No Billag hat Auswirkungen auf die ganze Medienbranche

Welche Auswirkungen hätte ein Sendeschluss bei der SRG SSR und den 34 Regionalsendern auf den Journalismus und die Medienlandschaft der Schweiz? Ein Gastkommentar von Philipp Cueni, freischaffender Journalist und ehemaliger Chefredaktor des Medienmagazins «Edito».

Durch No Billag würden circa 47 Senderangebote und etwa 13 500 Vollzeitstellen abgeschafft. Zusätzlich geht etwa ein Drittel der gesamten Filmproduktion in der Schweiz verloren – jener Teil, der von der SRG finanziert wird. Eine derart massive Verkleinerung des Medienplatzes Schweiz wird die Struktur dieser Branche insgesamt schwächen: Vielfalt, Konkurrenz, Fachwissen und Know-how werden dünner.

Die Rechnung, der Markt würde diese Verluste ersetzen, geht nicht auf. Denn der Markt finanziert nur, was Gewinn verspricht. Die allermeisten der gebührenfinanzierten Programmangebote sind in der Schweiz über Werbung oder Pay-Angebote also nicht refinanzierbar – zu klein der Publikumsmarkt, zu hoch die Kosten. Das zeigen Erfahrungen in der Schweiz und im Ausland.

«Eine lebendige Medienszene setzt einen breiten Arbeitsmarkt und eine starke Branche voraus.»

Die Verkleinerung des Mediensektors schwächt ihre gemeinsame Strukturen. So wäre nach dem Wegfall des grössten Kunden (SRG) die Schweizerische Depeschenagentur SDA in ihrer Existenz definitiv gefährdet. Oder bezüglich Ausbildung: Ein gutes Angebot setzt einen breiten Arbeitsmarkt und eine starke Branche voraus. Beide sind bedroht. Denn auch im Ausbildungsbereich ist die SRG bisher eine Garantin: mit hauseigenen Ausbildungsgängen in verschiedenen Berufen, mit Praktikumsplätzen und über ihre Mitträgerschaft an Journalismusschulen.

Es droht die Verflachung von Berufsstandards, denn die SRG definiert diese wesentlich mit, zum Beispiel durch Ethikrichtlinien. (Die SRG trägt – auch finanziell – den Presserat mit.) Oder bezüglich Gleichstellung – die SRG gilt hier als Trendsetter im Medienbereich. Oder im Bereich der Arbeitsbedingungen. Ein Wegfallen der entsprechenden SRG-Normen und der Konkurrenzsituation könnte für die Branche eine Nivellierung nach unten provozieren.

Die SRG bietet heute fachlich attraktive und auch spezialisierte Arbeitsplätze, die in der kleinen Schweiz ohne gebührenunterstützten Service public kaum mehr angeboten würden: etwa beim weltweiten Korrespondentennetz, in Spezialbereichen der Musikredaktionen, beim Dekorbau, für Multimedia-Elektroniker, im Hörspielbereich, bei den Live-Produktionen von Skirennen und, und, und. Der technische Sektor der SRG hat ein weltweit anerkanntes Spitzen-Know-how erreicht – bis hin zu Eigenentwicklungen bei der Radio- und TV-Technologie.

Ohne gebührenfinanzierte Sender würde die schweizerische Medienlandschaft weiter verkleinert; damit besteht die Gefahr, dass die Branche insgesamt marginalisiert wird und Berufsstandards ohne die SRG unter Druck geraten könnten. Das ganze mediale Berufsfeld und das entsprechende Know-how würden in der Schweiz massiv geschwächt.

Text: Magazin LINK/Philipp Cueni

Bild: KEYSTONE/Dominic Steinmann

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