«Überall hiess es Covid, Covid, Covid – der Film wurde fast zum Nebenschauplatz.»

Die Dreharbeiten der SRF-Koproduktion «Wilder 3» sind zu Ende gegangen. Das Filmmaterial ist im Kasten, der Schnitt schon weit fortgeschritten. Roland Stebler, Herstellungsleiter und Geschäftsführer von C-Films, spricht im Interview über Schutzmassnahmen am Set, die Kommunikation hinter Masken und die Vorfreude auf die dritte Staffel.

Normalerweise fährt Roland Stebler einmal pro Woche zum Set, spricht mit Regie und Produktion vor Ort und schaut, wie die Dreharbeiten vorankommen. Bei «Wilder 3» ist es anders. Roland Stebler verfolgt die gesamte zweite Drehphase von seinem Büro im Zürcher Seefeld aus. Der Austausch mit seinem Team findet aufgrund von Corona nur telefonisch statt. Denn: Je weniger Leute am Set, desto kleiner das Risiko einer Ansteckung oder gar eines Drehabbruchs.

Roland Stebler, heute haben Sie und Ihr Team die Dreharbeiten von «Wilder 3» abgeschlossen. Einen Thriller in Zeiten von Corona zu drehen, wie ist das möglich?

Zunächst brauchte es viel Geduld. Der zweite Teil der Dreharbeiten hätte just im März während des Lockdowns starten sollen. Wir mussten ihn auf den Sommer verschieben. Nun ist der Dreh aber erstaunlich gut gelaufen. Wir hatten keinen grösseren coronabedingten Zwischenfall. Nur einmal mussten zwei Personen wegen Fieber- und Hustensymptomen dem Set fernbleiben.

Welche Schutzvorkehrungen haben Sie am Set getroffen?

Es gab diverse Schutzmassnahmen. Wir haben zu Beginn der Dreharbeiten alle Darsteller am Set auf Covid-19 getestet und zudem jeden Morgen die Temperatur des ganzen Teams gemessen. Wer Fieber oder Covid-Symptome hatte, musste zuhause bleiben. Auf dem ganzen Set galt Maskenpflicht. Davon ausgenommen waren einzig die Schauspielerinnen und Schauspieler vor der Kamera. Requisiten, die mehrere Personen in der Hand hielten, wurden regelmässig desinfiziert.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler kommen sich zwangsläufig nahe. Wie funktioniert eine Kussszene unter diesen Umständen?

Das ist in der Tat schwierig. Es gibt keine technischen Möglichkeiten, einen innigen Kuss vorzutäuschen. Trotzdem braucht es solche Szenen. Dieses Risiko müssen wir und die Schauspieler eingehen.

Was, wenn Sarah Spale alias Rosa Wilder plötzlich krank geworden wäre?

Das hätte eine Feuerwehrübung gegeben. Ein solcher Zwischenfall hätte den Serienstart gefährdet, denn wir hätten mindestens fünf Tage verloren. Das tönt nach wenig. Doch viele Schauspielerinnen und Schauspieler sind schon für das nächste Projekt gebucht und können nicht beliebig verlängern.

Es steckt also viel Planungsarbeit hinter einem solchen Dreh.

Unglaublich viel. Das Coronavirus dominierte unsere Planung komplett. Überall hiess es Covid, Covid, Covid – der Film wurde fast zum Nebenschauplatz. Wir haben ein 15-seitiges Corona-Schutzkonzept erarbeitet, dazu noch ein detailliertes Ausfallkonzept. Wäre beispielsweise unser Regisseur erkrankt, hätte jemand am Set nahtlos übernommen, bis der Co-Regisseur an Ort und Stelle gewesen wäre.

Wie haben Sie sichergestellt, dass die Schutzmassnahmen am Set eingehalten wurden?

Dafür war unsere Covid-19-Beauftrage, Maja Sanchez, zuständig. Sie hat sich um die gesamte Logistik gekümmert. Sie hat sichergestellt, dass die Abstände eingehalten wurden, dass alle ihre Maske trugen, und sie hat auch die Tests organisiert. Das war ein riesiger administrativer Aufwand.

Wie reagierte die Filmcrew auf diese ungewohnten Arbeitsumstände am Set?

Die Stimmung war schon speziell und vergleichsweise emotionslos. Der Spass am Set kam zu kurz. Die nonverbale Kommunikation wurde durch die Masken erschwert. Gestik und Mimik spielen normalerweise eine grosse Rolle. Oft signalisiert der Blick des Regisseurs oder Kameramanns, dass wir eine Szene nochmals drehen müssen. Dazu sind keine Worte nötig. Aber ich muss sagen: Das Team ging sehr professionell mit der Situation um.

Hand aufs Herz. Leidet nicht die Qualität unter den Schutzvorkehrungen?

Nein. Ich bin überzeugt, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer keinen Unterschied bemerken werden. Wir haben im Vorfeld viel Zeit und vor allem auch Geld investiert: Wir brauchten mehr Räume, mehr Personal, mehr Material. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.

Was können die Zuschauerinnen und Zuschauer von der dritten Staffel erwarten?

Es erwartet uns ein wahnsinnig spannender Thriller. Im Gegensatz zur zweiten Staffel bekommt man dieses Mal recht früh ein Gefühl dafür, wer der Mörder ist. Ausserdem sind wir emotional sehr nahe an den Figuren. Wir haben starke Bilder und eine hohe Produktionsqualität. Ich wage zu sagen: «Wilder 3» ist noch einmal einen Tick besser als «Wilder 2».

Verraten sie uns: Planen Sie bereits die nächste Staffel oder hat Rosa Wilder fertig ermittelt?

Wir sind tatsächlich bereits an der Planung der vierten Staffel. So viel kann ich verraten: Wir gehen für die Dreharbeiten wieder in den Kanton Glarus und auf den Urnerboden. Back to the roots!

Facts & Figures zu «Wilder 3»

  • Drehdauer: 13. Januar bis 1. März, 15. Juli bis 21. August
  • Drehorte: La Chaux-de-Fonds, Le Locle, La Brévine und Umgebung
  • Produktion: C-Films, Panimage und SRF
  • Regie: Jan-Eric Mack
  • Serie: Thriller/Krimi, 6 Episoden à 58 Minuten
  • Ausstrahlung: Januar 2021

«Wilder 3» wird auch auf der neuen SRG-Streaming-Plattform Play Suisse zu sehen sein, die im November 2020 lanciert wird. Play Suisse wird Inhalte aus allen Sprachregionen mehrsprachig anbieten.

Text: SRG SSR

Bild: Anna Sterchi

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