«Schweizer Musik kommt immer zu kurz»
Publikumsmitarbeiterin Alessia Pedrocchi ist ein grosser Fan von Radio SRF 3. Trotzdem kritisiert sie die Musikauswahl des Senders. «Neue Songs werden viel zu oft wiederholt», sagt sie. Deshalb räumen wir fünf Behauptungen zur Musikprogrammierung aus der Welt.
1. Der Moderator wählt die Musik aus
Bei Radio SRF liegt die Musikauswahl in den Händen der Musikredaktoren. Spezialisten treffen sich wöchentlich am Playlist-Meeting und besprechen neue Songs wie auch das Repertoire des jeweiligen Programms.
Die Songs werden der Redaktion entweder von Labels, Managements und Künstlern zugestellt, und die Redaktion entdeckt sie auf Online-Plattformen wie z.B. mx3.ch. Pro Woche werden so ca. 50 Songs im jeweiligen Playlistmeeting besprochen.
Danach wird mittels einer Datenbank ein erster Vorschlag für den Musik-Mix der Woche erstellt, der von den Musikredaktoren tagesaktuell redigiert wird. Dabei achtet die Redaktion auf Tagesaktualitäten – wie Sommeranfang, Wettersituation, Weltgeschehen usw.
Bei Radio SRF 3 und Radio Virus gibt es allerdings auch Ausnahmen. Bei den SRF 3-Musikspecials nach 20 Uhr haben die Sendungsmacher freie Hand. Sie wählen die Musik ihrer Sendungen selber aus. Auch bei Virus gibt es Sendungen, bei denen die Moderatoren einen Grossteil der Musik selber auswählen und Hörerwünsche berücksichtigen können.
2. Der gleiche Song wird zehnmal pro Tag gespielt
Bei Radio SRF 3 und Radio SRF 1 werden neue Songs maximal zweimal innerhalb von 24 Stunden gespielt. Einzig der «SRF 3 Song vom Tag» läuft drei- bis viermal am selben Tag.
3. Das Musikprogramm von SRF 3 und den Privatsendern unterscheidet sich kaum
SRF 3 spielt im Gegensatz zu den privaten Anbietern ein sehr breites Musikprogramm mit Songs aus verschiedenen Stilrichtungen. Das SRF 3-Tagesprogramm ist geprägt von Neuheiten, die oft bei Privatsendern nicht oder viel später eingesetzt werden. Und im Abendprogramm werden vertieft Entwicklungen und Neuheiten von einzelnen Musikgenres präsentiert und eingeordnet. Auch dieses Angebot bietet nur SRF.
4. Die Musikindustrie beeinflusst das Musikprogramm bei SRF
Gerade wenn Titel mehrmals täglich laufen, fragen sich SRF-Hörerinnen und -Hörer, ob hier die Musikindustrie oder der Künstler mitmischt. Fliesst dafür vielleicht sogar Geld?
Der Leiter der Musikredaktion, Michael Schuler, sagt: «SRF bezahlt Urheberrechtsentschädigungen an die jeweiligen Wahrnehmungsgesellschaften für jeden gespielten Songs. Natürlich pflegen wir den Kontakt zur Musikindustrie und ihren Verbänden. Die Auswahl der Songs erfolgt aber unabhängig vom Label und Künstlern.»
5. Schweizer Musik kommt im Radio immer zu kurz
Im Musikprogramm von Radios SRF 1 und SRF 3 sind mindestens ein Viertel aller gespielten Titel von Schweizer Interpreten. Bei SRF Musikwelle über 40 Prozent und bei SRF Virus über 50 Prozent. Auch Radio Swiss Pop, Swiss Classic und Swiss Jazz spielen über 50 Prozent Schweizer Musik.
SRF 1 und SRF 3 haben den Schweizer Musikanteil in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Zudem berichtet SRF 3 mit Sendungen wie «Punkt CH» und «CH Beats» noch fokussierter über das Schweizer Musikschaffen. Seit August präsentiert SRF 3 neu auch die beliebtesten Schweizer Songs der Woche jeden Sonntag ab 16 Uhr .
Der Förderpreis «Best Talent», der monatlich aufstrebende Künstlerinnen und Künstler auszeichnet und massgeblich zum Erfolg verschiedener Schweizer Musikgrössen beigetragen hat, erhielt in der neuen Sendung eine noch gewichtigere Plattform.
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