«Das Gässli Film Festival ist so unglaublich persönlich.»
Vom 24. bis 30. August findet in Basel die 12. Ausgabe des Gässli Film Festivals statt. Auch dieses Jahr prämiert die SRG die beste Regie mit einem Preisgeld von 2000 Franken. Chanelle Eidenbenz, junge Filmemacherin und letztjährige Gewinnerin des SRG-Regiepreises, spricht im Interview über die Bedeutung dieser Auszeichnung, ihre derzeitigen Projekte und die Einzigartigkeit des «Gässli».
Chanelle Eidenbenz, Sie wurden letztes Jahr für Ihren Film «Elephant in the Room» als beste Regisseurin ausgezeichnet. In erster Linie eine ehrenhafte Auszeichnung oder ein Türöffner für neue Projekte?
Aufmerksamkeit für Projekte zu bekommen ist immer wichtig, gerade als junge Regisseurin. Der Film hat mir auf jeden Fall Türen geöffnet – und Auszeichnungen wie der SRG-Regiepreis tragen fest dazu bei. Die Leute interessieren sich für meinen Film und fragen nach, ob sie ihn sehen können. Auch der Austausch mit potenziellen Auftraggebern oder Partnern am Festival findet schneller statt.
Wofür haben Sie das Preisgeld eingesetzt?
Das Preisgeld hat mir etwas Raum gegeben zum Schreiben. Weil diese Arbeit in der Regel erst mal unbezahlt ist, steht sie zwangsläufig oft hinten an. Leider. Dank dem finanziellen Zustupf konnte ich dem Schreiben für ein paar Wochen guten Gewissens Priorität geben.
Das ist vorbildlich... Woran schreiben Sie denn gerade?
Neben einem Konzept für eine Serie entwickle ich im Rahmen der Drehbuchwerkstatt München ein Drehbuch für meinen ersten Langspielfilm. Seit Anfang Jahr arbeite ich ausserdem an einem kurz- bis mittellangen Film, bei dem wir drehen und die Geschichte parallel weiterschreiben. Das sind alles eher langfristige Projekte.
Sie führten 2019 Regie bei der dritten Staffel der SRF-Webserie «Nr. 47». Wie haben Sie diese Arbeit erlebt?
Sehr positiv. Wir waren ein eingespieltes Team, da die meisten schon einmal zusammengearbeitet hatten und sich gut kannten. Das war enorm wichtig, denn wir standen unter grossem Zeitdruck und unsere finanziellen Mittel waren begrenzt. Aber in der Einschränkung findet sich auch immer eine kreative Freiheit. Und diese haben wir gefunden. Ich glaube die Nr.47-Zeit liegt allen Beteiligten sehr am Herzen. Für mich persönlich war es zudem eine sehr wichtige Erfahrung, zum ersten Mal ein Projekt dieses Umfangs umsetzen zu können.
Werden Sie das Gässli Film Festival auch dieses Jahr besuchen?
Ja, ich werde dieses Jahr sogar Teil der Jury sein. Darauf freue ich mich sehr. Das Gässli Film Festival hat eine ganz eigene familiäre Atmosphäre. Es ist so unglaublich persönlich. Ich habe als Filmemacherin selten so herzliche Gastgeber erlebt. Man merkt, dass jede und jeder dort mit viel Herz und Leidenschaft dabei ist.
2000 Franken für die beste Regie
Die SRG ist Medienpartnerin des Gässli Film Festivals und stiftet jeweils den Preis für die beste Regieleistung. Auch dieses Jahr wird eine vom Festival zusammengestellte Jury am 29. August 2020 die beste Regisseurin oder den besten Regisseur auszeichnen (Hier geht’s zu den Nominierten). Bewertet werden dabei Aspekte wie Schauspiel- und Kameraführung, Drehstil oder Dynamik eines Films. «Die Regisseurin oder der Regisseur nimmt Einfluss auf die Einstellung, Farbgebung und Länge der Aufnahmen», erklärt Sven Wälti, Leiter Film SRG. «Aber auch die Auswahl der Szenen gehört zu den Leistungen der Regie: Was man schliesslich zu sehen bekommt und was eben nicht.» Klar ist: Am Ende zählt der Gesamteindruckt. Keine leichte Entscheidung für die Jury also. Übrigens: Da die SRG Preisstifterin ist, ist sie nicht in der Jury vertreten.
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