Restaurierter Schweizer Filmklassiker «Die letzte Chance»
Die Schweizer Produktion wurde zum Welterfolg und errang 1946 den begehrten Golden Globe, den Internationalen Friedenspreis und den Preis der New Yorker Kritik. SRF zeigt diesen Schweizer Filmklassiker in einer zusammen mit der Cinémathèque suisse und mit Unterstützung von Memoriav aufwendig digitalisierten und restaurierten Version.
Norditalien 1943. Amerikanische und britische Truppen rücken vor. Badoglio regiert anstelle des abgesetzten Mussolini. In Norditalien kommandieren die Deutschen. Aus einem Gefangenentransport können der britische Lieutnant Halliday (John Hoy) und der amerikanische Sergeant Braddock (Ray Reagan) entkommen. Das Dorfmädchen Tonina (Luisa Rossi) warnt sie am Langensee vor einer deutschen Patrouille. Das Radio berichtet vom Waffenstillstand zwischen Badoglio und den Alliierten. Hoffnung keimt. Doch die Deutschen starten mit der «Operation Achse» einen Gegenschlag. Ein Priester und Sympathisant der Partisanen (Romano Calò) versteckt die beiden Flüchtlinge und bringt sie mit einem Schicksalsgenossen zusammen, dem englischen Major Telford (Ewart G. Morrison). 20 weitere Flüchtlinge beherbergt das örtliche Gasthaus. Sie sind Juden, kommen aus aller Welt und hoffen auf Asyl in der neutralen Schweiz.
Inzwischen wird Mussolini befreit, und die Deutschen greifen rigoros durch. Die drei alliierten Offiziere machen sich zur Grenze auf. Die flüchtigen Zivilisten, die verzweifelt darum bitten, nehmen sie mit. Die gefährliche Passage über die schneebedeckten Berge ist die letzte Chance für die bunt gemischte Gruppe, den Nazis zu entkommen. Der Weg in die Schweiz ist steil, steinig, voller Feinde. Und es ist ungewiss, ob die Gehetzten überhaupt Einlass finden werden.
Anspruchsvoller Welterfolg
«Die letzte Chance» entstand im Winter 1944 und im folgenden Frühjahr. In der Schweiz gab es Flüchtlinge jeder Herkunft und Profession. Regisseur Leopold Lindtberg nutzte diesen Umstand für sein anspruchsvolles Werk. Er besetzte die Rollen weitgehend mit Laien, die ein entsprechendes Schicksal erlebt hatten. Einige der professionellen Darsteller waren Emigranten, die im Zürcher Schauspielhaus-Ensemble Zuflucht gefunden hatten. So blieb auch die Sprachenvielfalt authentisch. Das Resultat: «Die letzte Chance» wurde zum Welterfolg und 1946 am Festival von Cannes mit dem Grand Prix und mit dem Internationalen Friedenspreis ausgezeichnet. 1947 folgte ein Golden Globe Award für den besten Film zur Förderung der Völkerverständigung.
Bis heute hat kein Schweizer Film je wieder so viel, so positives und so breites internationales Echo gefunden. Dabei entstand er unter denkbar grössten Schwierigkeiten. Bundesbern fürchtet um das Image des Touristenlandes. Aufnahmebewilligungen wurden darum verweigert, Arbeitserlaubnisse verzögert, Material beschlagnahmt. Die Uraufführung fand erst am 26. Mai 1945 statt, gut zwei Wochen nach Kriegsende. Dann aber begeisterte das anrührende Werk allein in der Schweiz über eine Million Besucher.
Aufwendige Restaurierung
SRF und die Cinémathèque suisse haben «Die letzte Chance» mit Unterstützung von Memoriav aufwendig digitalisiert und restauriert. Nach der Uraufführung der neuen Fassung an den Filmfestspielen 2016 in Cannes (in der Sektion «Cannes Classics») erfolgt die Premiere im deutschsprachigen Raum 2016 am zwölften Zurich Film Festival im Rahmen der Special Screenings. Zu sehen war die restaurierte Fassung zudem an den Festivals von Bologna und Theassaloniki sowie im Museum of Modern Art in New York.
Heinz Schweizer, bei SRF für die Restaurierung des Films verantwortlich: «SRF engagiert sich seit vielen Jahren für die Rettung und Erhaltung von Schweizer Filmklassikern als Teil des nationalen Kulturerbes. Gemeinsam mit unseren Partnern, der Cinémathèque suisse und Memoriav, konnten wir eine weitere historisch wertvolle Produktion digitalisieren und restaurieren. Dass ‚Die letzte Chance‘ 70 Jahre nach dem Gewinn des Grand Prix erneut in Cannes gezeigt wurde, war für alle Beteiligten eine grosse Ehre.»
Ausstrahlung: Mittwoch, 16. August 2017, 22.25 Uhr, SRF 1
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