Interview mit Markus Gasser: «Literatur in der digitalen Welt bedeutet auch neu zu hören»
Inspiration für Lesestoff oder gemeinsames Reisen durch literarische Welten: Das Literaturangebot von SRF Kultur ist seit Kurzem um zwei Gefässe reicher. Wir haben Redaktor Markus Gasser fünf Fragen zum Bücher finden, lesen und hören gestellt.
SRG Deutschschweiz: Wir lesen immer mehr digital. Wie verändert das eure Berichterstattung über Literatur?
Markus Gasser: Dass die Leute immer mehr digital unterwegs sind, heisst für uns in erster Linie, dass zur klassischen Berichterstattung in Radio und Fernsehen auch Online-Artikel und Social-Media-Posts als neuere Formate für die Literaturkritik dazukommen. Sie ermöglichen eine andere Art von Aufmerksamkeit für die bisherigen Angebote von SRF: digitale und klassische Berichterstattung ergänzen einander und können miteinander verschränkt werden. Beispielsweise die neue SRF-«Bestenliste»: Sie stellt jeden Monat ganz kurz die fünf besten Bücher vor, ausgewählt von einer Jury aus 50 Expertinnen und Experten aus der Literaturszene, publiziert auf den Online-Seiten von SRF. Über diese Bestenliste können wir auf vertiefende Sendungen und Besprechungen unserer Redaktion verlinken.
Literatur hören und hörbar machen: Wie gelingt das in der digitalen Literaturwelt?
Die digitale Welt bedeutet tatsächlich nicht nur neu lesen, sondern auch neu hören. Dieser Entwicklung werden wir beispielsweise mit dem zweiten neuen Angebot gerecht: mit dem Podcast «Literaturclub: Zwei mit Buch». Er klingt anders als eine klassische Radiosendung, sagen wir auf SRF 2 Kultur. Seine Tonalität ist auf die Hörerwartung an ein digitales Format zugeschnitten und damit ein bisschen gesprächiger, lockerer – aber ohne, dass wir in der journalistischen Präzision oder der inhaltlichen Tiefe Abstriche machen würden. Die beiden Hostpaare gehen in jeder Podcastfolge zusammen auf eine Reise durch ihre Leseerfahrung, Stimmen von Autoren oder Experten ergänzen dazu Hintergründiges.
Wie gelingt es, auch Nicht-Leseratten mehr Lust auf Bücher zu machen?
Unsere Angebote sind primär schon für Leseratten. Aber es gibt verschiedene Arten von Leseratten. Die Einen lesen, um in fremde Welten einzutauchen. Sie erwarten daher von Literaturberichterstattung eher Anregungen für die nächste Lektüre. Für Andere ist das Lesen Teil der intellektuellen Auseinandersetzung mit der Welt, mit dem Leben. Sie sind eher an Hintergründen und einer vertieften Auseinandersetzung interessiert. Aber dank unserer Präsenz etwa auf der SRF News App oder auf Facebook von SRF 1 erreichen wir auch Leute, die gar nicht explizit Literaturangebote suchen, sondern zufällig über einen Bericht oder Beitrag stolpern und so vielleicht zum Lesen eines Buches kommen. Das bedeutet, dass wir durchaus auch Menschen erreichen, die noch keine Leseratten sind.
Verraten Sie uns Ihre Tipps, um einfach eine spannende Lektüre zu finden?
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Für Leute, die auf der Suche nach einem Tipp sind und nicht wissen, was sie aus dem riesigen Buchangebot herauspicken sollen, ist die monatliche «Bestenliste» sehr geeignet. Sie wird von einer Jury aus Profis erstellt, von der Buchhändlerin bis zum Literaturwissenschaftler, und richtet sich nicht an Superspezialisten, sondern bietet Anregungen. Mein zweiter Tipp ist die Sendung «BuchZeichen» auf Radio SRF1. Jeden Dienstagabend besprechen meine Kolleg:innen zwei bis drei Bücher, erzählen, um was es geht und warum es ihnen gefällt.
Als Literaturredaktor sind Sie mittendrin. Wie finden Sie Ihre Lektüre?
Grundsätzlich über die Verlagsprospekte mit Neuerscheinungen. Aber wenn ich Lust auf etwas ganz Neues habe, gehe ich in eine gut sortierte Buchhandlung, blättere durch die Seiten oder ich frage die Buchhändler:innen. Meistens komme ich mit guten Tipps und zwei, drei neuen Büchern in der Tasche raus.
Literatur: Alles auf einen Blick
Alle Literaturformate von SRF sind neu an einem Ort gebündelt auffindbar: www.srf.ch/literatur
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