Von Heimsport, Teamwork und Hunden mit Corona
Der SRF-Kundendienst ist erste Anlaufstelle fürs Publikum, sei es mit Lob, Tadel oder einfach einer Anregung. Seit dem Beginn der Pandemie haben die Publikumsanfragen kräftig zugelegt – zahlenmässig sowie an Emotion. Ein Blick hinter die Kulissen.
Als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter des SRF-Kundendienstes braucht man eine dicke Haut: Hier kann es schon mal vorkommen, dass einem ein unschönes Wort an den Kopf geworfen wird oder unangenehme Fragen gestellt werden. «Auf eine Art haben die Zuschauerinnen und Zuhörer zu Recht den Eindruck, dass ihnen SRF gehört. Deswegen sind viele auch sehr emotional verbunden mit unserem Haus», erklärt Regula Hollenstein. Sie hat beim SRF-Kundendienst den Lead des «Corona-Teams» übernommen und steht damit seit Monaten an vorderster Front. Hier merke man besonders gut, wie der Arbeitsalltag des Kundendienstes durch globale Themen beeinflusst wird: «Gerade zu Beginn des ersten Shutdowns erhielten wir unglaublich viele Anfragen, die zum Teil auch nicht wirklich mit uns zu tun hatten – von Leuten, die im Ausland gestrandet waren oder sich sorgten, dass ihr hustender Hund sie mit Corona angesteckt haben könnte.» Den gleichen Effekt beobachtete das Team in den letzten drei Monaten wieder. Dies hat bestimmt auch damit zu tun, dass die SRG zum Teil als verlängerter Arm des Bundes und damit als mitverantwortlich für die Coronapolitik gesehen wird, vermutet auch Sandra Kröbl, Leiterin des SRF-Kundendienstes.
Tatsächlich erhöhte sich die Zahl der Anfragen im ersten Shutdown auf bis zu 16 000 pro Monat – rund doppelt so viele, wie davor im normalen Tagesgeschäft ein gingen. Das bedeutet für das Team mit rund 10 Mitarbeitenden eine grosse Mehrbelastung. «Das Team hat diese Herausforderung hervorragend gemeistert», lobt Sandra Kröbl. «Doch wir erhielten im Frühling 2020 von allen Seiten viel Unterstützung. Es konnten Mitarbeitende von anderen Abteilungen zur Aushilfe dazu geholt werden, die Telefonanfragen entgegennahmen.»
Generell sei die Zusammenarbeit zwischen dem Kundendienst und den Redaktionen sehr wichtig. In der intensiven Coronazeit nahmen der gegenseitige Respekt und das Verständnis für die Arbeit der anderen nach ihrer Beobachtung weiter zu. «Die Leute bei SRF Data kannten wir zu vorkaum, und plötzlich mussten wir täglich rückfragen, wie das nun genau sei mit den veröffentlichten Zahlen – und sie wollten umgekehrt genau wissen, was die Leute beschäftigte.» Die Inputs aus dem Publikum wurden auch regelmässig um gesetzt: So wünschten sich viele Leute Sportprogramme für zu Hause. Kurzerhand wurden mehrere Sendungen für Heimsport produziert, für alle Alters und Fitnessgruppen.
Dank guter Zusammenarbeit innerhalb des Teams und auch mit den Redaktionen sowie langer Erfahrung gelingt es dem SRF-Kundendienst in der Regel, Anfragen innerhalb von 48 Stunden kompetent zu beantworten – egal, ob sie per Telefon, Mail oder über die sozialen Medien eingehen. «Grundsätzlich soll jede und jeder alles bearbeiten können», betont Regula Hollenstein. Hier sei es natürlich wichtig, dass man sich inhaltlich einig ist darüber, was kommuniziert wird. Dazu dienen die für alle zugängliche Wissensdatenbank und Sendungsporträts im Intranet oder die diversen Newsletter, die von den Redaktionen und Unternehmenseinheiten verschickt werden, sowie ein Whatsapp-Chat für alle Mitarbeitenden. Bei regelmässigen Sitzungen können zudem Unklarheiten besprochen und Probleme beseitigt werden, und es finden laufend Qualitätskontrollen und Weiterbildungen statt. Stilistisch dürfen und sollen sich die Antworten durchaus unterscheiden: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind frei in der Formulierung der Antworten, können aber auf Wordings als Grundlagequellen zurückgreifen. Automatisierte Standard antworten erhält man vom SRF-Kundendienst also nicht.
Trotz der anhaltend herausfordernden Situation sind Sandra Kröbl und Regula Hollenstein nicht covid-müde. «Klar hat das Gefühl, dass die Leute ‹hässig› sind und man auch weniger bereit ist, andere Meinungen zu akzeptieren und aufeinander zuzugehen, etwas zugenommen in den vergangenen Jahren, und das spitzte sich in der Coronazeit nun zu», erzählt Regula Hollenstein. Aber: «Wir erfahren trotzdem viel Dankbarkeit. Die Menschen interessieren sich für alles Mögliche auf der Welt, und weil wir täglich darüber berichten, sind wir wichtig für sie.» Und diese Aufgabe nimmt der SRF-Kundendienst sehr ernst: Ob es darum geht, herauszufinden, welches Lied zu einer bestimmten Zeit am Radio lief oder wie nochmals dieses Buch hiess, auf welches in einer Sendung verwiesen wurde: Man betreibt tiefschürfende Recherchen fürs Publikum. Und Sandra Kröbl ist überzeugt: «Unsere Arbeit wird sehr geschätzt.» Vom Publikum ebenso wie von den Kolleginnen und Kollegen.
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