Carte Blanche: News-Kompetenz fördern

In der Rubrik «Carte blanche» haben Autorinnen und Autoren die Möglichkeit über ein Thema zu schreiben, welches ihnen persönlich am Herzen liegt. Dieses Mal: Sarah Genner über die Förderung der News-Kompetenz im digitalen Wandel.

Mediennutzung, Newsproduktion und journalistische Geschäftsmodelle haben sich stark gewandelt. Mit der Digitalisierung haben klassische Medien ihr Publikationsmonopol verloren, und Player wie Facebook und Google sind zu Medienkonzernen der neuen Art aufgestiegen. Diese Akteure verstehen sich jedoch nicht als Teil des journalistischen Systems und halten sich deshalb weder per se an den Pressekodex noch an journalistische Grundsätze wie Faktenprüfung. Ausserdem bestimmen zunehmend Newsfeed-Algorithmen, welche News wie viel Aufmerksamkeit erhalten.

Das Internet hat hervorragende Möglichkeiten geschaffen, Informationen zu überprüfen; es ermöglicht Menschen in Ländern mit Pressezensur, sich online Gehör zu verschaffen. Gleichzeitig erhöht sich die Gefahr, dass Desinformation und Falschnachrichten verbreitet werden. Weil ein Grossteil der für den Journalismus wichtigen Schweizer Werbegelder inzwischen ins Silicon Valley fliesst, wird das Geschäftsmodell traditioneller Medienhäuser ausgehöhlt. Falschmeldungen, die auch durch das Anreizsystem von Facebook-Algorithmen einflussreich waren, haben den U.S.-Wahlkampf mitgeprägt. Und propagandistische Akteure wie die IRA (russische Internet Research Agency) versuchen global, die digitale Öffentlichkeit zu steuern.

Der problematische Begriff «Fake News» hat in der Trump-Ära einen beispiellosen Aufstieg erlebt. Irreführende oder falsche Informationen sowie völlig frei erfundene Inhalte können als Fake News bezeichnet werden. Donald Trump verwendet Fake News jedoch auch noch anders: als politischen Kampfbegriff gegen etablierte Medienangebote, die unbequeme Wahrheiten aufdecken. Damit diskreditiert er strategisch seriösen Journalismus, der ihm und seinen Skandalen durch seine Wachhund-Funktion gefährlich wird.

Mit dem digitalen Wandel steigt die Relevanz von Medienkompetenzvermittlung, damit gut informierte Bürgerinnen und Bürger demokratische, private und berufliche Entscheidungen treffen können. Daher halte ich die Stossrichtung von «SRF 2024» für folgerichtig: dem jüngeren Publikum auch da seriöse Informationen bieten, wo es sich ohnehin bewegt und wo das Potenzial für Desinformation grösser ist.

In der SRG Bildungskommission erarbeiten wir laufend ein Kursprogramm, das Ihnen ermöglicht, hinter die Kulissen der SRG und des Schweizer Journalismus zu blicken. Damit wollen wir unseren Teil zur Förderung der News-Kompetenz beitragen.

Sarah Genner ist Medienwissenschaftlerin und Mitglied der Bildungskommission der SRG Zürich Schaffhausen.

Text: Sarah Genner

Bild: SRF/Oscar Alessio

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