Management-Meeting SRG – im Zeichen des Aufbruchs und des Miteinanders

Die No-Billag-Abstimmung war für die SRG nicht nur ein schöner Erfolg – sie war auch eine Verpflichtung zur Veränderung. Das Unternehmen will und muss sich wandeln, reformieren und noch effizienter werden. Wo sind Massnahmen sinnvoll und nötig? Was sind die Prioritäten? Und welche Fragen sind noch offen? Gilles Marchand lud das SRG-Management am 24. April 2018 zu einer ersten Diskussionsrunde nach Bern.

Die No-Billag-Initiative hat eine intensive öffentliche Diskussion über den audiovisuellen Service public ausgelöst. Dadurch wurde noch deutlicher, was vorher schon klar war: Die SRG muss sich den veränderten Rahmenbedingungen im medialen Umfeld und im finanziellen Bereich anpassen. Es braucht Reformen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Es braucht eine «SRG 4.0», wie Generaldirektor Gilles Marchand das Vorhaben nennt. Am 24. April 2018 trafen sich deshalb rund 70 Kaderpersonen der SRG in Bern, um die Reformpläne zu diskutieren und zu konkretisieren.

SRG 4.0

Der Fokus des ausserordentlichen Management-Meetings lag auf den strategischen Prioritäten. Generaldirektor Gilles Marchand machte deutlich, dass SRG 4.0 nicht einfach ein Sparprogramm ist. Im Gegenteil: Es ist ein Veränderungsprozess. SRG 4.0 umfasst im Wesentlichen die folgenden Stossrichtungen:

  • Die SRG berichtet weiterhin unabhängig und ausgewogen. Sie schafft Raum für verschiedene Meinungen und bietet Vielfalt. Sie setzt auf Faktencheck statt auf Tempo und misst ihren Erfolg nicht allein über die Quote. Sie bietet Inhalte in vier Sprachen, in allen Formaten und für alle Medien. Ihre Trümpfe sind der Ton und das Bild – vor dem Text. Die SRG setzt sich noch stärker für kulturelle Vielfalt und Swissness ein. Sie investiert zusätzliche Mittel in Schweizer Produktionen: mehr Schweizer TV-Serien, mehr Synchronisationen, mehr Untertitelungen – und auch mehr Austausch zwischen den Regionen. Und mindestens gleich viel Schweizer Musik in verschiedenen Genres.
  • Die SRG wirkt verbindend und stellt noch mehr Inhalte online zur Verfügung. Sie bringt die Öffentlichkeit bei nationalen Anlässen zusammen. Sie vereint das Publikum bei Veranstaltungen zu Sport, Politik und Kultur – in Zukunft auch auf einer unternehmensweiten digitalen Plattform, wo das Publikum die Inhalte aller Sprachregionen findet. Sie baut ihre Bildungsangebote aus. Und sie treibt die Digitalisierung ihres audiovisuellen Erbes und die Öffnung ihrer Archive voran. Mit anderen Worten: Das Publikum soll jederzeit und «à la carte» auf das vielfältige Gesamtangebot der SRG zugreifen können.
  • Die SRG steht im Dialog mit der Gesellschaft und bindet insbesondere das junge Publikum ein. Sie entwickelt auf die Jungen zugeschnittene Formate und wählt die dafür geeigneten Verbreitungswege. Sie produziert Angebote zusammen mit den Jungen für die Jungen und macht dafür ihre Infrastruktur zugänglich.
  • Die SRG soll agiler und fitter werden. Denn sie muss 100 Millionen Franken sparen. Deshalb überprüft sie ihre Prozesse und Produktionsmethoden. Bei Bedarf lockert sie ihre Standards und hinterfragt die Rollen- und Aufgabenteilung zwischen den Unternehmenseinheiten und der Generaldirektion. Gemeinsame Projekte unterzieht sie vorgängig einer Wirtschaftlichkeitsprüfung, um die Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen und auf jede Unternehmenseinheit zu messen. Zudem senkt sie so weit wie möglich ihre Kosten für Verwaltung und Immobilien.

