Nachfrage nach Qualität fördern

In der Rubrik «Carte blanche» haben Autorinnen und Autoren die Möglichkeit über ein Thema zu schreiben, welches ihnen persönlich am Herzen liegt. Dieses Mal: Thomas Merz über die Plafonierung des Gebührenanteils der SRG.

Es gehört zu den Freiheiten eines Carte-­Blanche-Autors, sagen zu können, was notwendig ist – unabhängig davon, ob das in der Politik gerade willkommen ist. Davon mache ich Gebrauch, wenn ich sage: Die Plafonierung des Gebührenanteils der SRG muss aufgehoben werden! Massgebend darf bloss die Frage sein, wie medialer Service public in der digitalen Gesellschaft gewährleistet werden kann.

Eine direkte Demokratie wie die Schweiz ist auf Gedeih und Verderb auf informierte Bürgerinnen und Bürger angewiesen ... informiert über all das, was in der Welt geschieht. Sie müssen sich eine Meinung bilden können über die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, müssen politische Programme und Vorlagen, müssen Politikerinnen und Politiker kennen, um verantwortungsvoll abzustimmen oder zu wählen.

Paradoxerweise sind wir in der digitalen Gesellschaft nicht automatisch besser informiert, sondern Qualitätsmedien sind wichtiger denn je, um unabhängige, verlässliche, überprüfte Information zu gewährleisten. Private Qualitätsmedien leisteten zusammen mit der SRG in der Schweiz Jahrzehnte zuverlässige Informationsarbeit, stehen aber in der digitalen Transformation zunehmend unter Druck und bauen Redaktionsstellen ab.

Mitten in der Diskussion um die No-Billag-­Abstimmung entschied der Bundesrat, den Beitrag an die SRG zu plafonieren. Zugleich sinken die Werbeeinnahmen – und die Digitalisierung erfordert laufend zusätzliche Investitionen. Die politische Diskussion um die Plafonierung muss daher unverzüglich wieder aufgenommen werden. Denn die Abstimmung zur No-Billag-Initiative zeigte mit aller Deutlichkeit: Die Bürgerinnen und Bürger wollen einen verlässlichen Service public. Die SRG braucht daher politische Rahmenbedingungen, um diesen Service public in einer digitalen Gesellschaft bieten zu können.

Konsequenz für die SRG ist: Sie muss bei all ihren Produkten, das heisst bei den Informationen, bei der Meinungsbildung genauso wie bei der Unterhaltung, relevante Inhalte bieten, Qualität eben. In verstärktem Mass muss sie aber diese Qualität auch sichtbar machen, quasi in transparenter Produktedeklaration, innerhalb und ausserhalb ihrer eigenen Programme. Und sie muss viel stärker – zusammen mit anderen gesellschaftlichen Playern, mit Schulen, Verlegern, mit Institutionen der Zivilgesellschaft – dazu beitragen, dass auch eine Nachfrage nach Qualität besteht. Es reicht in der digitalen Gesellschaft nicht mehr, Qualität zu liefern, sondern Qualität muss auch erkannt und sie muss vor allem nachgefragt werden.

Thomas Merz ist Professor für Medienpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Thurgau und Mitglied des Publikumsrats SRG Deutschschweiz.

Text: Thomas Merz

Bild: zVg

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