Die SRG 2020: Ein sehr spezielles Jahr im Zeichen von Transformation, Rekordreichweiten und Kostensenkungen
Die SRG schliesst das Jahr 2020 mit einem negativen Unternehmensergebnis von 12,9 Millionen Franken ab. Die Covid-19-Pandemie brachte den angepassten und ausgebauten SRG-Programmen in allen Sprachregionen zwar Rekordreichweiten, aber der Rückgang bei den kommerziellen Einnahmen und die Restrukturierungskosten beeinflussen das Jahresergebnis. Zu den Höhepunkten des Jahres gehört die Lancierung der neuen Streaming-Plattform Play Suisse.
Die SRG blickt auf ein herausforderndes Jahr zurück, das stark von der Covid-19-Pandemie geprägt war. Mit der Verkündung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat am 16. März 2020 und der damit verbundenen Schliessung von Läden, Restaurants, Bars, Schulen sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetrieben passte die SRG umgehend in allen Sprachregionen ihr Programm an: mehr Schulfernsehen, Ausbau des Kinder- und Jugendprogramms, Sendungen für Seniorinnen und Senioren, spezielle Sport- und Kultur-Sendungen, tägliche Sondersendungen mit Rekordreichweiten zur Entwicklung der Lage.
Verzichten musste das Publikum hingegen auf die Übertragung von sportlichen Grossanlässen wie die Fussball-Europameisterschaft oder die Olympischen Sommerspiele in Tokio, welche infolge der Pandemie auf das Folgejahr verschoben wurden. Weitere Sport-Events wie die Alpinen Skiweltcups, die nationale Eishockey-Meisterschaft, die Eishockey-Weltmeisterschaft sowie die UCI-Strassen-Weltmeisterschaften, welche 2020 in der Schweiz hätten stattfinden sollen, mussten abgebrochen beziehungsweise verschoben werden.
Nahezu alle kulturellen Veranstaltungen wie Open-Air-Veranstaltungen und Live-Events wurden abgesagt, was massive Auswirkungen auf die Kultur- und Event-Branche hatte. Zur Unterstützung der einheimischen Musikszene spielten die SRG-Sender im vergangenen Jahr so viel Schweizer Musik wie noch nie. Auch die Schweizer Filmszene wurde unterstützt: Die SRG hat im Jahr 2020 456 Schweizer Filme ausgestrahlt, 2019 waren es 364. Dreharbeiten fanden – wo möglich – trotz schwieriger Produktionsbedingungen statt, und Medienpartnerschaften für Filmfestivals wurden eingehalten, obwohl die meisten Festivals online durchgeführt werden mussten. Zudem war die Filmbranche auf der neuen Streaming-Plattform Play Suisse mit zwei speziellen Lockdown-Collections mit insgesamt 58 Kurzfilmen präsent.
Finanzielle Auswirkungen der Covid-19-Krise
Die kommerziellen Einnahmen sanken gegenüber dem Vorjahr um 52,1 Millionen Franken, davon 30,7 Millionen Franken weniger TV-Werbeertrag, 2,2 Millionen weniger Sponsoringertrag, 19,2 Millionen weniger Programmertrag, davon rund sieben Millionen Franken wegen ausgefallenen Sportproduktionen. Der Rückgang der kommerziellen Einnahmen für die SRG ab 2017 beträgt insgesamt mehr als 100 Millionen Franken.
Nach einem guten Start ins Jahr 2020 brach der Werbeertrag aufgrund der verordneten Pandemie-Massnahmen ab März stark ein. Die Situation am Werbemarkt verbesserte sich im zweiten Halbjahr aufgrund der hohen Einschaltquoten bei den TV-Programmen. Rund die Hälfte der Werbeertragseinbussen ist auf die Pandemie zurückzuführen. Der restliche Rückgang basiert auf der sich weiter verändernden Entwicklung der digitalen Nutzung von TV-Programmen und der Verlagerung von Werbebudgets in digitale, zumeist globale Angebote.
