Dialog mit der Basis: SRF Sport

Am 27. Oktober 2017 fand im Sportstudio in Zürich Leutschenbach die Medientagsatzung der SRG Deutschschweiz zum Thema «SRF und Sport – Die Leistungen von SRF im Sportbereich» statt. Zu Gast waren Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Schweizer Sportverbände.

Das Wichtigste in Kürze

  • An der Medientagsatzung der SRG Deutschschweiz zum Thema «SRF und Sport – Die Leistungen von SRF im Sportbereich» ging es um den Dialog der SRG mit den regionalen Sportverbänden.
  • Die SRG berichtet gegenwärtig über 100 verschiedene Sportarten und überträgt rund 25 regelmässig live.
  • Grundsätzlich wird das SRF-Sportangebot seitens der Verbandsvertreterinnen geschätzt.
  • Kritik gibt es an der Dominanz der «Big Five», das heisst Fussball, Tennis, Eishockey, Radsport und Ski Alpin. Die Verbände fordern einen verstärkten Fokus auf den Breitensport sowie die Jugendförderung.
  • Ein ausgewogenes Sportprogramm mit Fokus auf die Schweiz ist ohne Gebühren nicht finanzierbar.

Rund 60 Schweizer Franken kostet das SRF-Sportprogramm den Gebührenzahler jährlich. «Wer von Ihnen ist denn mit dem gegenwärtigen Sportprogramm zufrieden?», fragt Andreas Schefer, Präsident der SRG Deutschschweiz, der sich an diesem Freitagnachmittag zusammen mit rund 70 Vertreterinnen und Vertretern regionaler Sportverbände im Sportstudio eingefunden hat. Etwas mehr als die Hälfte der Anwesenden hebt die Hand. «Genau deshalb sind wir da!»

«Wir» meinte in diesem Fall, neben den Vereinsrepräsentanten, verschiedene Vertreter von SRF sowie die Mitglieder des Regionalrats der SRG Deutschschweiz, die zu dieser Medientagsatzung geladen hatten. Ziel der Veranstaltung war es, das Sportprogramm und seine Zusammensetzung den Sportverbänden zu präsentieren und gleichzeitig mit deren Vorstellungen abzugleichen. Wie sieht das Sportprogramm von SRF heute aus? Was ist gut daran? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Was sind die Bedürfnisse der regionalen Verbände in Bezug auf die mediale Abbildung ihrer Sportart?

Die Rechte und Pflichten

Symptomatisch zeigt sich schnell, dass viele Verbandsleiterinnen und -leiter ihre Sportart als medial unterrepräsentiert wahrnehmen. Symptomatisch ist die Kritik deshalb, weil SRF durch den öffentlichen Auftrag verpflichtet ist, ein Programm für alle zusammenzustellen und das oftmals auch gelingt: Da ist für jeden etwas dabei. Das heisst aber auch, dass für jeden etwas dabei ist, das ihm nicht gefällt. Der Formel-1-Fan schaut sich auch vor dem Rennen auch die Qualifikationsfahrten sehr gerne an, der passionierte Fahrradfahrer findet vermutlich beides, sicher aber letzteres höchst überflüssig.

Das Problem ist nur, dass Sportübertragungsrechte immer auch Pflichten mit sich bringen. So ist beispielsweise oftmals die Ausstrahlung des Qualifying Pflicht, auch wenn SRF in erster Linie das Rennen zeigen will. Das Zusammenstellen des Sportprogramms ist kein Rosinenpicken – häufig kann man die Übertragungsrechte nur als Pakete kaufen. Zeigt man dann nicht alle gekauften Inhalte, muss man die nicht genutzten Sendeminuten anderweitig füllen, was wiederum Mehrkosten generiert.

