«Feiert die Schweizer Musik!»

Musik wird heute mehrheitlich gestreamt. Für die Künstler ist das ein Problem. Denn für sie wird es ­immer schwieriger, von der Musik zu leben. Umso wichtiger sind für sie die Radiostationen, vor allem die von SRF, wie der Promitalk 2019 der SRG Zürich Schaffhausen zeigte.

Schweizer Musik ist schön und wichtig. Da sind sich die vier Gäste am Promitalk 2019 (siehe Box) einig. Schliesslich klinge sie nach daheim, gehe direkt ins Herz und gebe Identität. Doch, auch da herrscht Einigkeit, sie ist für die Künstler mit speziellen Herausforderungen verbunden. Einige davon sind der voranschreitenden Digitalisierung geschuldet. Andere ihrer Heimat.

Streaming schadet

Die CD-Verkäufe sinken seit Jahren. Heute wird Musik nicht mehr physisch besessen, sondern via Plattformen wie Spotify oder Tidal gestreamt – über das Smartphone oder den Computer, immer so, wie es gerade passt. Doch was für den Konsumenten praktisch ist, stellt die Musiker vor Probleme. «Wir verdienen damit keinen Rappen», so die Walliser Mundartsängerin Sina. Deshalb sei für viele Künstlerinnen und Künstler auch das Spielen von Konzerten so wichtig.

Konzerte werden wichtiger

Laut Sänger Marc Sway ist das für Schweizer Musiker jedoch mit zusätzlichen Fallstricken verbunden: «Oft führen Veranstalter die geringe Fläche der Schweiz an, um die Gage zu drücken. Man habe ja schon einmal in der Nähe gespielt.» Besonders schwierig sei das für Mundartsänger, die nur hierzulande auftreten könnten. Doch auch jene, die auf Englisch sängen, hätten Schwierigkeiten. Sie müssen sich in den Verhandlungen mit den internationalen Stars messen, die in vielen Ländern angesagt seien und «damit die besseren Argumente haben», so Sway.

Ohne Radio geht es nicht

Um überhaupt bekannt und gehört zu werden, sind Schweizer Musiker auf Sender wie Radio SRF 3 und Radio 24 angewiesen. Denn «laut Studien entdecken rund 50 Prozent der Menschen neue Musik über das Radio», so Sina. Damit seien sie ein wichtiges Transportmittel.

Dem sind sich die anwesenden Vertreter der Medien bewusst. «Wir fördern alles, was zum Sender passt», erklärt Michael Schuler, Leiter Fachredaktion Musik (Pop/Rock) SRF. Man spiele nicht nur Tracks von bekannten Künstlerinnen und Künstlern, sondern unterstütze auch New­comer intensiv. «Allmonatlich küren wir das ‹SRF 3 Best Talent›. Wir stehen für das!», so der Musikexperte.

Die Förderung von Schweizer Musik ist der SRG auf die Fahnen geschrieben. Mit der «Charta der Schweizer Musik» verpflichtet sie sich, in den Radioprogrammen einen angemessenen Anteil an Musik aus dem eigenen Land auszustrahlen. «Daran halten wir uns – und übertreffen die Vorgaben sogar oft», so Schuler.

«Duales System»

Damit leiste SRF eine wertvolle Basisarbeit, lobt Nicola Bomio, Leiter Programm von Radio 24. Eine, welche Privat­radios aufgrund ihrer anderen Ausgangslage nicht leisten könnten: «Durch die kommerzielle Ausrichtung müssen wir vor allem Mainstream-Songs spielen», an welche die Hörerinnen und Hörer bereits gewöhnt seien und sie dranbleiben liessen. Neue Stücke forderten vom Gehirn mehr Leistung und irritierten daher. Aus diesem Grund sei man bei den Privaten zurückhaltend mit neuen Songs, so Bomio. Umso dankbarer sei er für das duale System in der Schweiz: «SRF macht die Hits, wir spielen sie», so sein Fazit. Das sei eine ganz gute Rollenaufteilung.

Sina dagegen findet es «s biz schad», immer auf die Vorreiterrolle von SRF hingewiesen zu werden. Auch die Privaten sollten Schweizer Musik mehr Raum geben, so wie in Frankreich, wo einheimische Musik dank breiter On-Air-Präsenz heute eine grosse Rolle spiele. Sie fordert: «Feiert die Schweizer Musik!» Darin, dem Folge zu leisten, sehen die Angesprochenen kein Problem, denn, so Schuler: «Die Schweizer Musikszene befindet sich gerade auf einem unglaublich hohen Niveau.»

Die Promitalk 2019 der SRG Zürich Schaffhausen

Auf dem Podium waren:

  • Sina (Bild) – Walliser Sängerin und Trägerin des Outstanding Achievement Award für ihr Lebenswerk
  • Marc Sway (Bild) – Soulsänger, seit 17 Jahren auf der Bühne und zweimaliger «The Voice»-­Juror aus Zürich
  • Nicola Bomio – Leiter Programm Radio 24
  • Michael Schuler – Leiter Fachredaktion Musik (Pop/Rock) SRF

Weitere Bilder des Talks

Text: Fee Anabelle Riebeling

Bild: Momir Cavic

Kommentar

Bitte beachten Sie, dass Ihr Kommentar inkl. Name in unserem LINK-Magazin veröffentlicht werden kann

Leider konnte dein Kommentar nicht verarbeitet werden. Bitte versuche es später nochmals.

Ihr Kommentar wurde erfolgreich gespeichert und wird nach der Freigabe durch SRG Deutschschweiz hier veröffentlicht

Weitere Neuigkeiten