Einerseits führte die Pandemie zu Mehrkosten: Nebst der Beschaffung von Hygienemasken oder Desinfektionsmitteln generierten auch die aufwendigen Massnahmen zur Pandemiebekämpfung Zusatzkosten bei den Eigenproduktionen. Andererseits ergaben sich aufgrund der Pandemie aber auch andere Kosteneinsparungen: Durch den Wegfall der Kultur- und Sportveranstaltungen entfielen Rechte- und Reisekosten – oder sie fallen erst im darauffolgenden Jahr an.
Restrukturierungskosten und Einsparungen
Beeinflusst wurde das Jahresergebnis durch weitere Restrukturierungskosten. Die SRG stellt sich für die Zukunft auf, um mit ihren Produktionen und Distributionen einerseits den sich ändernden Nutzungsgewohnheiten und Bedürfnissen des Publikums gerecht zu werden und andererseits die Kosten konsequent zu senken, um die weiterhin sinkenden Werbe- und Sponsoringerträge zu kompensieren.
Im Personalbereich wurden freigewordene Stellen wo möglich nicht wiederbesetzt. Im Durchschnitt waren bei der SRG im letzten Jahr 5537 Vollzeitstellen besetzt – einschliesslich der per Anfang 2020 integrierten ehemaligen Tochtergesellschaft TPC und inklusive SWISS TXT, die nach wie vor eine Tochtergesellschaft ist. Das Total der Vollzeitstellen nahm zum Vorjahr (5650 Stellen) somit um 113 Stellen ab.
In der Distribution konnten Einsparungen realisiert werden – zum einen aufgrund der Abschaltung der sehr wenig genutzten (1,4 Prozent) terrestrischen Fernsehübertragung (DVB-T) der SRG-Programme per 3. Juni 2019 und zum anderen wegen der weiteren Optimierung der digitalen Radioübertragung über DAB+.
Zu den Höhepunkten des abgelaufenen Geschäftsjahres gehörte die Lancierung der neuen Streaming-Plattform Play Suisse am 7. November 2020. Die Plattform bietet das Beste an Eigen- und Koproduktionen von RSI, RTR, RTS und SRF ohne Sprachbarrieren. Filme, Serien und Dokumentationen, Reportagen und Archivperlen können in Originalsprache mit Untertiteln in Deutsch, Französisch und Italienisch gestreamt werden. Ausgewählte Titel sind auch mit rätoromanischen Untertiteln verfügbar. Das vielfältige Angebot der SRG kann so über die Sprachgrenzen hinweg auf allen Endgeräten gefördert werden. Bis heute haben sich bereits 250'000 Nutzer*innen in der Schweiz auf Play Suisse registriert.
Erfreulich auch, dass das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich den SRG-Programmen in der massgebenden Qualitätsstudie (1/2020) auch 2020 wieder eine überdurchschnittlich hohe Relevanz und Glaubwürdigkeit attestierte.
Transformation geht weiter
Die Transformation des Unternehmens geht auch im laufenden Jahr weiter. Die SRG muss sich den veränderten Marktverhältnissen und Nutzungsgewohnheiten weiter anpassen unter Beachtung eines immer enger werdenden Finanzrahmens. Nachdem das 2018 lancierte Sparprogramm von 100 Millionen Franken 2020 abgeschlossen werden konnte, musste die SRG aufgrund des rückläufigen Trends der kommerziellen Einnahmen im Oktober 2020 ein zusätzliches Sparprogramm von 50 Millionen Schweizer Franken bis 2024 lancieren. Dieser Sparplan wird sich auch auf die Zahl der Arbeitsplätze auswirken.
Der Geschäftsbericht wird nach der Genehmigung durch die Delegiertenversammlung am 30. April 2021 auf der Website der SRG publiziert.
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