitenden der SRG, ist die Anspannung gross. Immerhin sind sie verantwortlich, dass die Leistungen der Skirennfahrerinnen weltweit live mitverfolgt werden können. Sei es auf den sprachregionalen Kanälen der SRG (TV, Radio, Online) wie auch auf den Kanälen ausländischer TV- und Radiostationen.

Produktions- und Regiewagen der SRG im Einsatz.

150 Mitarbeitende aus allen SRG-­Unternehmenseinheiten und der Tochtergesellschaft tpc sind an den Ski-WM 2017 in St.Moritz für das sogenannte Host ­Broadcasting im Einsatz: von Ton- und Videotechnikern über Produzenten und Regisseuren bis hin zu Administrationsmitarbeitenden. «Unsere Aufgabe ist es, Emotionen von den Ski-WM 2017 in die ganze Welt zu tragen», fasst Roland Mägerle den Auftrag in einem Satz zusammen. Mägerle ist Leiter Business Unit Sport SRG und Leiter Sport SRF. «Wir beliefern unsere Partner mit den Bildern, Grafiken und Slow-Motion-Aufnahmen, die sie für ihre Sendungen brauchen.»

«Unsere Aufgabe ist es, Emotionen von den Ski-WM 2017 in die ganze Welt zu tragen» - Roland Mägerle, Leiter Business Unit Sport SRG und Leiter Sport SRF

Keine leichte Aufgabe. Bereits die sprachregionalen SRG-Sender (SRF, RTS, RSI und RTR) haben, bedingt durch die Sprache und die kulturellen Eigenheiten ihrer Publika, andere Bedürfnisse. Sven Sarbach, Leiter Grossprojekte Business Unit Sport SRG, nennt als Beispiel die Art, wie Moderatoren Interviews führen: «Die Art, Interviews zu führen, ist je nach Region unterschiedlich. Die Tessiner Kollegen stellen gerne ausführliche und lange Fragen, in der Deutschschweiz sind wir uns eher knappe und kurze Interviews gewöhnt.» Das gilt es bei der Planung zu berücksichtigen.

Massgeschneiderte Produktionen für die Sprachregionen

SRF, RTS, RSI und RTR beachten solche Unterschiede und beliefern jede Sprachregion mit massgeschneiderten ­Produktionen. Gleichzeitig achtet die SRG ­darauf – wo immer möglich – Synergien zu nutzen, um Kosten zu sparen.

Da die SRG die gastgebende Fernsehproduzentin der «FIS Alpine World Ski Championships St. Moritz 2017» ist, produziert sie das sogenannte Weltsignal. Von früheren Grossevents her, darunter Ski-WM und alpine Rennen an Olympischen Winterspielen (Turin, Vancouver, Sotschi), verfügt die SRG über ein immenses Know-how. Deshalb vertrauten die European Broadcasting Union (EBU) und die Fédération Internationale de Ski (FIS) den Schweizern erneut die Produktion des Weltsignals an.

Bis zu 38 Kameras im Einsatz

Dieses Signal ist die Basis für die weltweite Live-Übertragung der Ski-WM. «Vereinfacht ausgedrückt, sorgen wir dafür, dass die Bilder von der Kamera am Pistenrand in den Reportagewagen und von dort in die weite Welt hinausgeschickt werden», fasst die für das Host Broadcasting verantwortliche Projektleiterin Karin Nussbaumer die komplexe technische Aufgabe zusammen. Allerdings ist es nicht nur eine Kamera, sondern es sind bis zu 38. Und es ist auch nicht ein Reportage­wagen – insgesamt umfasst der Wagenpark 30 Produktions- und Regiefahrzeuge der in- und ausländischen Broadcaster.

Ein tpc-Mitarbeiter auf der Suche nach dem perfekten Bild.

Betreuung der ausländischen Sender

Als Host Broadcaster ist die SRG auch für die technische Betreuung der in St. Moritz anwesenden ausländischen Radio- und Fernsehsender zuständig. Deshalb sind allein im Zielgelände Salastrains 34 Kommentatorenpositionen, 26 Mixed-Zonen für Interviews, fünf TV-Plattformen und drei TV-Studios aufgebaut worden. Hinzu kommen noch Interviewzonen und Studios auf der Medal Plaza im Kulm Park.

