Berichterstattung über Corona-Demos vor der Ombudsstelle
In den letzten Wochen und Monaten wurde auch in der Schweiz immer wieder gegen Corona-Massnahmen demonstriert. Mehrere Beanstandende sind unzufrieden mit der SRF-Berichterstattung über die Demonstrationen. Sie werfen SRF vor, nicht bzw. falsch über die Anlässe informiert zu haben. Die Ombudsleute teilen die Vorwürfe nicht.
Im Kern einer der Beanstandungen geht es um die Fragen, wann SRF über eine Demonstration oder Kundgebung berichtet und welche Teilnehmerzahlen es angibt.
Kriterien für die Berichterstattung
Jede einzelne Demonstration oder Kundgebung werde von den Redaktionen nach den drei Kriterien Aktualität, Relevanz und Newsgehalt angeschaut, schreiben Redaktionsverantwortliche von SRF in ihrer Stellungnahme. So müsse etwas aktuell geschehen sein oder ein Thema latent aktuell sein. Relevanz bedeute, ein Ereignis oder Thema müsse für die politische und gesellschaftliche Diskussion von Bedeutung sein. Unter Newsgehalt verstehe man, dass tatsächlich etwas Neues passiert sei oder neue Themen und Aspekte in die Diskussion eingebracht würden. «More of the same» genüge nicht für eine Berichterstattung.
Bei den täglichen oder wöchentlichen Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen sei der inhaltliche Newsgehalt bescheiden oder nicht vorhanden, meinen die Redaktionsleitenden von SRF. Die Wiederholung von Demonstrationen mit den gleichen Argumenten rechtfertige somit keine sich wiederholende Berichterstattung.
Häufig über Demonstrationen berichtet
SRF belegt, dass es trotz der oftmals gleichen Argumente in den vergangenen Wochen und Monaten sehr wohl, häufig und breit über die verschiedensten Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen auf verschiedenen Kanälen (Fernsehen, Radio, online) berichtet hat. Kaum eine Bevölkerungsgruppe der Schweiz habe in den letzten Wochen und Monaten derart viel Aufmerksamkeit in den Medien und bei SRF erhalten, wie die Massnahmen-Gegner, betonen die Redaktionsverantwortlichen von SRF.
Die Krux mit den Zahlen
Der Beanstander moniert weiter, SRF habe jeweils zu niedrige Zahlen zu den Demonstrationsteilnehmenden angegeben und verbreite damit bewusst Falschinformationen.
SRF weist diesen Vorwurf entschieden zurück. Es stütze sich bei den Zahlenangaben jeweils auf seriöse Quellen. Da die Polizei seit einigen Jahren keine exakten Zahlen mehr veröffentliche, verwende SRF die Angaben von Nachrichtenagenturen. Diese seien mit erfahrenen Journalistinnen und Journalisten jeweils vor Ort. Durch ungefähre Zahlenangaben und die gewählten Formulierungen wie zum Beispiel «Tausende Menschen» oder «Grossaufmarsch» sowie aufgrund von gezeigten Bildern der Menschenmengen könne man sich ein richtiges Bild einer Demonstration machen.
Kaum etwas sei schwieriger als das Bestimmen einer Menschenmenge, geben die Ombudsleute zu bedenken. Dazu komme, dass Eigeninteressen das Schätzen schnell beeinflussten – in die eine oder die andere Richtung. Deshalb seien die von SRF gewählten ungefähren Zahlenangaben wie «Tausende» zutreffender als eine «konkrete» Schätzung.
Insgesamt kommen die Ombudsleute zum Schluss, dass die Berichterstattung von SRF nicht gegen das Radio- und Fernsehgesetz verstösst. Sie unterstützen die Beanstandung nicht.
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