Angeregte Gruppendiskussionen

Nach den Inputreferaten von Gilles Marchand und Beat Grossenbacher, Direktor Finanzen und Controlling SRG, tauschten sich die Teilnehmenden in Gruppen über die SRG 4.0 und die folgenden Projekte aus:

  • Besserer Zugang zu den Programmen aus den vier Sprachregionen: Die Unternehmenseinheiten und die nationalen Netzwerke der SRG entwickeln eine nationale Plattform, auf welcher die bestehenden Inhalte aus allen Sprachregionen zur Verfügung stehen: Die betreffenden Sendungen werden in den anderen Sprachen untertitelt wiederveröffentlicht und dem Nutzungsverhalten entsprechend angeboten. Das Publikum erhält so einfachen Zugang zu mehr SRG-Beiträgen. Die Teilnehmenden des Management-Meetings befürworteten das Projekt einer solchen Plattform, welche die Rolle der SRG als nationale Klammer noch stärken würde. Man stimmte darin überein, dass die Plattform einem Bedürfnis des Publikums entspreche, sich aber von anderen Produkten – insbesondere kommerziellen – klar unterscheiden müsse. Zudem müsse sich die Plattform von den heutigen Playern der Unternehmenseinheiten durch die Möglichkeit von personalisierbaren sowie individuell und thematisch zugeschnittenen Inhalten unterscheiden.
  • Mehr Schweizer Serien: Die SRG investiert mehr Ressourcen in die Produktion von Schweizer TV-Serien. Zu diesem Zweck intensiviert sie die Zusammenarbeit mit unabhängigen Produzenten im audiovisuellen Bereich. Ziel ist, die Koproduktionen zu erhöhen, die Schweizer Realität noch besser abzubilden und durch Filme und Serien gemeinsame Geschichten zu erleben und so das Wir-Gefühl des Publikums zu stärken. Die Teilnehmenden des Management-Meetings begrüssten das Projekt. Sie warfen aber die Frage auf, ob auf dem kleinräumigen Schweizer Markt überhaupt genügend Kapazität vorhanden sei, um einen solchen Ausbau zu realisieren. Dies betrifft insbesondere die Drehbuchautoren. Deshalb sollen die Diskussionen mit der Branche rasch und vertieft geführt werden.

Am Ende des Tages zeigte sich: Es gibt einen gemeinsamen Willen, die interregionale Zusammenarbeit in der SRG zu intensivieren. Viele begrüssen insbesondere das Ziel, den Dialog mit dem Publikum zu stärken und diesem einen Mehrwert zu bieten. In den Diskussionen wurde aber auch deutlich, dass die SRG einen Kulturwandel braucht, insbesondere auf Management-Ebene, und dass das Thema «Haltung» vertieft werden muss. Einigkeit herrschte darüber, dass sich die SRG mit 4.0 nicht allein aufs Sparen konzentrieren soll. SRG 4.0 muss zum Ziel haben, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherzustellen.

SRG-Generaldirektor Gilles Marchand zeigte sich sehr zufrieden mit dem vertieften Austausch mit dem Management. Er unterstrich gleichzeitig aber auch, dass viele Fragen noch offen und unbeantwortet sind. Insbesondere: Wie soll sich die SRG gegenüber Netflix und anderen grossen Playern verhalten? Welche Data-Policy soll sie verfolgen? Und in welche Richtung wird sich die Rechtesituation – gerade im Sportbereich – weiterentwickeln? Die Diskussionen werden weitergehen.

Fragen zum Projekt 4.0 an Gilles Marchand

Gilles Marchand, wie fühlten Sie sich nach dem Management-Meeting?
Ich bin mit dem spontanen Austausch mit dem Management zufrieden. Das neue Workshop-Format war interessant: Das Arbeiten in Gruppen war effizient und ergiebig – und es hat verschiedene Meinungen und Vorschläge zutage gefördert. So wurde rasch sichtbar, bei welchen Aspekten Einigkeit herrscht und wo wir mit unseren Diskussionen ganz am Anfang stehen. Es gibt noch zahlreiche wichtige Fragen.
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ich habe die offenen Diskussionen geschätzt. Das Treffen bot Raum und Zeit für ein gemeinsames, kritisches Hinterfragen unseres Tuns. Bildlich gesprochen begeben wir uns auf einen Marathon, keinen Sprint.

Was heisst das konkret?
Die Geschäftsleitung hat sich ja bereits intensiv mit den Elementen von SRG 4.0 auseinandergesetzt. Der Austausch mit dem Management diente nun dazu, das Projekt zu vertiefen, die Meinung von Führungspersonen der SRG aus den Unternehmenseinheiten einzuholen und sich einen ersten Tag lang damit zu beschäftigen. Wir werden diesen Prozess nun Schritt für Schritt weiterführen.

Was passiert mit den gewonnenen Erkenntnissen?
Die Ergebnisse des Management-Meetings werden in die weitere Arbeit der Projektgruppen und somit in die Umsetzung einfliessen. Es wird gewiss nicht der letzte Austausch in dieser Form gewesen sein!

Text: SRG SSR

Bild: SRF/Oscar Alessio

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