«Eine Frage der Kultur» – Wir und unsere Wissenschaft

In der LINK-Kolumnenreihe «Eine Frage der Kultur» geben Redaktorinnen und Redaktoren von SRF Kultur einen Einblick in ihre Welt aus der ganz persönlichen Warte: Welche Fragen bewegen sie? Welche Bedeutung hat für sie Kultur? Und was heisst überhaupt Kultur? Dieses Mal: Katrin Zöfel, Wissenschaftsredaktorin SRF Kultur.

Die Wissenschaftsredaktion gehört bei SRF zur Abteilung Kultur. Das ist ein Gedanke, der mir gefällt. Was wären wir ohne Kunst, ohne Film, Musik, Literatur! Und eben auch ohne Wissenschaft. All das zusammen ist «Kultur». Ich könnte jetzt abtauchen in die Frage: Was ist Kultur und seit wann haben wir eigentlich eine? Und: Warum hat der Mensch eine, die Maus aber nicht? Das wäre typisch Wissenschaftsjournalistin. Und es gäbe bestimmt spannende Antworten.

Aber ich verkneife es mir, weil in den vergangenen zwölf Monaten etwas anderes für mich wichtig geworden ist (eigentlich war es schon längst wichtig, aber jetzt springt es so ins Auge, dass man es kaum noch ignorieren kann), nämlich die Frage: Wie ist das Verhältnis einer Gesellschaft zu ihrer Wissenschaft? Hören wir auf die Wissenschaft? Oder lassen wir die Forschung in ihrem Elfenbeinturm vor sich hinwerkeln und hören ihr allenfalls zur Freizeitbeschäftigung zu, etwa so, wie wir auch ins Museum gehen am Sonntagnachmittag und am Dienstagabend ins Kino? Oder fragen wir nur dann nach ihr, wenn wir sie brauchen, um den Tumor zu bekämpfen, der die Bauchspeicheldrüse befallen hat?

«Lassen wir die Forschung in ihrem Elfenbeinturm vor sich hinwerkeln und hören ihr allenfalls zur Freizeitbeschäftigung zu?»

Katrin Zöfel
Wissenschaftsredaktorin SRF Kultur

Seit Corona sind diese Fragen für mich dringlicher geworden. Denn in diesen zwölf Monaten ist deutlich geworden, wie konkret die Auswirkungen davon sind, wie Gesellschaft, Politik und Wissenschaft miteinander umgehen. Wir in der Wissenschaftsredaktion haben versucht, den Mittler zu spielen zwischen dem, was die Wissenschaft über das Virus und einen vernünftigen Umgang mit seiner Präsenz in der Schweiz sagen kann, was sie prognostizieren kann und was nicht, und dem, was die Politik daraus macht, und nicht zuletzt den Fragen, die sich unsere Hörer und unsere Userinnen Tag für Tag zum Leben mit Corona stellen. Das war (und ist) herausfordernd, und oft überraschend.

Die journalistische Distanz zu halten bei einem Thema, das ganz unweigerlich auch mich als Person betrifft, war dabei die vielleicht schwierigste Übung. Wir als Redaktion haben gelernt, aus einem Dauerthema immer wieder das Neue, Relevante herauszuschälen, und manches im Zweifel auch ein paarmal auf den Sender zu bringen. Weil zum Beispiel die Information, was Aerosole sind und wie Impfstoffe funktionieren, im Herbst relevant war – und es jetzt noch ist.

Text: Katrin Zöfel

Bild: zVg

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