«Is Chrut schiesse» und schauen, was passiert
Frühling: Zeit, durchzulüften und Platz für Neues zu schaffen. «Platz für Humor!» – da sind sich Mario Torriani und Daniel Kaufmann einig. Der Moderationsleiter von Radio SRF 3 und der TV-Redaktor im Interview über den zweiten Comedy-Frühling.
SRF: Warum passen Comedy und Frühling denn eigentlich zusammen?
Mario: Der Frühling ist die Zeit des Erwachens, des Aufbruchs. Die Gelegenheit, den Kopf wieder einmal zu leeren. Warum ihn also nicht mit einer Portion Humor füllen? In dieser Jahreszeit herrscht vielerorts ein gewisser Übermut – und so soll es auch beim Comedy-Frühling sein: Wir probieren Neues aus, experimentieren, «schiesse is Chrut» und schauen, was passiert.
Dieses Jahr wird der Comedy-Frühling von einer auf zwei Wochen ausgedehnt. Warum?
Daniel: Letztes Jahr hatten wir eigentlich genauso viele Inhalte wie in dieser Saison. Nur waren es fast zu viele für eine Woche – sie haben sich teilweise selbst konkurriert. Deshalb haben wir entschieden, das Programm etwas luftiger zu gestalten. Wir wollen das Publikum nicht bombardieren.
Comedy-technisch serviert ihr sowohl Altbewährte als auch ganz frische Kost. Welche Formate wollt ihr besonders hervorheben?
Mario: Alle sind gut! Aber um ein Beispiel zu nennen: Das Live-Radioformat «Talent Stage» auf SRF 3 startet dieses Jahr in die zweite Runde. Stefan Büsser lädt zehn junge Acts ein, die ihr Talent vor Publikum unter Beweis stellen. Keine Filter, keine Einspieler: nur der Protagonist und sein Mikrofon. Ich habe grossen Respekt vor allen, die das leisten.
Daniel: Und mit «Late Update» zeigen wir auf SRF 1 eine komplett neue Satiresendung mit Michael Elsener als Host. Sie verbindet alle Elemente, über die auch ein klassisches Nachrichtenmagazin verfügt: Einspielfilme, Korrespondentenschaltungen, Expertengespräche und Promi-Talk. Eine Produktion dieser Art hat es in der Schweiz noch nie gegeben.
«Das ‹Spoken Word› ist extrem multimedial, das sehen wir am Beispiel ‹Unterbüsser›.»
Mario Torriani, Moderationsleiter SRF 3
Der Comedy-Frühling ist Thema auf allen drei SRF-Vektoren – einzelne Inhalte werden sogar trimedial gespielt. Kann ein Sketch im Radio genauso witzig sein wie im Fernsehen?
Mario: Ein rein fürs Fernsehen gedrehter Sketch läuft im Radio natürlich auf. Aber bei der klassischen Stand-up-Comedy ist das anders. Dort braucht es keinerlei Hilfsmittel auf der Bühne. Dreiviertel eines solchen Programms kann man problemlos im Radio verwenden. Das «Spoken Word» ist extrem multimedial, das sehen wir am Beispiel «Unterbüsser»: Aus der Bühnenshow produzieren wir einen TV-Zusammenschnitt, zusätzlich bringen wir Auszüge davon im Radio und im Web.
Mit «Mauvaise Langue» zeigt SRF zwei eine Comedy-Show von RTS mit Untertitel. Existiert der Röstigraben auch beim Humor?
Mario: Ich denke, die Welschen sind manchmal etwas direkter, was ich aber nicht verallgemeinern will. «Mauvaise Langue» ist halt jung, derb und schnell. Für mich gilt allgemein eher: je jünger, desto frecher.
Das Comedy-Programm integriert auch Produktionen von RTR und RSI.
Daniel: Ja, wir wollen alle vier Sprachregionen berücksichtigen. Neben «Mauvaise Langue» zeigen wir auf SRF 1 jeweils fünf Episoden von «Rezia Libra». Das Format hat RTR extra für den Comedy-Frühling entwickelt. Es zeigt eine Gruppe Bündner Separatisten, die sich mit wenig durchdachten Methoden für einen «Freistaat Rätien» einsetzt. Und auf SRF zwei zeigen wir den Tessiner Spielfilm «Frontaliers Disaster». Beide Sendungen sind deutsch untertitelt.
Ein vielseitiges Angebot. Trotzdem: In unseren Nachbarländern erzählt man sich, die Schweizer hätten gar keinen Humor ...
Daniel: Im Gegenteil: Die Schweiz hat eine wahre Humor-Tradition! Man denke an Cabaret Rotstift, Emil Steinberger, Divertimento, Peach Weber – um nur einige zu nennen. Und dank Social Media erlangen neue Comedians heute viel schneller eine grössere Reichweite.
Mario: Sowieso behaupten sie das doch nur, weil sie das Schweizerdeutsch nicht verstehen. Schaut man sich alleine unsere Jokebox an, stellen sich dort beinahe 100 verschiedene Schweizer Künstler vor – Slampoeten, Kabarettisten, Clowns und viele mehr. Und: Das Schöne an der Comedy ist ja gerade, dass es kein richtig und kein falsch gibt. Sie ist so schwierig wie ehrlich: Am Ende entscheidet der Lacher.
Weitere Informationen zum Comedy-Frühling sowie das Programm im Detail finden Sie auf der Website des SRF-Comedy-Frühling .
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