SRF hat sachgerecht über russische Einflussnahme im französischen Wahlkampf berichtet
Zwei Beiträge vom 4. Mai 2017 stehen im Mittelpunkt von zwei Beanstandungen: Der « 10vor10 » -Beitrag « Der lange Arm Russlands » sowie der Beitrag « Propaganda aus Russland » auf « SRF News online » . Die Beiträge seien einseitig, tendenziös und nicht sachgerecht, monieren die Beanstanderinnen. Ihnen missfällt, dass vor allem Russland einseitig am Pranger stehe. Eine der Beanstanderinnen verwendet den Begriff « propagandistisch » . Ombudsmann Roger Blum kann beide Beanstandungen nicht unterstützen.
Der monierte «10vor10»-Beitrag zeige auf, dass russische Hacker nach Ansicht von Experten versucht hätten, in Frankreich die öffentliche Meinung und damit auch das Wahlergebnis zu beeinflussen, informiert Christian Dütschler, Redaktionsleiter «10vor10».
SRF habe klar gemacht, dass dies Einschätzungen von europäischen und amerikanischen Geheimdiensten seien. Man habe journalistisch korrekt gearbeitet: Nebst dem Offenlegen der Quelle habe SRF zusätzlich eine unabhängige Zweitmeinung eingeholt und eine Politologin und Cyber-Security-Spezialistin der ETH befragt. Die Zuschauerinnen und Zuschauer seien korrekt informiert worden und hätten sich eine eigene Meinung über die Aussagen der Geheimdienste sowie der Expertin machen können. Ombudsmann Roger Blum unterstützt dieses Vorgehen der Redaktionen von «10vor10» und «SRF News online». Zudem werde die russische Einflussnahme auf den französischen Wahlkampf mittels Hacking als plausibel und nicht als bewiesen dargestellt.
«Es ist unsere wichtigste Aufgabe, der Wahrheit auf den Grund zu gehen (...) – und uns eben gerade nicht vor den ‹Propaganda-Karren› spannen zu lassen», Christian Dütschler, Redaktionsleiter «10vor10»
Dütschler erinnert daran, dass es in einem kurzen Fernsehbeitrag nie möglich sei, die ganze Breite eines Themas zu behandeln. In den beanstandeten Beiträgen sei es spezifisch um den Einflussversuch russischer Hacker gegangen. In anderen Sendegefässen und bei anderer Gelegenheit habe man durchaus auch kritisch über Emmanuel Macron und die USA berichtet.
Werte des Journalismus
SRF ist sich der Gefahr, in die Propaganda-Falle zu tappen, bewusst. Dazu meint Dütschler: «Es ist unsere wichtigste Aufgabe, der Wahrheit auf den Grund zu gehen oder ihr zumindest möglich nahe zu kommen – und uns eben gerade nicht vor den erwähnten ‹Propaganda-Karren› spannen zu lassen. Dafür setzen wir unser Herzblut ein, und dafür werden wir bezahlt.»
Gemäss Ombudsmann Roger Blum solle sich Journalismus an einer Wertordnung orientieren. Bezugspunkte in der Schweiz seien die Menschenrechte und die Demokratie. Diese Werte seien unverhandelbar. Blum unterstützt das Fazit, welches Dütschler in seiner Stellungnahme zieht, und ergänzt: «Es gilt, in keine Propaganda-Falle zu tappen, weder in eine ‹östliche› noch in eine ‹westliche›, weder in eine ‹südliche› noch in eine ‹nördliche›».
Schlussberichte der Ombudsstelle: 5080 und 5084
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