Nachwuchsjodlerin will mit Klischees aufräumen

Jodlerin Arlette Wismer ist das Gesicht des Facebook-Formats «Wismer gfallt» von SRF. Mit überraschenden Social-Media-Videos möchte sie einer jungen Zielgruppe zeigen, dass Volksmusik alles andere als verstaubt ist.

Jodeln ist mit vielen Vorurteilen verbunden. Niemand weiss das so gut wie Nachwuchstalent Arlette Wismer. Schliesslich musste sie sich während ihrer Zeit am Gymnasium so einige dumme Sprüche anhören. Das tat ihrer Begeisterung fürs Jodeln allerdings keinen Abbruch, sondern motivierte sie stattdessen, den Leuten zu zeigen, dass Jodeln keine verstaubte Musikrichtung für alte Menschen auf dem Land ist. «Viele Leute haben schlicht keine Ahnung. Jodeln ist wahnsinnig vielfältig und kann total modern interpretiert werden», erklärt Wismer.

Genau das möchte sie den Zuschauerinnen und Zuschauern des Formats «Wismer gfallt», das seit Mai letzten Jahres auf dem Facebook-Kanal «SRF Volksmusik» publiziert wird, zeigen. Für die rund fünfminütigen Videos reist die 22-Jährige durchs ganze Land, fordert etwa die Kapelle Enzian aus Urnäsch zu einer Challenge heraus, verleitet den Jodlerklub Schüpfheim zum Kafi-Luz-Trinken oder lässt Passantinnen und Passanten in den Strassen Luzerns die schönsten Kinderlieder in die Kamera trällern. Nach ihrer Babypause soll es diesen Frühling weitergehen.

Wismer selbst wurde die Liebe fürs Jodeln gewissermassen in die Wiege gelegt. Mutter Priska Wismer, selbst aktive Jodlerin, nahm sie bereits als Baby an die Proben des von ihr gegründeten Kinderjodelchörlis mit. Kaum war sie alt genug, sang Arlette mit voller Inbrunst mit und übertönte schon bald alle ihre Gspänli. Von ihrer Grosstante, Jodlerin und Komponistin Marie-Theres von Gunten, lernte sie später wichtige Jodeltechniken. Mit 13 gewann sie schliesslich den jährlichen Folklore-Nachwuchswettbewerb in der Sparte Jodeln. Seitdem tritt sie regelmässig in der ganzen Schweiz auf – solo, im Terzett oder in verschiedenen Familienformationen –, hat bereits zwei CDs aufgenommen und komponiert ausserdem eigene Stücke. «Beim Jodeln fühl ich mich einfach zu Hause. Ich machs unglaublich gern», erzählt Wismer. Das Schönste an der Volksmusik sei allerdings, dass es fremde Menschen verbinde. «Man kennt dieselben Lieder und kann einfach miteinander singen. So ergeben sich wunderbare Momente mit Menschen aus der ganzen Schweiz.»

Am liebsten singt Wismer aber moderne Stücke, etwa von Komponisten wie Nadja Räss oder Markus Flückiger, deren Melodien zwar aus der traditionellen Form des Jodelns fallen, aber dennoch stark mit ihr verbunden bleiben. «Immer wieder kommen Leute auf mich zu und sagen, sie hätten nicht gewusst, dass Jodeln so modern sein kann. Genau diese Botschaft versuche ich auch in meinen Videos zu transportieren. Ich will mit Klischees aufräumen», so die Neo-Moderatorin. Was genau die zweite Staffel bringt, will Wismer noch nicht verraten. Allerdings hofft sie, dass das Format irgendwann nicht mehr nur auf Facebook, sondern auch auf Instagram oder TikTok verfügbar sein wird. «Ich denke, die wirklich Jungen findet man eher auf diesen Plattformen. Es würde mich freuen, auch ihnen diesen frischen Zugang zur Volksmusik zu ermöglichen», sagt Wismer.

Ob Facebook oder TikTok – die junge Jodlerin glaubt fest an die Zukunft der Volksmusik. Allein schon die Tatsache, dass die Hochschule Luzern künftig einen Bachelor in Volksmusik anbietet, sei ein gutes Zeichen und zeige, dass die Volksmusik längst nicht tot sei. «Es freut mich, dass sowohl Tradition wie auch Moderne durch einen solchen Studiengang gefördert werden», bilanziert die Sängerin. Und zum Erhalt dieser Vielfalt will Wismer nun auch mit ihrem Facebook-Format beitragen.

Text: Nicole Krättli

Bild: SRF/Oscar Alessio

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