Inzwischen ist Lara Gut mit der Startnummer 7 auf der Piste Engiadina unterwegs. Die SRG dokumentiert ihren Lauf aus allen möglichen Blickwinkeln. Um besonders spektakuläre Aufnahmen zu produzieren, sind sogar Kameras in die Rennpiste eingegraben worden. Sie liefern Bilder von vorbeizischenden Skiern, durchtrainierten Beinen und aufspritzendem Schnee.

Bilder aus der anderen Talseite

Für den Überblick über die gesamte Rennstrecke sorgt ein Kameramann von der anderen Talseite aus. Er wird täglich per Helikopter auf seine Position auf 2707 Metern über Meer geflogen. Sollte sich das Wetter während seines Einsatzes verschlechtern, so dass er nicht mehr abgeholt werden kann, muss er in einem ­dafür bereitgestellten Notfall-Container übernachten.

Bilder aus der Vogelperspektive liefert die Seilbahnkamera. Sie begleitet Lara Gut und die anderen Skirennfahrerinnen auf dem letzten Kilometer vor dem Ziel und kann bei Tempo 120 sogar mit ihnen Schritt halten. «Es ist das erste Mal, dass wir in der Schweiz mit einer derart langen Seilbahnkamera ohne Stützpfeiler arbeiten», sagt Beni Giger und freut sich über die neuen visuellen Möglichkeiten, die sich ergeben. Als Regisseur des Weltsignals entscheidet er, welche Bilder wann und aus welcher Perspektive von Lara Gut weltweit zu sehen sind oder was in Zeitlupe gezeigt wird. Während die Tessinerin im Sonnenschein die Piste hinuntersaust, sitzen Beni Giger und 16 Mitarbeitende im dunklen Produktionswagen. Sie verfolgen das Rennen auf verschiedenen Monitoren, die alle unterschiedliche Blickwinkel zeigen. Die Produzenten wählen aus dieser Bilderflut jeweils die besten Aufnahmen aus und stellen diese so zusammen, dass für die Zuschauer eine spannende Dokumentation von Lara Guts Fahrt entsteht.

Im Produktionswagen herrscht höchste Konzentration. Weltsignal-Regisseur Beni Giger (2.v.r.) ­entscheidet, welche Bilder wie zusammengestellt werden.

Am Schluss entscheidet das Wetter

Damit alles klappt, ist eine ausgeklügelte Planung nötig. Doch Beni Giger weiss: «Man kann so gut organisieren, wie man will, Ski-Weltmeisterschaften sind und bleiben eine Outdoor-Veranstaltung.» Er hofft auf gutes Wetter, denn verschobene Trainingsläufe oder gar abgesagte Rennen ziehen einen Rattenschwanz an Konsequenzen für die TV- und Radiomacher nach sich. Seine Hoffnung hat sich erfüllt. Das Wetter bleibt am Tag des Damen-Super-G stabil. Die Hoffnung der Lara-Gut-Fans hingegen wurde leicht getrübt. Statt des ersehnten Goldes erfuhr sich die Tessinerin die Bronzemedaille.

Gespannte Kinder testen das «Ski-Erlebnis 360 Grad» mit Virtual-Reality-Brillen.

Mit Virtual Reality die Corviglia runter

In der Begegnungszone von Radio SRF 3 und RTR können sich selbst Nichtskifahrer wie Abfahrts­weltmeister fühlen: Virtual-Reality-Brille und Kopfhörer aufsetzen, ins «Ski-Erlebnis 360 Grad» ­eintauchen, mit dem ­ehe­maligen Skirennfahrer Bruno Kernen zusammen die ­Corviglia runterbrettern und sich im Ziel bejubeln lassen. Obwohl man die ganze Zeit auf festem Boden steht, wirkt das Gesehene so real, dass einige Besucher sogar in die Hocke gehen und sich in die Kurven legen.

Text: Riccarda Frei

Bild: Thomas Züger

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