Carte Blanche: Gelassenheit ist gefragt

In der Rubrik «Carte blanche» haben Autorinnen und Autoren die Möglichkeit über ein Thema zu schreiben, welches ihnen persönlich am Herzen liegt. Dieses Mal: Ladina Darnuzer. Sie hat Germanistik und Philosophie studiert, arbeitet in der Kommunikation und ist Vorstandsmitglied der SRG Region Basel.

Wir müssen übers Gendern bei SRF reden. Es sei bevormundend, sagt man mir.

Kritiker:innen tun sich allgemein schwer mit dem Thema Gendern. Das verwundert an sich nicht, Sprache ist verflochten mit Identität und Wohlbefinden. Werden Debatten emotional geführt, sind Dialog und sachliche Auseinandersetzung oft schwierig.

Schweizer Radio und Fernsehen SRF ist sich seiner Vorbildfunktion bewusst. Es arbeitet entsprechend gewissenhaft und wird dabei von einer ebenso verantwortungsbewussten und engagierten Trägerschaft unterstützt. So können wir uns an SRF orientieren und dazulernen, Sprache und Horizont erweitern – nicht mehr und nicht weniger.

Warum nun das Gendern bei SRF? SRF ist dem Service public verpflichet und hat die Schweiz in ihrer ganzen Diversität abzubilden. So steht es in den publizistischen Leitlinien, die fortlaufend weiterentwickelt werden. SRF will darum künftig genderneutral berichten – im Sinne der Inklusion aller und zum Betonen und Pflegen unserer Vielfalt.

Natürlich reagiert SRF auch auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen. Aber nicht nur die Rufe von heute, sondern auch Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass die Entdiskriminierung von Sprache zunehmend einem Bedürfnis entspricht. Dass heute kaum noch jemand «Fräulein» sagt, zeugt von einer allgemeinen Einsicht, dass die Kennzeichnung einer unverheirateten Frau – zudem im Diminutiv und damit herabsetzend – nicht mehr zeitgemäss ist.

Sprache ist kein starres Konstrukt. Sprache wandelt sich mit den Menschen und Gesellschaften, die sie pflegen und prägen. Nun wird das Bedürfnis laut, unserer Vielfalt auch sprachlich gerechter zu werden. Wer darauf mit prinzipieller Empörung reagiert, verpasst die Chance, den sich abzeichnenden Wandel mitzugestalten.

Natürlich, die perfekte Lösung ist noch nicht gefunden. Wir müssen mit den vorliegenden und stets dazukommenden Umsetzungsvorschlägen das Beste machen. In der Regel wird einem daraus auch kein Strick gedreht. Wer aufgrund weniger Moralapostel:innen gleich auf Hetze schliesst, zeigt dieselbe emotionale Übertreibung, die er oder sie anprangert.

Lasst uns gelassener reagieren. Lasst uns konstruktiv kritisieren und machen, was wir können. Lassen wir SRF ein mögliches Vorbild und Orientierungshilfe sein. Nicht mehr und nicht weniger.

Text: Ladina Darnuzer

Bild: zVg

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