«Die Rolle der Drehbuchautorin ist entscheidend»
Am 20. Februar ist die zweite Staffel der RTS-Koproduktion «Quartier des banques» angelaufen. Hinter dem Bankenthriller steckt Drehbuchautorin Stéphane Mitchell. Patrick Suhner, Redaktor Abteilung Film RTS, spricht im Interview über die Zusammenarbeit mit der Autorin und erklärt, was den Erfolg einer Serie ausmacht.
Patrick Suhner, wie entscheidet ihr euch für ein Drehbuch?
Normalerweise bekommen wir die Ideen direkt von den Drehbuchautorinnen oder Drehbuchautoren. Wir organisieren zwei- bis dreimal pro Jahr Pitching-Tage, an denen uns die Autorinnen zusammen mit den Produzenten ihre Projekte vorstellen. Anhand eines breiten Kriterienkatalogs entscheiden wir uns für die interessantesten und vielversprechendsten Projekte, wobei wir uns immer überlegen, ob die Geschichte unserem Publikum gefällt, Neugierde weckt und überrascht.
Wie fest konnte RTS Einfluss auf das Drehbuch von «Quartier des banques 2» nehmen?
Wie eine Serie letztlich herauskommt, ist immer das Ergebnis von Diskussionen zwischen RTS, den Drehbuchautorinnen und den unabhängigen Produzenten. Aber klar, die Autorinnen und Autoren haben einen grossen Einfluss auf das Endprodukt. Für «Quartier des banques 2» wollte die Drebuchautorin Stéphane Mitchell, dass die Geschichte zwei Jahre nach der ersten Staffel spielt. Sie wollte vom Diamantenhandel erzählen und der zentralen Frage nachgehen: Kann eine Bank überhaupt ethisch sein? Diese Frage schien uns relevant.
Wie eng habt ihr mit Stéphane Mitchell zusammengearbeitet?
Während der Schreibphase einer Serie, die meist eineinhalb bis zwei Jahre dauert, lesen wir die Texte in den verschiedenen Stadien und geben regelmässig Feedback. Für «Quartier des banques 2» gab es, glaube ich, ein Dutzend Sitzungen mit Stéphane Mitchell, Sébastien Meyer und dem Produzenten Jean-Marc Fröhle von Point Prod. Dieses Dreiergespann aus Autorin, Produzenten und TV-Sender ist sehr wichtig.
Wie entscheidend ist die Drehbuchautorin für den Erfolg einer Serie?
Die Rolle der Drehbuchautorin ist entscheidend! Eine gute Geschichte schreiben – das scheint banal, aber es ist so wichtig! Klar, die Arbeit der Autorinnen und Autoren hat an Relevanz gewonnen, seit Serien am Boomen sind. Bei Kinofilmen stehen die Autoren noch eher im Hintergrund. Und natürlich hängt der Erfolg einer Serie von zahlreichen anderen Faktoren ab – von der Regie, vom Schnitt, von der Musik. Aber: Wenn man keine gute Geschichte erzählt, hat man schon verloren, bevor man überhaupt begonnen hat.
Wie weit unterstützt RTS die Ausbildung von jungen Drehbuchautorinnen und Drehbuchautoren?
Die Unterstützung ist in der Schweiz alles entscheidend. Unsere Schulen bilden vor allem Regisseurinnen und Regisseure aus. Entsprechend schwierig ist es, passende Massnahmen zu treffen, um angehende Drehbuchautorinnen und -autoren zu fördern. Bei RTS machen wir daher kleine Schritte und bieten ab und zu gezielt eine Ausbildung oder eine Master-Class an. Vor allem aber geben wir dem Nachwuchs die Chance, Projekte zu entwickeln. Oder wir motivieren Produzentinnen dazu, junge Drehbuchautoren ins Team zu holen.
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