Alles zieht um; oder doch nicht?

Was passiert eigentlich mit der ganzen Schallplattensammlung des Zürcher Radiostudios, wenn es diesen Sommer vom Brunnenhof in die Radio Hall am Leutschenbach zieht? Eine Frage, die die Dokumentalistinnen und Dokumentalisten von SRF beschäftigt hat.

Es handelt sich um unglaublich viele Platten. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sich ungefähr 80 000 Vinyl- und Schelllackplatten im Radiostudio-Archiv befinden. Auch historisch betrachtet ein unglaublicher Schatz; die ältesten Platten sind so alt wie das Radiostudio selbst, knapp 90 Jahre.

Natürlich wird heutzutage die Musik im Radio fast ausschliesslich digital aufbereitet. Ab und an gibt es aber Musikstücke, die nicht digital verfügbar sind und von den Schallplatten nachdigitalisiert werden müssen. Nicht selten handelt es sich dabei um vergriffene Schweizer Musik. Die Schallplatten ab 1986 lassen sich digital recherchieren, die älteren hingegen nur mithilfe des sogenannten Paternoster-Karteikastens. Hunderttausende Papierkarteikärtchen gibt es in diesem riesigen Möbel, denn jedes Musikstück ist mehrfach erfasst: nach Interpret oder Interpretin, nach Titel, Thema usw.

Paternoster-Schrank
Keine Zügelkiste für den Paternoster-Schrank.

Was aber kommt in die Zügelkiste? 130 Laufmeter Vinylplatten ziehen mit in die Radio Hall um. Hier werden die neueren Platten ab 1986 aufgestellt, damit sie sichtbarer werden und für die Programmschaffenden gut zugänglich sind. Die restlichen 400 Laufmeter wandern in die «Katakomben», ins Hauptarchiv im SRF-Untergeschoss. Mit ihnen die zahlreichen Karteikarten in Schachteln, verteilt in Zettelkästen und auf Regalen – aber ohne den grossen Paternoster-Schrank. Paternoster bleibt dann höchstens ein Gebet auf den Lippen der Dokumentalistinnen und Dokumentalisten, möge ihre Suche auch in Zukunft erfolgreich sein.

Text: Pernille Budtz

Bild: Raffinerie (Illustration), Lea Plattner (Bild Paternoster)

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