Eine kleine Geschichte mit grosser Wirkung
Nicht nur Kinder wälzen sich in Gedanken und liegen lange wach am Abend: Rund ein Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer leiden unter Schlafstörungen. Podcasts können eine beruhigende Wirkung haben und für Abhilfe sorgen. Wie zum Beispiel der neue SRF-Einschlaf-Podcast «Schlummerland».
Es ist ein fantastisches Land, das Schlummerland. Hier wachsen die Bäume dicht nebeneinander, das Wasser fliesst weder nach rechts noch nach links, sondern nur geradeaus, «dort, wo die Nase zeigt»; im Schlummerland sind die Dinge einfach, wie sie sind. Alles ist langsam, ruhig, weich. Hier lebt der «Munz» Flick; ein kleines, farbiges, haariges Wesen. Er ist ein ruhiger Beobachter seiner schönen Welt. Hin und wieder grunzt er leise vor sich hin oder macht kleine Zaubereien mit dem Tippen seines Fingers auf seinem Bäuchlein. Flick lebt in Harmonie mit der Natur und Seinesgleichen – wie auch mit Wassergeistern und anderen Fantasiewesen – im «schönste Land wo’s git», im Schlummerland. Seit der Veröffentlichung der ersten Episode der zehnteiligen SRF-Einschlaf-Podcastreihe «Schlummerland» Anfang Dezember hat Flick viele Kinder in den Schlaf begleitet. Die sanften Klänge, welche die langsamen Geschichten untermalen, sind meditativ, einlullend und hinterlassen ein Gefühl von Zufriedenheit und Entspannung.
Verschiedene Einschlafmethoden
Hinter dem Podcast steckt Dania Sulzer. Die SRF-Redaktorin hat den Podcast nicht nur konzipiert und geschrieben, sondern die Geschichten auch gleich selbst erzählt. Die ausgebildete Yogalehrerin befasst sich seit Längerem mit Meditationstechniken und liess ihre Erfahrungen aus der Yoga- und Meditationspraxis in die Produktion miteinfliessen. «Schlummerland soll Kinder in einen tiefen Entspannungszustand bringen. Alles, was im Podcast passiert, oder besser gesagt, nicht passiert, zahlt auf dieses eine Konto ein: beruhigen, runterfahren, entspannen und im besten Fall am Ende einschlafen», erklärt sie. Als Mittel zum Zweck nutze sie verschiedenste Methoden wie zum Beispiel Reisen durch den eigenen Körper (wie man das beim Yoga Nidra oder vom Autogenen Training kennt), Atemübungen, Wiederholungen, viel Beschreibung, kaum Action und Dialog und eine sehr sanfte, langsame Stimme sowie einen entspannenden Klangteppich und ruhige Soundelemente. «Egal ob Erwachsene oder Kinder», meint sie, «was man zum gut Einschlafen fühlen will, ist bei allen ähnlich: Sicherheit, Wärme, Liebe, Vertrauen – deshalb funktioniert ‹Schlummerland› auch bei Jugendlichen oder Erwachsenen so gut.»
Bedürfnis nach Entschleunigung
Dass «Schlummerland» nicht nur bei den Kleinen Anklang findet, überrascht nicht, ist doch ein grosses Wachstum beim literarischen Genre Einschlafgeschichten – halb Literatur, halb Einschlafhilfe – festzustellen. So verzeichnet beispielsweise die App «Calm», die mehr als 120 Einschlafgeschichten im Angebot hat, über hundert Millionen Downloads seit der Gründung vor drei Jahren. Die Geschichten der britischen Reiseschriftstellerin Phoebe Smith sind besonders populär; Smith, die von ihrem Arbeitgeber als «JK Rowling der Slow Literature» beworben wird, sagt, das Genre komme dem Bedürfnis der Menschen nach Entschleunigung nach.
Podcasts für nebenbei
Die deutsche Burda-Marktforschungstochter Media Market Insights und das Institut Rheingold Salon haben 2020 in einer Studie erstmals die psychologischen Motive und Wirkungen von Podcasts untersucht. Die Studie zeigt: Podcasts haben generell eine entspannende Wirkung. Laut der Studie werden sie im Alltag vor allem in Übergangsphasen genutzt – zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, abends auf der Heimfahrt und häufig auch am Abend vor dem Einschlafen. Da das Hören von Podcasts auch nebenbei funktioniert, zum Beispiel beim Autofahren, Putzen oder Kochen, helfen sie, abzuschalten: In tiefenpsychologischen Interviews zeigte sich, dass Podcasts die Hörerinnen und Hörer in einen «gedanklichen Schwebezustand» versetzen. Der Körper läuft weiter auf «Autopilot», während sich der Geist auf eine fantasievolle und entspannende Reise begibt. Laut der Studie empfinden die Befragten beim Podcast-Hören oft ein Freiheitsgefühl, welches zur Entspannung führe; so fühlen sie sich nach dem Hören besser, lästige Pflichten und Arbeiten gehen leichter von der Hand.
Und so geht nun auch das Bettritual vieler Familien in der Schweiz dank «Schlummerland» leichter von der Hand. Neben Dania Sulzer selbst freut sich auch Christoph Aebersold, Bereichsleiter Familie, über die vielen positiven Feedbacks von Hörerinnen und Hörern: «Dass die Episoden von ‹Schlummerland› tatsächlich schon einigen Kindern beim Einschlafen helfen und Teil der Einschlafrituale verschiedener Familien geworden sind, ist sehr schön. Jetzt freuen wir uns, wenn in den nächsten Wochen noch weitere Eltern ‹Schlummerland› entdecken.» Einziger Wermutstropfen der Geschichte: Wer den Kopf aufs weiche Kissen legt, verpasst dann leider meist den Schluss.
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