Plattformen für den Kulturbereich

In der Rubrik «Carte blanche» haben Autorinnen und Autoren die Möglichkeit über ein Thema zu schreiben, welches ihnen persönlich am Herzen liegt. Dieses Mal: Nicolas Schmutz über digitale Plattformen für Informationen über kulturelle Angebote.

Online-Plattformen haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Der Trend geht weg von Printmedien und hin zu Online-Angeboten – damit muss sich auch der Kulturjournalismus auseinandersetzen. Mit den neuen Möglichkeiten im Netz stieg das Bedürfnis, Informationen über das Kulturschaffen in kuratierter Form online zur Verfügung gestellt zu bekommen. Plattformen sollen dabei helfen, Inhalte gebündelt abzurufen und schnell einen Überblick zu erhalten.

Der Versuch, dem Kulturangebot einen Platz im Internet zu geben, ist nicht neu: Bekannte Beispiele sind «ZITTY» aus Berlin oder die «ProgrammZeitung» aus Basel. Diese sind aus dem Print hervorgegangen, die Genese prägt das Produkt deshalb stark. Was sich hingegen erst langsam etabliert, sind digitale Plattformen, die Informationen über kulturelle Angebote zusammentragen und anschaulich präsentieren. Also Internetseiten, die Inhalte nicht zwingend selbst generieren, sondern Bestehendes vernetzen. Ich stelle mir solche regionalen, in Sparten aufgeteilten Plattformen als digitale Räume vor, die von Journalistinnen, Künstlern und Veranstalterinnen gemeinsam bespielt werden – unter der Moderation einer gut vernetzten Redaktion. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile: Die lokale Verankerung schafft Vertrauen in die Plattform und das darauf abgebildete Angebot. Die Eingrenzung der Plattformen auf einzelne Kulturbereiche verleiht ihnen Tiefe.

Monolithische Plattformen, die das ganze kulturelle Spektrum vereinen, neigen dazu, ihre User zu überfordern. Kulturspezifische Plattformen sprechen zwar eher kleinere und tendenziell lokale Zielgruppen an – sie tun dies dafür in ihrem Bereich vollständiger und qualitativ hochwertiger. Die Herausforderung dabei ist, dass spezifische Plattformen schwieriger zu vermarkten sind. Hier braucht es übergreifende Vernetzung, auch zwischen den Sparten.

Der SRG-Online-Musikdienst Mx3 hat jüngst einen Schritt in diese Richtung gewagt. Mit der Plattform neo.mx3.ch möchte er Schweizer Musikschaffende stärker vernetzen. Einen anderen Versuch hat die Abteilung Kultur Basel-Stadt zusammen mit der Firma «das mgmt» auf www.musik.bs unternommen. Die Plattform für Musik vereint als Hub die lokale Kulturberichterstattung mit einem Verzeichnis von Veranstaltungen und Schauplätzen. Plattformen bieten grosses Potenzial, insbesondere für den Kulturjournalismus: Statt weiter darüber zu grübeln, wie sich dieser im Netz adaptieren müsste, könnten ihn genau solche Ansätze in seiner bestehenden Form fördern.

Nicolas Schmutz ist Vorstandsmitglied der SRG Region Basel und Partner bei der Kulturmanagement-Agentur «das mgmt».

Text: SRF

Bild: zVg

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