Rufschädigender Virusnamen beanstandet
In einem Online-Artikel über die «Affenpocken» titelte SRF News am 19. Mai 2022: «Afrikanische Infektionskrankheit greift auf Europa über». Eine Beanstanderin kritisiert, der Titel beruhe auf alten rassifizierten und stereotypisierten Bildern und verursache Angst. Die Ombudsleute sehen keinen Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit, sie erinnern die verantwortliche Redaktion jedoch an die Empfehlungen der WHO über Bezeichnungen von Krankheiten.
Neue Krankheiten oder ein neues Virus würden oft nach dem Ort, wo sie erstmals auftraten, benannt, so die Ombudsleute. Als Beispiele nennen sie das «Toskana-Virus», «Schmallenberg-Virus», das «Philadelphia-Chromosom», «Ebolafieber» oder die «Marburger Affenkrankheit». «MERS» heisst «Middle-East Respiratory Syndrome», das «Zika-Virus» wurde nach dem Zika-Forest, einem Wald in Uganda, benannt. Da die «Affenpocken» bis 2019 fast ausschliesslich in Zentral- und Westafrika festgestellt worden sind, ist der Begriff «afrikanische Infektionskrankheit» in Anlehnung an die verbreitete Benennungsstrategie für die Ombudsstelle nachvollziehbar.
WHO empfiehlt keine Orts- oder Tiernamen
Die Ombudsleute erinnern jedoch an eine Empfehlung der WHO aus dem Jahr 2015. Die WHO empfehle, Bezeichnungen einer Krankheit oder ihres Erregers nicht von Ausdrücken wie Orts- oder Tiernamen abzuleiten. Ein Grund dafür seien negative Effekte, die mit einem regional inspirierten Virusnamen einhergehen könnten. Ganze Regionen sähen sich plötzlich mit einem tödlichen Virus assoziiert. Die Benennungen selbst würden zwar nicht als «rassistisch» eingestuft, «rassistisch» motivierte Übergriffe könnten aber als Folge davon nicht ausgeschlossen werden.
Die Ombudsleute sehen zwar keinen Verstoss gegen die Sachgerechtigkeit, sie appellieren jedoch an die SRF-Redaktionen, die Empfehlung der WHO umzusetzen.
SRF hat keine Angst geschürt
Den zweiten Kritikpunkt, der Titel verursache Angst, unterstützen die Ombudsleute nicht. Zwar könne die Ausbreitung der «Affenpocken» auf Europa Angst auslösen, der Online-Artikel von SRF schüre diese aber nicht. Es werde im Artikel auch darauf hingewiesen, dass die Symptome der Krankheit vergleichsweise harmlos seien.
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