«Switzerland says sorry!»: Neues Format von Patrick Karpiczenko für SWI swissinfo.ch
In einem neuen satirischen Videoformat von SWI swissinfo.ch entschuldigt sich der Schweizer Komiker und Regisseur Patrick Karpiczenko für die kleinen und grossen Verfehlungen der Schweiz.
Der Schweizer Bankenplatz hat in den letzten Jahren aufgeräumt, aber die Schurken der Filmbranche haben hier immer noch ihre Konten. Und sie sind nicht die Einzigen: Auch russische Oligarchen haben ein Faible für Schweizer Banken.
Mit seinen tiefen Seen und hohen Bergen ist das Alpenland voller Kontraste. Humanitäre Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) haben hier ihren Sitz, aber auch skandalumwitterte internationale Sportverbände wie die FIFA. Die Schweiz ist sowohl Vorbild als auch schwarzes Schaf der Herde. Unbedrohlich wie ein Schweizer Taschenmesser und doch immer wieder im Fokus der internationalen Kritik.
In einer langen Tradition
In «Switzerland says sorry!» geht der Schweizer Komiker und Regisseur Patrick Karpiczenko dieser Ambivalenz auf den Grund und entschuldigt sich bei der Welt - für kleine und große Verfehlungen. Die Beiträge, die der Berner selbst realisiert und entwickelt, sollen informieren und unterhalten – vor allem auf Social Media.
Satire ist seit jeher die Überschneidung von Humor und Ernsthaftigkeit. Seit Jon Stewart, ehemaliger Moderator der «Daily Show», 2009 zum vertrauenswürdigsten Nachrichtensprecher in den USA gewählt wurde, hat die Satire in den Mainstream-Medien Einzug gehalten. Von «Last Week Tonight with John Oliver» bis hin zu animierten Erklärungen von Vox, Cheddar oder VICE, für Nachrichtenkonsumenten gibt es heute eine große Auswahl in den sozialen Medien. Das neue Format von SWI swissinfo.ch soll Teil dieser Tradition sein.
In der ersten Folge geht es um den neuen Erweiterungsbau des Kunsthauses Zürich, den die Stadt Zürich errichtet hat, um die Kunstsammlung des umstrittenen Waffenhändlers Emil Bührle zu zeigen – eine Sammlung, deren rechtmässiger Erwerb während des Zweiten Weltkriegs angezweifelt wird. Was viele Experten:innen als unzureichende Provenienzforschung bezeichnen, ist für die politisch links orientierte Stadt zu einem PR-Desaster geworden.
Patrick Karpiczenko über sein neues Format
Patrick Karpiczenko über sein neues Format
Über die Entstehung von «Switzerland says sorry!»
«Ich hab SWI swissinfo.ch das Format vorgeschlagen, weil sie bereits die englischsprachigen Videos ‹Switzerland Second› und ‹How To Make Friends With A Swiss Person›, die unter meiner Regie entstanden sind, geteilt und damit grossen Erfolg gehabt haben. Gerade bei Auslandschweizer:innen und Immigrant:innen scheint meine Nestbeschmutzung recht gut anzukomen. Und weil die Comedyabteilung von SRF keine Inhalte auf Englisch produziert, habe ich bei SWI swissinfo.ch angeklopft. Ich bin extrem dankbar für ihr Vertrauen. Vorallem, weil sie bisher noch keine klassische Satire gemacht haben.»
Über die nächsten Folgen
«In weiteren Folgen entschuldige ich mich zum Beispiel für russisches Geld in der Schweiz, Heidi, Carl Jung und die Käseunion (das mafiöse Käsekartel, von dem so wenige wissen).»
Weshalb das Format auch für Inlandschweizer:innen interessant ist
«Ich bin ja auch Inlandschweizer. Und vieles, was ich bei der Recherche zu «Switzerland says sorry!» gelernt habe, wusste ich vorher nicht. Man tendiert als Inlandschweizer:in dazu, einen grossen blinden Fleck zu haben, was die eigenen Sauereien angeht. Ein weiterer Grund, warum auch Inlandschweizer:innen das Format schauen sollen, ist, weil es lustig ist. Beziehungsweise hoffe ich das doch schwer.»
«Bei den Recherchen zu Raubkunst und Holocaust habe ich zeitweise meinen Sinn für Humor verloren», sagt Karpiczenko. Er sagt auch, dass es schwierig war, die Beziehung zwischen Humor und Journalismus zu definieren. «Wie viel Tiefgang braucht es? Das ist eine Frage, die für die nächsten Folgen noch beantwortet werden muss.»
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