«Nouvo»: ein SRG-Angebot mit Potenzial

In diesem Jahr galt die gemeinsame Beobachtung der fünf Publikumsräte der SRG (SRG.D, RTSR, Corsi, SRG.R und swissinfo.ch) dem SRG-Angebot «Nouvo», das es seit März 2017 in allen Sprachregionen gibt. Das Fazit: Die speziell für Social Media konzipierten Videos für ein junges Zielpublikum bieten attraktiv aufgearbeitete und gut zusammengefasste Informationen, welche durch die Länge und Untertitelung perfekt auf die Nutzung auf mobilen Geräten abgestimmt sind. Die grösste Herausforderung ist die Balance zwischen Kürze und Vertiefung. Das Format hat aber grosses Potenzial.

In gelb-schwarzen Farben präsentieren sich die Infovideos von «Nouvo» in den vier Landessprachen und auf Englisch auf Facebook, Twitter und Instagram. Eine Verbindung zur SRG lasse sich damit auf den ersten Blick nur bedingt herstellen, so eine erste Bemerkung der Präsidien Publikumsräte. Die von RTS lancierten Informationsvideos entsprechen rein äusserlich bewusst nicht dem gewohnten Angebot. Inhaltlich werden jedoch hohe Ansprüche an die Qualität gesetzt; wie es die publizistischen Leitlinien bei der SRG grundsätzlich vorgeben.

Balance zwischen Kürze und Vertiefung

Die Kürze der Videos stelle hohe Anforderungen an die Journalistinnen und Journalisten, welche für die «Nouvo»-Inhalte verantwortlich sind, so die fünf Vertreterinnen und Vertreter der Unternehmenseinheiten. Nicht alle Themen seien für dieses Format gleich gut geeignet. Nach Einschätzung der Präsidien Publikumsräte ist zum Beispiel ein komplexer Sachverhalt wie die AHV-Revision 2020 für die Berichterstattung zu vielschichtig, um diesen in einem Kurzvideo, mit der nötigen Differenziertheit und Tiefe, einzuordnen. Es stelle sich die Frage, ob man nicht besser nur einen Aspekt daraus beleuchtet oder in einer Videoserie verschiedene Schwerpunkte setzt. Eine solche Idee sei durchaus bedenkenswert, so die Projektverantwortliche Amélie Boguet von RTS.

Regionale Unterschiede bei der Mediennutzung

Bei nationalen SRG-Projekten oder Angeboten wie «Nouvo» zeigt sich immer wieder, dass ein gemeinsames Konzept regional unterschiedlich funktioniert. Bei SRF ist die Onlinekonkurrenz, insbesondere auch aus dem deutschsprachigen Ausland, sehr gross. Deshalb muss sich «Nouvo» bei SRF ganz klar von anderen Angeboten abgrenzen, indem ein anderer Blickwinkel eingenommen wird; dies im Gegensatz zu den traditionellen On-Air-Angeboten.

Eine besondere Herausforderung ist der Aufbau einer Community und damit die Erreichung einer breiten Öffentlichkeit. «Nouvo» RTS, das bereits im Frühjahr 2016 gestartet ist, hat heute auf Facebook beinahe 100 000 Follower. Im Gegensatz dazu ist «Nouvo» in den anderen Regionen immer noch im Aufbau. Zudem ist das Nutzerverhalten, was Onlinekommentare angeht, sehr unterschiedlich. In der Westschweiz wird rege kommentiert, in der Deutschschweiz und in der Italienischen Schweiz weniger. Der Community-Gedanke von «Nouvo» funktioniert in der rätoromanischen Schweiz sehr gut. Die Community ist besonders bei regionalen Themen aktiv.

Intensiver Austausch zwischen den Regionen

Die fünf «Nouvo»-Redaktionen stehen in täglichem Kontakt, diskutieren Themen und tauschen eigenproduzierte Videos aus, welche für die anderen Sprachregionen relevant sein könnten. Die Präsidien Publikumsräte regen an, den Austausch von Videos zwischen den Regionen noch zu intensivieren, um Synergien zu nutzen. Insbesondere die Untertitelung würde es ermöglichen, Videos aus anderen Regionen auf einfache Weise zu übernehmen, so ein weiteres Fazit der Publikumsräte.

«Nouvo» gibt es noch bis Ende 2018 als Projekt. Dann wird entschieden, ob das Format weitergeführt wird. Die Präsidien Publikumsräte beurteilen das Angebot positiv und attestieren «Nouvo» grosses Potenzial. Die Themenwahl, die Balance zwischen Kürze und Vertiefung sowie die Schwerpunktsetzung sollten weiterhin sorgfältig erfolgen. Auch politisch anspruchsvolle Themen sind, gut und verständlich aufbereitet, attraktiv für junge Menschen, wie die Erfahrung der «Nouvo»-Redaktionen zeigt. Genau in diesem Bereich liege das Alleinstellungsmerkmal im Vergleich mit anderen Newskanälen, so die Publikumsräte. Die Videos könnten verstärkt personifiziert werden (mit Gesichtern aus dem Programm). «Nouvo» sollte nicht primär auf die «junge» Zielgruppe fokussieren – sondern alle interessierten Personen ansprechen, welche kompakte Informationen in Videoform für die mobile Nutzung schätzen.

Wünschenswert wäre es zudem, wenn die Reichweite von «Nouvo» noch vergrössert werden könnte. Dies gilt insbesondere für swissinfo.ch, das ausschliesslich online tätig ist und über einen grossen weltweiten Markt verfügt. Es sei schade, dass man «Nouvo» in der breiten Öffentlichkeit noch zu wenig kenne, lautet das Fazit.

Text: SRG SSR

Bild: SRF

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