Schweizer Musiker haben jetzt eigene Charts

Radio SRF 3 hat erstmals die Top 10 der am meisten gehörten Schweizer Songs veröffentlicht. Der Grund: In der offiziellen Hitparade tauchen hiesige Acts kaum noch auf.

In den Top 100 der hiesigen Singlecharts ist diese Woche nur ein einziger Schweizer Song vertreten: «Sin ti» von Loco Escrito auf Platz 79. Um in ihrer «Hitparade»-Sendung trotzdem noch Schweizer Musik spielen zu können, hat die SRF-3-Redaktion am Sonntag ein neues Segment eingeführt: die Top 10 der am meisten gespielten, gestreamten und heruntergeladenen Schweizer Songs der Woche.

Diese Neuerung sei nötig geworden, weil «das Schweizer Musikschaffen von vielen Streaming-/Download-Anbietern vernachlässigt wird» und «Songs von nationalen Künstlern beinahe nicht mehr in den Schweizer Singlecharts stattfinden», so SRF-Musik-Redaktionsleiter Michael Schuler.

«Von Spotify ausgeschlossen»

Hit-Produzent und Labelbesitzer Roman Camenzind bestätigt dies: «Die Situation für Schweizer Musik ist momentan sehr schwierig. Von dem hitparadenrelevanten Musikdienst Spotify sind wir ausgeschlossen und auch die Schweizer Privatradios spielen nur sehr wenig Schweizer Musik.»

Mit «ausgeschlossen» meint Camenzind vor allem die fehlende Möglichkeit der Musiklabels, ihre Künstler sinnvoll in den wichtigen Playlists des schwedischen Streaming-Riesen zu platzieren. 20 Minuten weiss, dass sich die Labels schon lange daran stören und sowohl Spotify als auch Apple Music in naher Zukunft Schweizer Büros eröffnen wollen.

«Jede Plattform ist begrüssenswert»

Bis dahin sind «SRF 3 und die anderen SRG-Sender die einzigen, die stark auf Schweizer Musik setzen», lobt Camenzind. Schuler präzisiert: «Der Anteil von Schweizer Musik liegt im Tagesprogramm von SRF 3 bei fast 25 Prozent.»

Und auch wenn die neue Schweizer Top 10 sozusagen im geschützten Rahmen abseits internationaler Charts-Konkurrenz stattfindet, weiss Camenzind: «Für Schweizer Musiker ist jede Plattform, die man ihnen bietet, begrüssenswert.»

Zur Sendung

Dieses Interwiew erschien am 26. Juli 2017 auf 20 Minuten Online und in der Printversion.

Text: 20 Minuten / Schimun Krausz

Bild: SRF/Thomas Züger

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