«Die Audioqualität ist deutlich gestiegen»
Regelmässig bemängeln Zuschauerinnen und Zuschauer die Sprachverständlichkeit am Fernsehen. Doch wie verständlich Sprache und Dialoge sind, hängt nicht nur von SRF und dem technischen Dienstleister tpc ab. Beide Unternehmen arbeiten in der tpc-Fachgruppe Audio kontinuierlich daran, die Sprachverständlichkeit zu verbessern. Mit deutlich hörbarem Resultat, wie tpc-Fachtechniker Alfio Di Fazio schildert.
LINK: Wie lautet der Masterplan für mehr Sprachverständlichkeit?
Alfio Di Fazio: Wir setzen auf technische Massnahmen und intensive Schulungen, dies in Form eines Drei-Stufen-Plans für Sport, News und Film, den unsere tpc-Fachgruppe Audio mit SRF erfolgreich umgesetzt hat. Im Sport haben wir neue Mischrichtlinien eingeführt und die Mitarbeitenden im Studio, auf den Reportagewagen und im Sendezentrum darauf sensibilisiert und geschult. Auch die Video-Editoren und die Multitechniker erhielten im Zuge der News-Automation eine intensive Audioschulung. Da in der automatisierten Newsregie kein Tontechniker mehr arbeitet, werden die Beiträge heute bereits beim Dreh oder im Schnitt finalisiert. Deshalb haben wir auch auf den Schnittplätzen der Video-Editoren die Einstellungen auf mehr Sprachverständlichkeit angepasst.
In Filmen sind Sprache, Dialoge und Actionszenen oft unterschiedlich laut. Woran liegt das und welche Massnahmen sorgen für Abhilfe?
Grundsätzlich ist eine Kino- oder DVD-Mischung eines Films nicht für den TV-Empfang in der heimischen Stube abgemischt. Zudem sparen Produktionsfirmen heute oft bei den Nachsynchronisierungen, was generell zu Einbussen in der Verständlichkeit der Dialoge führt. Unbearbeitet ist nur etwa die Hälfte der Kinofilme für das TV-Publikum sprachverständlich. Die andere Hälfte verbessern wir, indem wir die Laut-Leise-Dynamik zwischen lauten Actionszenen und den leiseren Dialogen zuerst verkleinern und danach die Lautheit insgesamt anheben. Damit erreichen wir, dass die Sprache in den Filmen nicht gegenüber der Sprache in Werbung und Trailern abfällt. Zudem durchlaufen sämtliche Filme ein von uns optimiertes Mess- und Bearbeitungstool. Die Resultate überprüfen wir laufend stichprobenartig und korrigieren sie bei Bedarf.
Ist das Problem damit behoben?
Nein, denn als technischer Dienstleister sind wir nur ein Teil der Kette. Die Signalverbreitung liegt bereits nicht mehr in unseren Händen. Auch die Einstellungen des TV-Apparats sowie die Akustik und die Empfangsbedingungen beim Zuschauer zuhause können wir nicht steuern. Grosse Fensterflächen und reflektierende Parkett- beziehungsweise Steinfussböden können die Klangqualität ebenso verschlechtern wie Flatscreens mit kleinen, nach hinten abstrahlenden Lautsprechern, die den Raum nur indirekt über die Zimmerwände beschallen.
Liefert die Unterhaltungselektronik dafür noch keine technische Lösung?
Theoretisch ja. Dank Mehrkanalton kann man den Sprachkanal eines TV-Apparats (Mehrkanalton-Empfänger) eigentlich selbst einstellen. Praktisch sind die meisten damit vermutlich überfordert. Fernsehanstalten und Unterhaltungselektronik arbeiten aber daran, den Sprachkanal von den anderen Kanälen so zu separieren, dass der Zuschauer die Sprachverständlichkeit einfach selbst anpassen kann.
Die Sprachverständlichkeit hängt auch mit dem Alter zusammen.
Das ist richtig, das sogenannte selektive Hören nimmt mit dem Alter ab. Man muss sich zunehmend anstrengen, die Schallquelle herauszufiltern, die man hören will – beispielsweise den Tischnachbarn im vollen Restaurant. Das ist am Fernsehen genau gleich. Wenn wir Sprache und Dialoge zu stark mit Musik und Geräuschen zudecken, können die Zuschauer das gesprochene Wort nicht mehr aus den Umgebungsgeräuschen herausfiltern.
Das heisst, auch Journalisten, Kameraleute und Video-Editoren können zur Sprachverständlichkeit beitragen?
Ja, Kardinalfehlern sollte man bereits beim Dreh und im Schnitt vorbeugen. Zu den häufigsten drei Fehlern gehören erstens zu starke Umgebungsgeräusche bei der Sprachaufnahme – ein Interview vor einem rauschenden Brunnen etwa mindert die Sprachverständlichkeit. Zweitens sollte man Sprache und Dialoge nie mit dominanter, noch dazu mit gesangsunterlegter Musik untermalen – auch nicht im Dokumentarfilm. Und drittens sollte eine Grafik nie von dominanten und pulsierenden Geräuschen unterlegt werden, die man zudem noch überspricht.
Sind auch die Programmmacher in den Audio-Masterplan involviert?
Grundsätzlich muss unsere Tongestaltung so sprachverständlich sein, dass wir die Mehrheit der Zuschauer abholen. Darauf sind unsere Kamerateams sensibilisiert. Unternehmensübergreifend haben wir zudem Journalisten gebrieft und in Mikrofontechnik geschult sowie auch die Redaktionsleiter und Auslandskorrespondenten informiert. Die Ausbildung werden wir weiter kontinuierlich vorantreiben. Gleichzeitig überwachen wir beharrlich die Qualität. Für SRF und uns ist klar: Die Massnahmen greifen. Unsere Audioqualität ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen.
Das können Sie tun
Sprachverständlichkeit am Flatscreen:
- Stellen Sie sicher, dass Sie im TV-Menü eine sprachoptimierte Voreinstellung gewählt haben.
- Investieren Sie in externe Lautsprecher; mindestens eine Soundbar, besser noch eine Mehrkanaltonanlage.
- Soundbar wie beim TV sprachoptimal einstellen; Produktanleitung beachten.
- Mehrkanaltonanlage: Positionierung der Lautsprecher beachten; lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.
- Auch die Raumakustik spielt eine Rolle. Für ein verbessertes Hörerlebnis lassen Sie sich von einer Fachperson beraten.
Kommentar