«SRF 2024»: Aufbruch in die digitale Zukunft
Mit dem Transformationsprojekt «SRF 2024» stellt SRF die Weichen für die digitale Zukunft. Im Rahmen einer Personalinformation präsentierte SRF-Direktorin Nathalie Wappler am 20. August die bisherigen Projektergebnisse. Dazu gehören ein neues Betriebsmodell und neu definierte Produktionsstandards. Zudem gab es einen Überblick über erste Anpassungen am SRF-Angebot ab 2021.
Das Projekt «SRF 2024» startete im letzten November. Dabei waren insgesamt über 100 Mitarbeitende in die Projektarbeit eingebunden. «Der wichtigste Ansatz für unsere Entwicklung ist: Wir wollen unsere Nutzerinnen und Nutzer besser erreichen – insbesondere die jüngeren», so Nathalie Wappler: «Wir konzentrieren uns noch klarer auf unseren Service-public-Auftrag. Wir stärken den Investigativ-Journalismus. Und wir stärken generell die Information über digitale Kanäle.» Ausserdem wolle SRF künftig «smarter» produzieren, zielgenau auf die jeweiligen Distributionskanäle. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Projektteam drei neue Produktionsstandards definiert, nach denen sich künftig alle Angebote richten.
Als zentraler Schritt im anstehenden Veränderungsprozess wird ein neues Betriebsmodell zum Tragen kommen: Es soll SRF erlauben, schneller auf die sich verändernden Markttrends und Bedürfnisse der Zielgruppen zu reagieren. Und es soll dabei unterstützen, das Motto «digital first» zu verankern. Um das Betriebsmodell auch in der Organisation zu stützen, entstehen die zwei neuen Abteilungen Audience und Distribution; die zwei bisherigen Abteilungen Digital sowie Programme werden aufgelöst. Start der neuen Organisation ist am 1. April 2021. Details werden nun weiter im Projekt erarbeitet.
Weiterentwickelte News App, Desks für Recherche und Storytelling
Ein weiteres Thema an der heutigen Personalveranstaltung waren auch erste, ab 2021 geplante Angebotsveränderungen. Als zentrale Initiative in der Information gilt die Weiterentwicklung der News App: mit Fokus auf Audio- und Videoinhalte, Hintergrundinformationen sowie der Integration von Radio SRF 4 News als Informations-Audiostream. Die digitalen Kompetenzen der Fachredaktionen werden durch zusätzliche Ressourcen gestärkt. Zudem sollen zwei neue Teams entstehen: ein Investigativ-Desk und ein Storytelling-Desk.
Mehr SRF auf YouTube, mehr Livestreams im Sport
SRF stärkt auch die Präsenz eigener Angebote auf Drittplattformen wie Instagram und YouTube: mit drei neuen Musikkanälen (Rap/Hip Hop, Rock/Pop und Volksmusik/Schlager – letztere zwei sind ab 2022 vorgesehen) und einer digitalen Wissensplattform, zu der unter anderem Inhalte aus Natur und Umwelt gehören. Ausserdem wird das Philosophie-Angebot mit neuen YouTube-Formaten erweitert.
Weiter will SRF in den sozialen Medien tagesaktuelle Comedy-Inhalte ausspielen. Auch das Sportangebot soll sich stärker auf die digitalen Kanäle und das jüngere Publikum ausrichten: mit mehr exklusiven Livestreams und zusätzlichen Videoangeboten in der Sport App.
Junge Fiktion, neue Talentshow, Stärkung von Podcasts
Ebenfalls spezifisch an ein Publikum unter 45 Jahren richten sich die fiktionalen Serien «Tschugger» bei YouTube und «PlaySuisse» sowie «Brüche» bei Instagram. Geplant ist ausserdem eine neue Talentshow mit Gesang, Tanz und Artistik. Im Bereich Audio werden verschiedene Formate zu Podcasts, darunter diverse Musikspecials sowie die Magazine «Trend» und «International». Eine Verschiebung hin zu Podcasts – aktuell geplant «Die Sache mit Liv» und «Cibelius» – soll auch beim Hörspiel stattfinden.
Ausbau im Digitalen erfordert Verzichte im Linearen
Die nötigen digitalen Initiativen sind nur durch Verzichte im linearen Angebot möglich: «Um uns digital weiterzuentwickeln», sagt Nathalie Wappler, «müssen wir unser lineares Programm anpassen und dort teilweise reduzieren – oder Sendungen überarbeiten.»
Ab 2021 verzichtet SRF auf «Viva Volksmusik», «Einstein Spezial» und die Übertragung externer Veranstaltungen wie «Art on Ice». Die tägliche Sportsendung «sportaktuell» – aufgrund der Coronasituation bereits ausgesetzt – kehrt nicht mehr zurück ins Programm. Im Gegenzug steigert SRF die Berichterstattung über die Super League und die National League: mit zusätzlichen Ausgaben von «Super League Goool» und «eishockeyaktuell». Das übrige aktuelle Sportgeschehen wird mehrmals täglich im «sportflash» sowie laufend online beleuchtet.
Aus dem Magazin «ECO» wird ein wöchentlicher Talk zu Wirtschaftsthemen; mit den freiwerdenden Ressourcen stärkt SRF unter anderem die digitale Wirtschaftsberichterstattung. Reduktionen im Radio gibt es bei Jazz- und Klassik-Musikproduktionen sowie bei Sendeplätzen in der Literatur und Religion. Deutlich reduziert wird auch der Einkauf von internationalen Filmen und Serien sowie Dokumentationen. In der Fiktion fokussiert SRF künftig auf europäische Produktionen, um sich noch stärker von privaten Anbietern zu unterscheiden. Zugunsten von Schweizer Serien und des «Tatort» produziert SRF auch weiterhin keine neuen Fernsehfilme.
Die geplanten Digitalprojekte richten sich namentlich an ein Publikum unter 45 Jahren, das Medieninhalte vermehrt online nutzt. Passen Inhalt, Form und Zielgruppe, will SRF solche Inhalte auch im Radio oder Fernsehen ausspielen.
«Der Prozess braucht sehr viel Sorgfalt»
Für die digitale Transformation brauche es auch Know-how, das heute im Haus so noch nicht ausreichend vorhanden sei, hielt Nathalie Wappler an der Personalinformation fest: «Wir müssen jetzt schauen, wo Umschulungen von bestehenden Mitarbeitenden möglich sind – und wo wir Mitarbeitende von extern rekrutieren müssen. Dieser Prozess braucht sehr viel Sorgfalt und daher noch etwas Zeit.» SRF wird um Entlassungen nicht herumkommen.
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