Nahbarkeit auf «Clubhouse» – aber noch nicht für alle

Anfang Jahr ist die Social-Networking-Anwendung Clubhouse in der Schweiz so richtig durchgestartet. Dabei trifft man sich in Audio-Chats, um über alles Mögliche zu quatschen. Dieser Boom hat auch die Programmschaffenden von SRF neugierig gemacht.

«Rundumfunk», «Let’s talk about talks» oder «Radiogeplau­der» – in diesen und weiteren digitalen Räumen haben sich SRF-­Macherinnen und ­Macher in den letzten Wochen auf Club­house verabredet, um über verschiedene Themen zu plaudern: wie beispielsweise über die Verantwortung als Journalistin, wie das mit der Diversität am Sender gehandhabt wird, welche Leckereien bei Moderatoren auf dem Zmittagstisch landen oder wie die Redaktionen mit Verschwörungstheorien umgehen. Und vereinzelt haben die Verantwortlichen des Podcasts SRF News Plus sogar ihre Redaktionssitzung live auf Clubhouse abgehalten. Noch vor einigen Jahren wäre so etwas für SRF-Programmschaffende undenkbar gewesen. Dass man den Austausch mit dem Publikum über die persönlichen Kanäle aktiv sucht. Dass man spontan neue Formate ausprobiert, ohne zu wissen, wohin diese führen. Der sogenannte FOMO-Effekt – «Fear Of Missing Out» (zu Deutsch: Angst, etwas zu verpassen) – lässt grüssen. Wer sich aber auf diesem audiobasierten Experimentierfeld bewegt, dem wird schnell klar, dass Clubhouse vor allem eines bietet: Nahbarkeit. Etwas, das in Zeiten der Pandemie womöglich bei vielen zu kurz gekommen ist.

Bei den Talks, die von SRF-Persönlichkeiten gehostet werden, kann das Publikum Feedback auf die Arbeit geben und direkt Fragen stellen. Das ist grundsätzlich nichts Neues und wird auch auf anderen Social-­Media-­Kanälen gemacht. Allerdings passiert das in den Kommentarspalten auf Facebook, Twitter oder Instagram hauptsächlich schriftlich. Um jedoch auf Clubhouse mitreden zu können, muss man von den Moderierenden auf die virtuelle Bühne gehoben werden. Das geschieht durch ein Handzeichen, wozu es für manche merklich viel Überwindung braucht. Die meisten Leute in den Talks sind stille Zuhörerinnen und Zuhörer. Der Ton sei generell rücksichtsvoller als auf anderen Plattformen, bemerken einige Medienschaffende in den Gesprächen. Scharfe Kritik oder gar Hate Speech gelangt hauptsächlich über andere Kanäle zu SRF. Ein Effekt, der wahrscheinlich auch auf die verknappte Verfügbarkeit von Clubhouse zurückzuführen ist: Nur wer eine Einladung von einer bereits aktiv nutzenden Person und eine neuere iOS-­Version auf dem iPhone installiert hat, kann sich überhaupt mit einem Profil registrieren. Bevor Clubhouse also bei SRF Einzug in den Redaktionsalltag hält, muss sich die audiobasierte App mehr für die breite Bevölkerung öffnen. Alles andere ist mit dem Service-­public­-Gedanken «Zugang für alle» nicht kompatibel.

Text: LINK/Vera Gächter

Bild: Isalena Sutter

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