Rolf Lyssy erhält den Career Achievement Award
Das Zurich Film Festival zeichnet den grossen Schweizer Regisseur Rolf Lyssy für sein Lebenswerk aus und widmet seinem Œuvre eine Retrospektive. Lyssys neuer Film wird als Weltpremiere gezeigt. Der Zürcher zählt zu den herausragenden Filmemachern der Schweiz, sein Meisterwerk «Die Schweizermacher» ist mit über einer Million Kinozuschauern bis heute der erfolgreichste Schweizer Film.
Jedes Jahr vergibt das Zurich Film Festival (ZFF) Ehrenpreise an herausragende Filmschaffende, deren Werke die Filmwelt beeinflusst und bereichert haben. Im Herbst zeichnet das 16. ZFF (24.9.-4.10.) Rolf Lyssy mit dem Career Achievement Award für sein Lebenswerk aus. «Lyssy vermag wie kein zweiter hierzulande Tragik und Komik miteinander zu verbinden. Obwohl seine Filme leichtfüssig inszeniert sind, setzen sie sich mit den essenziellen Fragen des Lebens auseinander», erklärt Artistic Director Christian Jungen.
«Als mir das ZFF diese Auszeichnung zugesprochen hat, dachte ich, das sei ein 1.-April-Scherz! – Nur dass es halt nicht der 1. April war...», sagt Lyssy schmunzelnd. «Ich freue mich sehr über diese Ehre und darüber, dass jüngere Generationen durch die Retrospektive auch meine frühen Filme entdecken können. Zudem bin ich begeistert, die Weltpremiere meines neuen Filmes am ZFF zu feiern. Ich hätte mir dafür kein besseres Setting vorstellen können.»
Rolf Lyssy wurde 1936 in Zürich als Spross einer jüdischen Familie geboren. Da es noch keine Filmschulen gab, machte er zunächst eine Lehre als Fotograf. 1966 fungierte er beim Dokumentarfilm «Ursula oder das unwerte Leben» seiner Mentoren Walter Marti und Reni Mertens als Kameramann und Cutter. Mit «Konfrontation» über das Attentat des jüdischen Studenten David Frankfurter auf den hochrangigen Nazi Wilhelm Gustloff in Davos, erregte er 1975 international Aufsehen.
Danach feierte Lyssy mit Dialektkomödien wie «Die Schweizermacher» (1978), «Kassettenliebe» (1981), «Teddy Bär» (1983) und «Leo Sonnyboy» (1989) grosse Erfolge. «Innerhalb der 68er-Generation wurde Lyssy von vielen Kollegen, denen das Publikum suspekt war, verkannt und als Unterhaltungsfuzzi abgestempelt. Dabei lieferte Lyssy, dieser wunderbar fabulierende Erzähler, mit seinen Filmen präzise Sittengemälde der Schweizer Gesellschaft, die auch heute noch aktuell sind. In der Eingangssequenz von «Teddy Bär» zum Beispiel, in dem er einen Schweizer Filmemacher verkörpert, der mit dem Oscar aus Hollywood zurückkehrt und von den Zöllnern gefilzt wird, bringt er zum Ausdruck, wie man hierzulande Mühe hat mit allen, die das Mittelmass überragen», erklärt Christian Jungen.
Rolf Lyssy changierte erfolgreich zwischen Spielfilm und Dokumentarfilm und widmete sich in beiden gesellschaftlichen Brennthemen wie Drogensucht (in «Wäg vo de Gass»), der Todesstrafe («Schreiben gegen den Tod») oder dem selbstbestimmten Leben im Alter in «Die letzte Pointe», der 2017 Weltpremiere am Zurich Film Festival feierte. «Bis auf «Konfrontation» hat Lyssy sämtliche Spielfilme in Zürich realisiert, deshalb ist es für uns vom ZFF eine grosse Freude, ihn für seine Karriere auszuzeichnen und seine Filme in einer Retrospektive zu zeigen.» Überreicht wird Lyssy der Award vor der Weltpremiere seines jüngsten Spielfilms, einer SRF-Produktion. Die Schrebergartenkomödie wird am 8. Oktober in den Kinos starten.
Die Career und Lifetime Achievement Awards gingen bisher an Cineasten wie Alejandro González Iñárritu, Harrison Ford, Hans Zimmer, Aaron Sorkin, Donald Sutherland, Marcel Hoehn und Armin Mueller-Stahl.
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