«DOK»: Tabu Einsamkeit – Geschichten über das Alleinsein
Mutterseelenallein, so fühlen sich einsame Menschen. Sie kommen sich verlassen und ausgeschlossen vor. Fühlen sich nicht dazugehörig, überall fremd und unverstanden. Sie werden nicht wahrgenommen und empfinden sich als minderwertig. Es ist erschreckend, wie viele Menschen solche Erfahrungen machen. Ein Film von Ursula Brunner.
Niemandem tut es gut, länger allein zu sein. Fehlen über längere Zeit soziale Kontakte, macht das krank. Die Gründe für das Erleben von Einsamkeit sind vielfältig und von aussen nicht immer nachvollziehbar. Fühlt man sich einsam, heisst das nicht zwangsläufig, dass man allein ist. Einsam kann man sich auch in der Menge oder in Beziehungen fühlen. Das Gefühl von Einsamkeit kann jeden Menschen treffen. Der Film begleitet vier Menschen ein Stück durch ihre Einsamkeit.
Die Abende sind schlimm für Daniel Widmer (51) aus St. Gallen. Dann sitzt er in seiner Wohnung und die Gedanken kreisen endlos. Um für sich allein zu kochen, fehlt ihm oft die Motivation. Sein schmales Budget fördert die Vereinsamung zusätzlich. Ist er in der Stadt unterwegs, sieht er überall fröhliche Menschengruppen. Das stimmt ihn traurig. So ist er lieber in der Natur unterwegs. Die Hoffnung, eine Wanderpartnerin zu finden, die ihn so mag, wie er ist, hat er nicht aufgegeben.
Seinen eigenen Weg zu gehen, kann sehr einsam machen, weiss Cordula Reimann (49) aus Langenthal. In ihrem Buch «Das Alleinsein-Einsamkeit-Paradox» geht sie dem Phänomen Einsamkeit auf die Spur. 30 bis 40 Prozent der Menschen fühlen sich oft bis sehr oft einsam. Cordula sieht darin einen Spiegel, wie die Gesellschaft mit Anderssein und Solidarität umgeht. Auch sie selbst kennt dieses Gefühl des Nicht-Dazugehörens nur allzu gut. Darüber reden hilft ihr, aber nur mit Menschen, die das aushalten können, und das sind nicht viele.
Seit 57 Jahren ist Walter Reichlin (83) aus Luzern, mit Mona verheiratet. Irgendwann merkte er, Mona vergisst viel und ist zerstreut. Abklärungen brachten Gewissheit: Mona leidet an Demenz. Walter pflegte sie, bis er zusammenbrach. Seither lebt Mona im Heim. Das zu verdauen fällt schwer. Die Stille in der Wohnung, der leere Stuhl auf dem Mona immer sass. Er lernte darüber zu reden und sich nicht zu verstecken. Obwohl er Mona sehr vermisst, ist er heute wieder glücklich.
Bis zum ersten Schultag war die Welt für Deborah Pfenniger (28) aufgewachsen im Kanton Obwalden, noch in Ordnung. Sie fühlte sich wohl im Kreis ihrer Familie. In der Schule wurde sie wegen ihrem Übergewicht gehänselt und ausgeschlossen. Ihre seelischen Verletzungen zeigte sie niemandem. Tapfer stand sie allein am Rand und liess sich nichts anmerken. Auch heute noch wird sie von wildfremden Menschen auf der Strasse als «dicke Sau» beschimpft. Verstecken will sie sich aber nicht mehr. Sie wünscht sich, dass man Menschen nicht nur nach ihrem Äusseren beurteilt.
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Ausstrahlung: Donnerstag, 18. Februar 2021, 20.05 Uhr, SRF 1
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