Keine Refinanzierung möglich

Tatsächlich berichtet SRF jährlich über 100 verschiedenen Sportarten. Von rund 25 Sportarten finden zudem regelmässig Live-Übertragungen statt. Damit werden jede Woche 94% der Schweizer Bevölkerung erreicht. Gegenwärtig hat gerade auch die Abteilung Sport mit den Sparpaketen der letzten Jahre zu kämpfen. Dies vor allem auch, weil parallel dazu die Sportübertragungsrechte immer teurer wurden. Für die rund 70 Sportverträge werden pro Jahr etwa 51 Millionen Franken ausgegeben. Dabei ist wichtig zu sehen, dass auch die Produktion sehr kostspielig ist. Im Schnitt lassen sich nur rund 13% der Kosten wieder einspielen. Dies gilt insbesondere bei nationalen SRG-Produktionen, wie dem Lauberhornrennen, aber auch die Berichterstattung bei globalen Ereignissen wie den Olympischen Spielen sind mit einem Refinanzierungsgrad von 19% höchst defizitär.

Breitensport und Jugendförderung gefordert

In kleinen Gruppen diskutierten die Anwesenden im Anschluss über die zukünftige Ausrichtung des SRF-Sportprogramms. Innerhalb der Verbände besteht ein starkes Bedürfnis nach einer besseren Abbildung des Breitensports. Denn – so wurde nachdrücklich betont – ohne eine gut abgestützte Basis gibt es auch keinen Spitzensport. Damit verbunden ist der Wunsch eines Fokus’ auf die Nachwuchsförderung. Gerade junge Talente sollen vermehrt gezeigt werden, um so die Jugend zu animieren, diesen Sport selbst auszuüben. Am gegenwärtigen Programm wird vor allem die Dominanz der sogenannten «Big Five» kritisiert; gemeint sind Fussball, Tennis, Ski Alpin, Eishockey und Formel 1.

Wie wichtig Grossanlässe für die Sportvereine ausserhalb der Big Five sind, zeigt das Beispiel der Olympischen Spiele. Dass SRF eine aufwändige Berichterstattung mit Fokus auf die Schweiz auf die Beine stellt, schlägt sich mehr oder weniger direkt im Interesse der Bevölkerung an der medial präsenten Sportart nieder: Gibt es Medaillen zu feiern, steigt die Anzahl Vereins-Neumitglieder und auch die Beschaffung finanzieller Mittel durch Sponsoring wird so vereinfacht. Verschwindet jedoch eine Sportart wieder von der Bildfläche – sei es, weil kein Anlass von internationalem Interesse stattfindet, oder weil es keine herausragenden Schweizer Athleten gibt, die mit Erfolgen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermögen – so ist dies etwas zeitversetzt bei den Vereinen auch wieder auf allen Ebenen spürbar.

Der Sport braucht Gebühren

Einig war man sich grundsätzlich darin, dass Sport ein fester Bestandteil des Service public darstellt. Die Berichterstattung liefert Information, die Live-Übertragung sorgt für gute Unterhaltung. Generell äusserten sich die externen Teilnehmenden überwiegend positiv zum bestehenden Sportprogramm, wenngleich noch viel Entwicklungspotenzial gesehen wird.

Einig waren sich die Verbandsvertreterinnen zudem insofern, als dass eine Annahme der No-Billag-Initiative negative Auswirkungen auf die Vielfalt der Schweizer Sportlandschaft hätte. Nicht nur würden gerade die nicht medialen Sportarten weitestgehend in der Versenkung verschwinden, weil sie nicht ein genügend grosses Publikum ansprechen, um finanzielle rentabel zu sein. Es wären auch verschiedene Schweizer Sportanlässe gefährdet: Denn auch Grossveranstaltungen wie die Swiss Indoors Basel, oder die Schweizer Ski-Weltcup-Rennen sind nur zu einem Bruchteil durch Werbung refinanzierbar. Würden diese künftig durch ein Pay-TV-System abgedeckt, so ist eine starke Preiserhöhung zu erwarten. Die 60 Franken pro Jahr und Gebührenzahler liegen mit Sicherheit darunter.

Text: SRG.D/lh

Bild: SRF/Virginie Vabre Schweizer

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